-->Frage: Zurück im März 1997 warnten Sie vor ernsten Problemen, die in den schwer verschuldeten Wirtschaftswunderländern des Fernen Ostens lauerten. Was veranlasste Sie, dieses Problem zu erkennen?
Richebacher: Ihr Aufschwung war kreditgetrieben. Sie verschuldeten sich tief für eine übertriebene Expansion.
F: Die gleiche alte Geschichte?
R: Ja, ausuferndes Wachstum von Geld und Kredit und die typischen Symptome, die mit überhitzten Ã-konomien einhergehen - Inflation, Spekulation und Finanzexzesse.
F: Dann sagten Sie im Juni 1998, „Später in diesem Jahr wird sich die U.S. Wirtschaft abrupt verlangsamen.“ Was sahen Sie damals?
R: Die Gewinne gingen zurück und Firmen ergingen sich in finanziellen Selbsttäuschungen und Buchhaltungstricks, einschliesslich exzessiver Spekulation und Hebeln. Ich schrieb, dass wenige sich durch den explodierenden papierenen Reichtum immens bereicherten, aber Sparen und Kapitalbildung waren jämmerlich.
F: Dann sagten Sie den Zusammenbruch des Aktienmarktes und der Technologieblase voraus. Wie?
R: Die grossen spekulativen Auswüchse in der Geschichte waren mit Neuheiten verbunden, welche für das breite Publikum aufregend waren. Das war mit dem Internet der Fall und, zusammen damit hatte man die ständig präsente Täuschung über Geld und Kredit. Ja, ich schrieb, dass ein Bärenmarkt unvermeidlich war.
F: Spät in 1999 nannten Sie es einen klassischen spekulativen ‚blowoff‘. Wieso Sie und niemand anders? Ich erwähne, dass Lawrence Kudlow ständig sagte, das Internet sei wichtiger als die FED, und dass der Dow auf 30,000, später 50,000 und höher steigen würde.
R: Ja, diese Art von Unsinn half mit, den Wall Street Boom anzuheizen. Wir erwarteten, dass ein scharfer Fall der Technologieaktien der Todesstoss für die grössere U.S. Aktienblase sein würde, und es war so.
F: Im Herbst 2000 war der Glaube weit verbreitet, dass die amerikanische Wirtschaft eine weiche Landung vollführen würde. Wie dachten Sie darüber?
R: Nun, ich schrieb, dass Hoffnungen für eine weiche Landung der amerikanischen Wirtschaft völlig fehl am Platz waren. Die Kreditübertreibungen der späten 90er Jahre waren ein mehrfaches schlimmer als jene in den 80ern und sogar als die in den 20ern. Das gleiche galt für die Ungleichgewichte in der Wirtschaft und im Finanzsystem. Man brauchte eigentlich nur die Nullrate der persönlichen Ersparnisse und das stupende Handelsdefizit anzuschauen. Angesichts dieser katastrophalen Tatsachen von ausgezeichneten Grundlagen der amerikanischen Wirtschaft zu sprechen, erforderte viel Dummheit.
F: War es die schlimmste Kreditblase in der Geschichte?
R: Absolut.
F: Was sagten Sie über die V-förmige Erholung, welche alle Experten damals voraussagten?
R: Ich schrieb, es werde eine grosse Überraschung sein, wie rasch sich die amerikanische Wirtschaft in der Zukunft abschwächen werde.
F: Worauf gründete die Voraussage?
R: Die Gewinne fielen zusammen, schwer verschuldete Firmen verlangsamten ihre Ausgaben und Neuinvestitionen in Kapitalgüter waren eingebrochen. Ernsthafte Probleme überall.
F: Das bringt uns zur heutigen Situation. Werden wir erneut in eine Rezession kippen?
R: Ja. Eine drastische Abschwächung der amerikanischen Wirtschaft ist der grosse Schock, den die Welt zu gewärtigen hat. Ein fallender Dollar wird es in einen Albtraum verwandeln.
F: Wie können Sie so sicher sein? Die meisten Ã-konomen sehen eine Erholung.
R: Ich bin entsetzt über das tiefe Niveau des amerikanischen ökonomischen Denkens. Elementare Einsichten in wirtschaftliche Vorgänge, welche von allen Schulen seit mehr als 200 Jahren akzeptiert sind, sind unbekannt, verworfen worden, oder sogar (put on their head, versteht Übersetzer nicht). Tatsache ist, dass ernsthafte Strukturprobleme bestehen, welche jede Möglichkeit einer anhaltenden wirtschaftlichen Erholung ausschliessen.
F: Welche sind dies?
R: Fallende Gewinne, rekordmässig fehlende Ersparnisse, Zusammenbruch der Kapitalausgaben, noch nie gesehener Exzess von privater Verschuldung und Konsum, massives Defizit in den öffentlichen Ausgaben, massakrierte Bilanzen und rekordhohe Schuldenstände.
F: Tönt ja schrecklich. Ist das eine so schlimm wie das andere?
R: Am übelsten ist das Nachgeben der Gewinne und der Ausgaben für Kapitalgüter. Sie verstärken einander in einer Abwärtsspirale.
F: Wieso sagt kein einziger ‚mainstream‘-Ã-konome irgend etwas davon?
R: Nicht nur Ã-konomen, sondern auch die amerikanischen Politiker und das Publikum sind in einem Zustand des Verleugnens der Schwere der ökonomischen und finanziellen Situation.
F: Aber warum?
R: Das Hauptproblem ist ein Mangel an Verständniss und der blinde Glaube in die Allmacht der Federal Reserve.
F: Gut, die Fed hat die Zinsen aggressiv gesenkt. In der Vergangenheit hat es doch funktioniert?
R: Dieser Abschwung ist in dramatischer Weise verschieden von allen vorangegangenen Nachkriegs-Rezessionen. Sie ist nicht durch knappes Geld in die Welt gekommen, sondern durch Ausgabenexzesse, welche nicht aufrecht erhalten werden können und die ein bankrottes (wörtlich überspanntes) Finanzsystem zurückgelassen haben.
F: Sie meinen, dass tiefe Zinsen hier nicht helfen?
R: Zum ersten Mal in der Nachkriegszeit fielen U.S.-Wirtschaft und Aktienmarkt in einem Umfeld von aggressiven Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank und dem grössten je gesehenen Wachstum von Geldmenge und Kredit. Die Kräfte, welche diesmal die amerikanische Wirtschaft niederdrücken, sind radikal verschieden von denen, welche vergangene Rezessionen bewirkt hatten.
F: In welcher Hinsicht?
R: Die Implosion der Gewinne ist das Offensichtlichste und Wichtigste.
F: Die Fed hat die Zinsen gesenkt, um das Geldausgeben zu stützen. Sie sagen, die tiefen Zinsen würden nicht funktionieren, aber das Publikum nützt doch Gelegenheit tiefer Zinsen, um Geld auszugeben, oder nicht?
R: Das ist richtig. Amerika bekämpft die Rezession mit noch mehr Ausgabenexzessen der Konsumenten.
F: Könnten die Konsumenten das Schiff über Wasser halten?
R: Das Konsumentenvertrauen ist am Fallen. Noch wichtiger, die ökonomischen Daten der vergangenen Monate lassen den Schluss zu, dass die amerikanischen Konsumenten angefangen haben, zurückzustecken.
F: Das hört man nie.
R: Niemand will es glauben. Ein Grund könnte sein, dass nichts anderes in Sicht ist, um die amerikanische Wirtschaft zu stützen.
F: Aber wächst das Einkommen der Konsumenten nicht immer noch?
R: Nein, das Wachstum ist zum Stillstand gekommen und ein grosser Teil dieses Wachstums stammte aus Steuernachlässen.
F: Also könnten die Konsumausgaben stagnieren?
R: Besonders, wenn die Konsumenten weiter Ersparnisse bilden, was gerade kürzlich mit 3 bis 4 % des verfügbaren Einkommens angegeben worden ist. Das wird in Zukunft wahrscheinlich zunehmen. Das wird die Ausgabenexzesse der Boomzeiten beenden.
Uff, es sind noch 5 Seiten! Vielleicht macht SF weiter?
Frohes Fest,
BilyGoat
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