--><h3>.... anstatt sich die Birne zu zermartern, wie man den Krieg aufhalten könnte, geht man ganz gutgläubig sowieso davon aus, dass er stattfindet und macht halt nur noch 'ne Kriegsfolgenabschätzung - Für mich einfach das bekloppteste Denken und Handeln was durchgeführt wird. Und kein Schwein interessiert es - der Kriegsschauplatz liegt ja nur 4.200 km vom alten Europa entfernt.</h3>
Unkalkulierbares Risiko
Weltweite Rezession und Arbeitslosigkeit im Kriegsfall (dpa)
Frankfurt/Main - Der drohende Irak-Krieg stürzt die Weltwirtschaft in ein unkalkulierbares Risiko. In den international renommierten Denkfabriken, in Forschungsinstituten sowie bei den Volkswirten der Großbanken wird derzeit fieberhaft über die Auswirkungen eines Militärschlages gegen Bagdad gerätselt. Aus allen vorliegenden Szenarien geht aber hervor: Der Ã-lpreis wird drastisch steigen - offen ist nur, auf welches Niveau, und wie lange der Preis für das schwarze Gold neue Höchststände markiert.
Von dieser Entwicklung hängt entscheidend Ausmaß und Dauer der negativen Einflüsse auf die Weltkonjunktur ab. Schon heute machen sich die Vorboten eines 2. Golfkriegs bemerkbar. Die Aktienkurse purzeln, die internationale Leitwährung Dollar verliert gegenüber dem Euro an Wert, und der Ã-lpreis hat mit mehr als 30 Dollar pro Fass ein Zwei-Jahres-Hoch erreicht. Die Verbraucher spüren die Spitzenpreise bereits an den Zapfsäulen der Tankstellen.
Die Optimisten - insbesondere in den USA - setzen auf die überwältigende militärische Schlagkraft der einzigen Weltmacht. Ähnlich wie im 1. Golfkrieg 1991 könnte ein Sieg der Amerikaner in wenigen Wochen erzielt und der Irak-Konflikt rasch beendet werden. Wieder fallende Ã-lpreise, steigende Aktienkurse und eine positive Verbraucherstimmung legten dann die Basis für einen beschleunigten Konjunkturaufschwung.
Doch die Zahl der Skeptiker steigt, vor allem, weil die Ausgangsbedingungen derzeit völlig anders sind als vor zwölf Jahren. Die international geschlossene Front nach dem Einmarsch des Irak in Kuwait fehlt. Damals - nach dem Fall der Mauer - war das Wirtschaftsklima geradezu euphorisch, Japan noch eine robuste Volkswirtschaft und Deutschland profitierte vom Einheitsboom. Beide Länder konnten sich noch mit dem Etikett «Konjunkturlokomotive» schmücken.
Das Platzen der weltweiten Aktienblase, Finanzskandale in den USA, die Terror-Attacken vom 11. September 2001, Firmenzusammenbrüche in Serie und ein allgemeines Stimmungstief treffen die Weltwirtschaft diesmal in einer angeschlagenen Verfassung. Zusätzlich ist die Handlungsfähigkeit der amerikanischen Notenbank mit einem Leitzins von nur noch 1,25 (Anfang 2001: 6,0) Prozent äußerst begrenzt. Auch militärisch ist die Ausgangslage verändert. Für Saddam Hussein geht es um die «letzte Schlacht», die eine Politik der «verbrannten Erde» wahrscheinlicher macht.
Vor diesem Hintergrund nehmen zunehmend auch Horrorszenarien Gestalt an: Der Krieg dauert länger als sechs Monate, der Einsatz von Massenvernichtungswaffen sowie massive Terroranschläge weltweit gefährden die Ã-lversorgung. Ã-lpreise von 40, 60 oder gar 80 Dollar je Barrel werden zumindest zeitweise nicht ausgeschlossen. «Gelingt es nicht, einen politischen Flächenbrand im Nahen Osten zu verhindern, wird die Weltwirtschaft in die Rezession abgleiten», fürchtet Prof. Michael Hüther, Chef-Volkswirt der Frankfurter Deka Bank.
Darüber hinaus sind auch die Kosten des Krieges zu bewältigen. Das US-Repräsentantenhaus geht von bescheidenen 50 bis 60 Milliarden Dollar für die Entsendung der Militärverbände aus. Michael OHanlon von der Washingtoner Denkfabrik Brookings Institution veranschlagt dagegen schon mehrere hundert Milliarden Dollar. Neben den unmittelbaren Kosten für den Krieg und eine mehrjährige Besetzung müssten auch die indirekten Folgen berücksichtigt werden. «Die Angst vor weiteren Terroranschlägen, ein starker Rückgang des Verbrauchervertrauens, Ã-lpreis-Schocks sowie Einbrüche bei den Fluglinien mit entsprechenden Auswirkungen auf die Tourismus- Industrie», bilanzierte er in einem «Handelsblatt»-Interview.
Ein rasant steigender Ã-lpreis würde nicht zuletzt die Bundesrepublik in einer äußerst schwierigen Lage treffen und die Arbeitslosigkeit weiter erhöhen. Die zusätzlichen Ã-l-Milliarden fließen in die Lieferländer und werden über höhere Sprit- und Heizölrechnungen unmittelbar dem privaten Verbrauch entzogen. Schon 2002 war die Verweigerung der Konsumenten - neben rückläufigen Investitionen - die Achillesferse der deutschen Konjunktur.
Das Miniwachstum von 0,2 Prozent resultierte ausschließlich aus der guten Nachfrage des Auslands nach Produkten «made in Germany». Im Falle eines nachlassenden Welthandels würde der Exportmotor aber ebenfalls ausfallen. Ganz gleich, welche Szenarien am Ende Realität werden - im Falle eines Irak-Kriegs ist das prognostizierte Wachstum für Deutschland von etwa 0,7 Prozent 2003 schon Makulatur. Bei sinkender Wirtschaftsleistung wäre dies die dritte - von insgesamt fünf - Rezessionen in der Nachkriegszeit, die von einem Ã-lpreisschock maßgeblich ausgelöst würde.
<ul> ~ Quelle: Sächsische Zeitung (28.01.03)</ul>
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