-->1. Vereinfachtes Basismodell für Rüstung und Krieg im Kapitalismus:
Eine Nation bestehe aus 90 Lohnarbeitern und 10 Kapitalisten (z.B. 100Tausende oder Millionen).
Die Regierung presst von den 90 Lohnarbeitern durch Steuern und Abgaben zusätzlich eine Million Geld ab.
Die 1 Million geht als Rüstungsauftrag für Kriegsmaterial an drei der zehn Kapitalisten (die Rüstungsindustriellen).
Anschließend wird das Kriegsmaterial in einem Krieg verpulvert.
Ergebnis: Die 90 Lohnarbeiter sind um eine Million ärmer, ohne dafür etwas erhalten zu haben.
Die drei Rüstungsindustriellen sind um dieselbe Million reicher.
Volkswirtschaftlich wurde durch Rüstung und Krieg Reichtum umverteilt, aber nicht vermehrt.
2. Realistischeres Basismodell: Auch Kapitalisten werden zur Finanzierung von Rüstung und Krieg herangezogen.
Die Regierung presst von den 90 Lohnarbeitern eine Million und auch von den 10 Kapitalisten eine Million Geld ab.
Die 2 Millionen gehen als Rüstungsauftrag für Kriegsmaterial an drei der zehn Kapitalisten (Rüstungsindustrielle).
Anschließend wird das Kriegsmaterial in einem Krieg verpulvert.
Ergebnis: Die 90 Lohnarbeiter sind um eine Million ärmer, ohne dafür etwas erhalten zu haben.
Sieben der zehn Kapitalisten (ziviler Sektor) sind ebenso um 700.000 (ihr Anteil an den Kriegs- und Rüstungskosten) ärmer.
Drei der zehn Kapitalisten (Kriegssektor) sind um 1,7 Millionen reicher (= Rüstungsaufträge minus ihr eigener Steueranteil an den Kriegs- und Rüstungskosten).
3. „Produktives“ Rüstungsmodell: Die Kriegs- und Rüstungskosten werden auf fremde Nationen gelegt.
Falls fremde Nationen die Kriegs- und Rüstungskosten tragen, dann wird volkswirtschaftlich die eigene Nation um den Betrag reicher, den die fremde Nation für Rüstung und Krieg übernimmt.
Auf diese Weise konnten sich die US-Kapitalisten am Ersten und am Zweiten Weltkrieg bereichern, indem sie Großbritannien, Frankreich und Russland mit Kriegsgütern belieferten, die diese als Geschäftskunden der US-Rüstungsindustriellen ganz oder teilweise zu zahlen hatten.
Ebenso profitierte das deutsche Kapital am „Korea-Boom“, indem es Rüstungs- und andere Güter in die USA lieferte, für die die USA während des Koreakrieges keine Kapazitäten mehr frei hatten.
Die schwere Belastung, die der gesamte Rüstungskomplex für eine Volkswirtschaft bedeutet, kann über Rüstungsexporte mehr oder minder auf fremde Nationen verlagert werden. Das betreiben vor allem die USA und Großbritannien als größte Rüstungsexporteure. Aber auch Hungerleider wie Nordkorea verstehen es noch, aus der Kriegsrüstung ein Geschäft zu machen.
Der Afghanistan-Krieg kostete die USA rund 30 Milliarden USD. Niemand kann erwarten, dass diese Kosten von der afghanischen Nation unter der US-Marionette Kazai aufgebracht werden können. Wie beim ersten Golfkrieg, der rund 60 Milliarden USD kostete, müssen die Kriegskosten unter den Siegernationen aufgeteilt werden. Bei dieser Aufteilung kann natürlich ein mächtigerer Sieger auf Kosten der kleineren Sieger sein „Schnäppchen“ machen.
Wahrscheinlich war der erste Golfkrieg für die USA ein „Schnäppchen“, mit dem die USA alte Waffensysteme entsorgen und neue Waffen erproben konnten und sich das von Kuwait, Deutschland und Japan gut bezahlen ließen.
4. Raubmodell: Die Kriegs- und Rüstungskosten werden auf die besiegte Nation gelegt. Die Kriegsbeute, die der Sieger erwartet, übertrifft seine Kriegskosten.
Dies ist Deutschland zuletzt 1871 im Deutsch-Französischen Krieg gelungen.
Die trügerische Hoffnung, dass die besiegte Nation die Kosten des Krieges tragen werde, hatte die Staatsverschuldung im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg ins Unermessliche steigen lassen.
Diese drei Modelle und ihre Kombinationen ergeben alle Möglichkeiten der Kriegsfinanzierung:
1. und 2. - Finanzierung aus der eigenen Volkswirtschaft;
3. Kriegsfinanzierung durch fremde (alliierte) Nationen über Kriegskontribution und Rüstungsexport;
4. Kriegsfinanzierung durch Beraubung der besiegten Nation.
Jedoch sind neben den Kosten auch die Zerstörungswirkungen der modernen Kriegstechnik so ungeheuer angewachsen, dass es beides zusammen - die gestiegenen Kriegskosten des Siegers wie die unermesslichen Zerstörungen beim besiegten Gegner - es immer unwahrscheinlicher machen, dass eine besiegte Nation für die Kosten eines Krieges aufkommen kann. Das ist ein neues Element der politischen Ã-konomie des modernen Krieges.
Sein Extrem erreicht dieser Widerspruch bei der teuersten Waffe der Kriegsgeschichte, der Wasserstoffbombe, die gleichzeitig ein Maximum an Zerstörungswirkung erreicht. Scheinbar wird allein durch die Entwicklung der Waffentechnik jeder Raubkrieg zum ökonomischen Widersinn.
Doch die gestiegenen „Kriegsinvestitionen“ können sich durchaus noch lohnen, wenn entsprechend wertvollere Beute bzw. höhere Gewinne zu erwarten sind.
Die Kosten für den kommenden Irakkrieg werden von der US-Regierung auf 100 bis 200 Milliarden USD veranschlagt. Hinzu kommen die Kosten für den Wiederaufbau der Kriegszerstörungen im Irak, die die frühere US-Sicherheitsberaterin Sandy Berger in einer Kongressanhörung auf 50 bis 150 Milliarden USD veranschlagt hat.
Diesen „Kriegs-Investitionen“ aus dem staatlichen Steuersäckel stehen laut den Erwartungen der Internationalen Energiebehörde aus dem Jahr 2001 ein Gesamtwert der Verträge, die der Irak ausländischen Ã-lfirmen zugesagt hat, von 1,1 Billionen US-Dollar gegenüber (The Observer, 6.10.2002)
Je nach Berechnungsgrundlage ergäbe das ein Investition/Gewinnverhältnis des Irakkrieges von 1: 3 bis 1: 7. Kein schlechter Anreiz. Der Irak ist eine rohstoffreiche Nation. Da lohnt ein klassischer Raubkrieg.
Alle modernen Kolonialkriege wurden nach diesem Raub-Modell geführt. Ob sich der erwartete Gewinn hinterher tatsächlich einstellt oder nicht, ändert nichts an der Kriegskalkulation zu Beginn. Diese Kriege werden mit der Hoffnung auf späteren Gewinn, nicht mit der Gewissheit auf späteren Gewinn geführt. Das haben Raubkriege gemeinsam mit jeder kapitalistischen Investitionsentscheidung.
Allerdings werden kapitalistische Investitionen nicht nur getätigt in der Hoffnung auf direkte Gewinne, sondern auch in monopolistischer Absicht, um Konkurrenten zu vernichten oder aus dem Markt zu verdrängen.
Die Hoffnung auf regionale Monopole (Kolonien) war die Triebkraft des klassischen Imperialismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Die Hoffnung auf ein Monopol über den wichtigen Rohstoff Ã-l spielte und spielt für den gesamten Nahen und Mittleren Osten die zentrale Rolle. Falls aus dem Irak ein zweites Israel wird, dann hätten die USA einen weiteren Stützpfeiler zur Kontrolle einer Region, die über die reichsten Ã-lreserven der Welt verfügt, und damit eventuell die Kontrolle über den Olpreis.
Wal Buchenberg
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