-->Japan läßt grüßen: Der Steuerschock läßt den privaten Verbrauch in Deutschland anscheinend endgültig zusammenschnurren. Dabei haben die meisten ihren Gehaltsscheck für Januar noch gar nicht bekommen.
Immer mehr Abgaben, der drohende Irakkrieg, Angst um den Arbeitsplatz, Angstsparen, Aktienbaisse, deswegen Krise bei Banken und Lebensversicherungen, das ist wahrhaft nicht der Nährboden für eine prosperierende Wirtschaft.
Mittlerweile tun mich meien Freunde nicht mehr als Spinner ab, wenn ich von den Folgen und den Ursachen der Wirtschaftskrise rede. Jetzt hören sie mir zu, aber so richtig freuen kann ich mich darüber nicht.
Aus der FTD vom 27.1.2003
Deutsche schränken Konsum drastisch ein
Von Christiane Karweil, Berlin
Der private Verbrauch in Deutschland droht heftig einzubrechen. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Forschungsinstitutes Forsa für die Financial Times Deutschland hervor.
Erwartungen
Demnach wollen 70 Prozent aller Befragten als Reaktion auf die Anfang Januar in Kraft getretenen Steuer- und Abgabenerhöhung den Konsum einschränken. Nach Bekanntwerden der geplanten Erhöhungen im November hatten erste Umfragen bereits darauf schließen lassen, dass es zu einem weiteren Rückgang des ohnehin schon schwachen privaten Konsums in Deutschland kommen würde. Die Umfrage der FTD deutet allerdings darauf hin, dass es zu einem sehr viel heftigeren Rückgang kommen wird, als dies einige Ã-konomen zunächst vermutet hatten.
Zu Anfang des Jahres wurden die Renten- und Krankenversicherungsbeiträge erhöht sowie die Beitragsbemessungsgrenze für die Renten- und Arbeitslosenversicherung heraufgesetzt. Aus der FTD-Umfrage geht hervor, dass rund ein Drittel der befragten Erwerbstätigen vom Ausmaß der Erhöhungen überrascht waren; 35 Prozent gaben an, die Abgaben seien höher als erwartet ausgefallen. Nur vier Prozent sagten, dass sie mit mehr gerechnet hatten. Das Berliner Umfrageinstitut Forsa hatte zwischen dem 23. und 25. Januar 2003 1014 Erwerbstätige befragt.
Schon im Vorjahr Konsum eingeschränkt
Konsequenzen
Neben den gestiegenen Sozialabgaben drückt die nächste Stufe der Ã-kosteuer und die Erhöhung der Tabaksteuer auf den Geldbeutel der Verbraucher. Während 70 Prozent der Befragten infolgedessen billigere Produkte kaufen oder auf Dinge verzichten wollen, gaben 42 Prozent an, in Zukunft weniger sparen zu wollen. Besonders niedrigere Einkommensgruppen wollen künftig auf Konsum verzichten - aber auch diejenigen, die von der Höhe der Abgaben überrascht worden waren.
Da allerdings 26 Prozent aller Befragten das volle Ausmaß der Abgabenerhöhung noch nicht kennen - zum Teil haben sie die Lohn- und Gehaltsabrechnung noch nicht erhalten - könnte auch das Ausmaß des Konsumverzichts noch zunehmen.
Schon im Vorjahr haben die Deutschen den Konsum eingeschränkt: Der private Verbrauch ging 2002 um 0,5 Prozent zurück. Das war der erste Rückgang seit 1982. Auch 2003 rechnen Ã-konomen damit, dass der private Verbrauch die Achillesferse des deutschen Wirtschaftswachstums bleibt."Wir sind noch nicht am Ende angekommen", sagte Ulrich Beckmann von der Deutschen Bank.
Analysten senken Prognosen
Die schlechte Entwicklung des Konsums schlägt sich in den Prognosen der Analysten nieder. Die Ã-konomen der Deka-Bank hatten ihre Prognose bereits nach Bekanntwerden der Abgabenerhöhung für das erste Quartal von 0,3 Prozent Zuwachs auf null Prozent herunter revidiert. Jetzt gehen auch die Ã-konomen von HSBC Trinkaus & Burkhardt von einer Stagnation im ersten Quartal aus. Die Deutsche Bank prognostiziert für diesen Zeitraum sogar einen Rückgang um 0,4 Prozent. Damit steigt die Rezessionsgefahr.
Reaktionen nach Einkommensgruppen
Die Ã-konomen könnten ihre Prognosen bald noch weiter nach unten revidieren: Neben dem Abgabenschock spiegeln sich die schlechte Situation am Arbeitsmarkt und der drohende Irak-Krieg im privaten Verbrauch."Beginnt der Krieg, werden wir im März noch einen weiteren Rückgang erleben", sagte Ulrich Kater von der Deka-Bank. Auch Lothar Heßler von HSBC Trinkaus & Burkhardt zeigt sich wenig optimistisch:"Der Konsum wird extrem schwach bleiben."
Fatale Konsequenzen
Für das deutsche Wirtschaftswachstum hat diese Entwicklung fatale Konsequenzen."Wenn der private Verbrauch nicht in Schwung kommt, bleiben wir weiter von den Amerikanern abhängig", sagte Kater. So hat die Deka-Bank die Wachstumsaussichten für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das laufende Jahr auf 0,7 Prozent herunterrevidiert - vor der Abgabenerhöhung waren die Ã-konomen noch von 1,7 Prozent Wachstum ausgegangen.
Überdies schürt die anhaltende Diskussion über diverse Steuerrechtsänderung das Misstrauen unter der Bevölkerung:"Im Zweifel geht es zu Lasten des Konsumenten" umreißt Beckmann die Stimmung unter den Verbrauchern.
Wie am Freitag bekannt wurde, schlägt sich die schwache Nachfrage in nachlassendem Teuerungsdruck nieder. Nach den vorliegenden Ergebnissen aus fünf Bundesländern schätzen Ã-konomen, dass die Preise im Januar gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,6 Prozent gestiegen sind. Der Anstieg gegenüber dem vergleichbaren Dezemberwert ist vor allem auf die erhöhten Energiepreise sowie auf Steuererhöhungen zu Jahresanfang zurückzuführen. Ohne diese Effekte bleibt der Preisanstieg weiter gering. Daran wird sich auch in den nächsten Monaten wenig ändern, wenn die Konjunktur schwach bleibt und der Euro weiter aufwertet. Für Aufwärtstrieb könnte einzig der im Zuge des möglichen Irak-Kriegs steigende Ã-lpreis sorgen.
<ul> ~ http://www.ftd.de/pw/de/1043323417250.html?nv=rs</ul>
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