-->Hallo, zusammen,
gestern war es bei allen normalen Geschäfts-Banken übervoll. An den Schaltern für den Zahlungsverkehr.
In einer Bank für preiwat bänking, wei das wohl jetzt heißt, war es gestern ausgestorben, menschenleer.
Ich mußte noch was einzahlen, um die angefallenen Jahreskosten abzudecken, und wurde prompt und völlig unerwartet gleich vom Chef empfangen, kurzes Geplaudere. Was ich mache, wie es gehe, usw. Bei der Einzahlung wurde unaufgefordert ein extrem freundschaftlicher Kurs gewährt, weit günstiger als bei der Konkurrenz.
Offenes ehrliches Gespräch: es geht schlecht, aber dank frühzeitiger Infos hat man sich drauf eingestellt, und der Spatz in der Hand läßt einen vergleichsweise ruhig schlafen.
Daraufhin seine Entgegnung: es herrscht überall von jedem völliger absoluter Pessimismus. Völlige Ratlosigkeit. Soweit dies zu Banken.
Vielleicht schadet es nicht, wenn gerade diese Brüder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden, bloß setzen die ja gerade am verheerenden Hebel an und ziehen sich aus dem Kreditgeschäft zurück, würgen erst recht alles ab.
Dieses Jahr gab es nicht nur fast keine Kalender, sondern auch fast keine Weihnachtskarten mehr. Waren es sonst regelmäßig an die 300 ausgehende und ca. 50 ankommende Karten, so warens diesmal 10:3.
Nicht mal die üblichen Briefchen der jeweiligen Geschäftsleitung, man danke fürs Vertrauen und so weiter.
Ist ja auch nicht nötig, erstens ist es jedes Jahr das gleiche, ein reiner Formalismus, denn ohne jeweils aktuellen Vorteil kauft niemand was, zweitens kostet es Zeit und Geld, und drittens wußte dieses Jahr keiner, was man schreiben sollte, ohne bloß dampfzufaseln. Da hat man es besser gelassen, durch die Bank.
Die Restaurants sind leer, wenn sie nicht ohnehin geschlossen haben. Die Läden auch, nichts zu sehen vom sonstigen Nachweihnachtsrummel.
In der Handelskammerzeitung steht ein Mentaltrainings-Artikel, man solle nicht Probleme sehen, sondern Projekte draus machen, das sei ja *das* Kennzeichen eines Unternehmers. Wie das konkret zu bewerkstelligen sei, wird natürlich nicht gesagt, das sei ja des Unternehmers Aufgabe......
Ein Bekannter importiert Lebensmittel und Getränke aus Amerika, er muß jetzt bei der Einfuhr von Getränkedosen den Trittihnpfand an die Clearingstelle überweisen.
Bloß, die gibts noch nicht. Interessiert aber keinen, er muß abführen. Ist sein Problem, wenn es die Clearingstelle noch nicht gibt.
Er muß jede Dose mit einem einzigartigen Code versehen, so daß jede Dose individuell erkennbar ist. Wobei das wie, wo, wann, wer für wen alles völlig unklar ist. Interessiert aber auch niemanden. BRDDR 2002. Bei Widerhandlungen 50.000 Euro Strafandrohung. Der Pfand ist z.T. teurer als die Ware selbst. Jetzt unterbleiben halt die Importe, ein Arbeitsplatz geht verloren. Ist ja nur einer.
Auch den Beamten klemmts. Ein Bauunternehmer sagte mir, jetzt machten sie sich besonders wichtig, weil sie angesichts der drohenden Einsatz-/Nutzen-Überprüfung beweisen müßten, wie unendlich unentbehrlich sie seien. Falls irgendwo eine winzige Unklarheit steckte, lassen sie jetzt alles erst mal liegen und prüfen, überprüfen, beamten, prüfen nochmals, prüfen ausführlich, und überhaupt, wie immer. Es werde immer grotesker. Immer unwirklicher. Was solls, er gehe bald in Rente.
Bis auf eine einzige Frau, die meinte, man solle hoffentlich alle Bösen beim US-Angriff erwischen, dann sei Ruhe, sind alle anderen besorgt, was auf die Welt zukäme. Die Einstufung ist klar, der Hitzkopf wird als der Zündler am Benzinfaß gesehen, nicht der böse Bärtige aus dem Morgenland.
Viele haben die gleichen Gedanken wie ich, wonach man sich dieses Mal nicht auf das endlich kommende neue Jahr mit neuen Chancen freuen könne, sondern eher sich davor fürchten müsse. Es scheint, als würde der Jahreswechsel irgendwie ausgeblendet.
Am Stand für Sylvesterraketen volle Auswahl, keine Kundschaft. Auch bei den anderen Ständen, an denen ich vorbeifuhr, die gleiche Situation. Ich ging wieder zum Vorjahreshändler, weil der mir einen sher schönen Satz damals empfohlen hat. Er freut sich, daß ich wiederkomme, damals gabs nur noch Reste, heute liegt noch alles da. Für den Satz wie beim letzten Mal und eine weitere Packung macht er mir ungefragt einen Sonderpreis.
Ich bin gespannt, wie es heuer wird. Letztes Jahr war es sehr bunt und feierlich, sogar die Gemeinden stimmten sich ab und zündeten aufeinanderfolgend herrliche Großfeuerwerke. Vielleicht läßt sich aus dem Vergleich ersehen, wie die Gemeindekassen noch gefüllt sind (hier vergleichsweise gut bis sehr gut, auch wenn die Tendenz ebenfalls auf verhalten bis unbefriedigend zeigt).
Wir sind halt mal im Strom der Zeit gefangen, und so wird kommen, was eingeplant ist, stattzufinden. Im Großen wie im Kleinen. Wobei sich die Eintrittswahrscheinlichkeit der verschiedenen Möglichkeiten kontinuierlich ändert - denk ich jedenfalls.
Also machen wir das Beste draus, bei allem Verdruß haben wir hier am Forum den Vorteil einer umfassenden Information, die uns vor groben Fehleinschätzungen hoffentlich bewahren wird.
Kommt alle gut hinüber ins neue Jahr, möge 2003 für jeden viel Heiterkeit ermöglichen, möglichst viele Wünsche wahr werden lassen und keine Schicksalsschläge bringen. Über die gewohnten Lästigkeiten sehen wir ja großzügig hinweg.
Nehmen wir uns den humorvollen, geistreichen Narren im Tarot als Vorbild, er steht über den Dingen und reagiert auf seine, auf die einzig gewinnbringende Weise auf die vorgefundene Lebenssituation - anders läßt es sich im großen Narrenhaus, in dem wir alle leben, nicht durchhalten.
Freuen wir uns also, daß wir auch im kommenden Jahr wieder auf die Politgangster schimpfen dürfen, und überlassen wir das griesgrämige Verbiestertsein und Betroffenheitsgehabe denen, zu denen es besser paßt (Schließlich sagte schon Konfuzius, aus einem verzagten Hintern kommt kein fröhlicher Furz - oder so. ).
Zu uns paßt es nicht, die wir die Verantwortung für uns und unsere Familien selber tragen.
Dann machen wir eben im kleinen, im privaten Bereich aus den Problemen problemlösende Projekte - weil uns gar nichts anderes übrigbleibt.
Alles Gute für 2003 wünscht Euch der Baldur, Ketzer vom Dienst
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