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Der Wechselkurs des Euro
dominiert die Wertentwicklung
Die Bilanz des Anlagejahres 2002 / Aktien sind größte
Vermögensvernichter / Gold bringt nur wenig Rendite
ruh. FRANKFURT, 2. Januar. Die Aktienmärkte haben ihren
Ruf als derzeit größte Verlustbringer bestätigt. Mehr noch als in
den beiden Vorjahren bescherten sie den Anlegern im Jahr 2002
hohe zweistellige Verlustraten. Aufgehellt wurde hingegen die
Stimmung der Investoren, die zumindest einen Teil ihres
Vermögens in weniger riskante Geldanlagen investierten.
Anleihen der meisten Industrieländer verzeichneten ansehnliche
Kursgewinne. Das gilt allerdings nur, wenn sich die Anleger
auf die Eurozone beschränkten oder sich gegen
Währungsverluste absicherten. Ohne dieses Sicherheitsnetz ist
die Jahresbilanz getrübt. Trotz fallender Renditen brachten
beispielsweise Staatsanleihen der Vereinigten Staaten einen
Verlust von fast 5 Prozent. Kursgewinne und Zinsen wurden
durch Devisenverluste aufgefressen. Zu Jahresbeginn 2002
mußten Käufer von Dollaranleihen für einen Dollar 1,13 Euro
zahlen, sie erhielten beim Verkauf am Ende des Jahres aber nur
95 Cent zurück.
Besonders pessimistische Anleger, die eine Krise befürchteten,
investierten einen Teil ihres Vermögens in Gold. Das wirkt auf
den ersten Blick wie eine weise Entscheidung, denn der Preis
für eine Feinunze Gold ist seit Januar von 276 auf bis zu 355
Dollar geklettert und lag Ende Dezember bei 347 Dollar. Das ist
eine für den Goldmarkt besonders starke Bewegung. Doch bei
den Euro-Anlegern ist wegen der Dollar-Schwäche nur ein Plus
von knapp 5 Prozent angekommen. Der Wechselkurs war auch
bei anderen internationalen Geldanlagen der dominierende
Faktor. So schmolzen die ansehnlichen Kursgewinne vieler
exotischer Aktienmärkte dahin. Auch die relativ stabile
Entwicklung der amerikanischen Börsen wird so für den
europäischen Anleger relativiert. Währungsbereinigt schneiden
die an der Wall Street gehandelten Aktien sogar noch
schlechter ab als die europäischen Dividendentitel - mit
Ausnahme der deutschen: Fester Euro hin oder her, der Dax
war mit einem Minus von 44 Prozent die Enttäuschung des
Jahres.
Um noch mehr Geld in den Sand zu setzen, mußten die Anleger
schon türkische, griechische oder argentinische Aktien kaufen.
Aber auch lateinamerikanische Euro-Anleihen ließen die
Investoren schlecht schlafen. Besonders schwach waren
argentinische Titel mit einem Verlust von knapp 30 Prozent.
Die Krise färbte aber auch auf andere Staaten der Region ab.
Wegen der Kurserholung der vergangenen Woche kamen
europäische Brasilien-Gläubiger relativ glimpflich davon. Sie
verzeichnen einen Gesamtverlust von 6 Prozent.
Eine betont risikoscheue Anlagestrategie wurde dagegen mit
Renditen belohnt, die an die besten Zeiten der Aktienmärkte
erinnert. So freuen sich Anleger, die bunt gemischt über alle
Laufzeiten auf deutsche Staatsanleihen gesetzt haben, über
einen Gesamtertrag von 9,3 Prozent.
Vergleichsweise enttäuschend ist dagegen die Wertentwicklung
bei den Anlagethemen, die der Fondsindustrie riesige Zuflüsse
beschert haben. So sind die Anleger massenhaft auf
Geldmarkt- und Immobilienfonds umgestiegen. Dadurch haben
viele Investoren zwar Verluste mit Aktien vermieden, einen
großen Gewinn gab es aber auch mit den Fonds nicht.
Immobilienfonds ohne Ausgabeaufschlag brachten einen Ertrag
von 4,7 Prozent und Geldmarktfonds knapp 3 Prozent. Das gilt
außerdem nur dann, wenn die Anleger den Trend frühzeitig
erkannt haben und zu Beginn des Jahres eingestiegen sind.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.01.2003, Nr. 2 / Seite 19
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