-->Die Welt, 24.12.
CSU: Zahl der Auswanderer steigt. Partei warnt in Arbeitspapier vor Auswirkungen auf die Sozialsysteme
Berlin - Die CSU hat ihre Forderungen im Zusammenhang mit dem Zuwanderungsgesetz der Bundesregierung verschärft. Statt immer mehr Einwanderer ins Land zu lassen, müsse es darum gehen, die Zahl der deutschen Auswanderer zu senken und bereits ausgewanderte Bundesbürger wieder zur Rückkehr nach Deutschland zu veranlassen, fordert der wirtschafts- und arbeitspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe, Johannes Singhammer, in einem der WELT vorliegenden Arbeitspapier für die Landesgruppe.
Singhammer schreibt in dem Papier von einem steigenden Auswanderungsdruck. So habe sich die Zahl der Fortzüge ins Ausland in den letzten 25 Jahren mehr als verdoppelt. „Sind 1974 insgesamt 25 168 Deutsche ins Ausland gezogen, so waren es 1999 insgesamt 116 410 Fortzüge“, schreibt Singhammer. In den letzten zehn Jahren hätten 1,1 Millionen Deutsche die Bundesrepublik verlassen. Das Hauptmotiv könne dazu nur beruflicher Natur sein, meint Singhammer. Denn die Zahl der Fortzüge der 65-Jährigen und Älteren sei mit insgesamt 5000 verschwindend gering.
„Vornehmlich besser Verdienende und höher qualifizierte Menschen, die in Deutschland eine hervorragende Ausbildung genossen haben, aber berufliche Chancen hier nicht erkennen können, verlassen Deutschland“, stellt Singhammer fest. Beweggründe für diese in der öffentlichem Debatte weit gehend ignorierte Auswanderung seien die hohe Abgabenlast, die überbordende Bürokratie und mangelnde Innovationsförderung. Viele Menschen fühlten sich eingeengt.
Die Auswirkungen auf die demographische Entwicklung und die Sozialsysteme seien durch die Flucht ins Ausland „verhängnisvoll“, so Singhammer. „Die kontinuierliche Abwanderung Jüngerer lässt die Generationenbalance noch schneller aus dem Gleichgewicht geraten“, warnt der CSU-Politiker.
„Zuwanderung ist der falsche Weg“, so Singhammer. Das eigene Arbeitskräftepotenzial in Deutschland reiche völlig aus. „Die Politik muss sich der wachsenden Abstimmung mit den Füßen gegen Deutschland annehmen“, fordert der CSU-Mann. Ein Teil der Elite in Deutschland werde durch Bürokratismus, ein ungerechtes Steuersystem und mangelnde Flexibilität entmutigt. hl
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