-->Hi,
nach nochmaligem Lesen der Bernanke-Remarks vom 21. 11. 02 möchte ich nochmals meine Bedenken zur"Deflationsverhinderung" in die Runde werfen.
Bernanke beginnt als altgedienter Monetarist (mit der üblichen Prise Keynes) sein Printing-Press-Argument mit einem Verweis auf das, was passieren würde, sollte es Morgen gelingen, Gold in beliebiger Menge zu produzieren, also in Verwirklichung des alten Traums der Alchimisten: Seine Menge würde steigen, ergo würde sein Preis fallen.
Diesen schlichten Gedanken überträgt er auf das Fed-Geld: Man müsse es nur in Massen drucken, dann würde sein Preis fallen (= Disdeflation bis hin zur Inflation). Diese leuchtet mengentechnisch zunächst ein.
Nun beschreibt Bernanke aber den"Mechanismus": das"zusätzliche" Feld-Geld würde nicht per Hubschrauber abgeworfen (Parallele zum Alchimisten), sondern es käme nach wie vor gegen in- bzw. ausländische Staatstitel in Umlauf. Er hebt auch besonders auf ausländische ab, die ein Vielfaches der US-Titel ausmachten (die Fed würde allerdings nur"erste Sahne" kaufen, wie von ihr schon früher mitgeteilt, womit by the way Japan schon mal ausschiede, da nicht mehr AAA).
Die Ausländer zu kaufen, hülfe im übrigen auch nichts. Denn die Ausländer kann man bekanntlich nur mit deren Geld kaufen bzw. in der Währung, auf die sie lauten. Da die BRD z.B. keine $-Titel draußen hat, können durch den Kauf von BRD-Titeln niemals"zusätzliche" Dollar fabriziert werden. Die Fed müsste zunächst nämlich Euro kaufen, um dann BRD-Titel kaufen zu können, eine Operation, welche die US Printing Press völlig beschäftigungslos ließe.
Länder, die auf Nichtlandeswährung lautende Staatstitel begeben (oder begeben haben), sind ohnehin nicht"erste Sahne", so dass sich dieser Bernanke-Gedanken schon Mal als Unfug schlechthin herausstellt.
Die US-Titel ihrerseits haben Laufzeit und damit Termin, so dass auch die in dieser Richtung operierende Printing Press letztlich ins Leere läuft. Lägen alle Titel bei der Fed (= Fed-Geld bei den ehemaligen Titelhaltern), können sie nicht auf ewig da liegen, sondern müssten von US Gov bei Fälligkeit wieder bei der Fed abgeholt werden, was nur gegen entsprechenden Cash (= täglich fällige Liqui) geschehen kann. Das Ganze ist also nichts als Hokuspokus, bei dem kurz mal Geld"gezeigt" wird, um laufend wieder im Rahmen der fälligen"Tilgungen" zu verschwinden.
Dass die ganze Übung zwecklos ist, hat Japan inzwischen zur Genüge bewiesen, ein Phänomen, dem Bernanke ausweicht, indem er in diesem Paper schon ankündigt, dass es"besser" sei, die Defla zu verhindern als sie zu bekämpfen, wobei ihm die auch sattsam bekannte"Lösung" einer"milden" Inflationsrate von 1 bis 3 % p.a. vorschwebt.
Dabei gelingt ihm aber wiederum nicht, konzis aufzuzeigen, wie denn das gelingen könne, nämlich die Wirtschaft in dieser "inflation buffer zone" zu halten - außer man kündigt sie an ("inflation target"), was ebenfalls nichts als hohle Worte sind.
In einem weiteren Beitrag vom 3. 2. 03 zieht sich Bernanke dann vollends aus der Defla-Debatte zurück und spitzt sich nur noch auf die Inflationsverhinderung (Titel:"'Constrained Discretion' and Monetary Policy"). Wer diese Remarks liest, erkennt deutlich die Hilflosigkeit des Systems, denn wieder läuft das Ganze auf die"amtlich" bekannt zu gebenden"Inflation Targets" hinaus, was nichts anderes ist als Pfeifen im dunklen Wald, um sich Mut zu machen, nach dem Motto: Pfeife ich nur laut genug, werde ich das Gespenst schon vertreiben.
Bernanke ist gottlob nur noch 11 Monate im Amt.
Wie könnte eine ZB nun wirklich"Nettogeld", also solches, das auf"Dauer" vorhanden ist, in die Wirtschaft"pumpen"? Über den Ankauf von per Termin ablaufenden Titeln geht das nie und nimmer. Die ZB müsste dazu schon selbst als Käufer nicht von Titeln, sondern von Sachen (Waren) auftreten.
Da die ZB nicht den ganzen Gütermarkt leer kaufen kann, bleibt ihr wiederum nur eins, worauf schon mehrfach hingewiesen wurde:
Sie muss Gold kaufen!
Solange die ZBs sich weigern (aus den sattsam bekannten Gründen, Schieflagen usw.), im großen Stil als Goldkäufer aufzutreten, wird es mit der ganzen Übung nichts und die einzig und allein überschuldungsbedingte Deflation wird mehr und mehr um sich greifen und in die unausweichliche schwere Depression münden.
In einem solchen Ambiente sind sämtliche Güterpreise in Gefahr, da sich kollabierende Märkte und entsprechend fallende Preise nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren verhalten. Da alle Nachfrage (Bernanke:"aggregate demand") ausschließlich auf Krediten beruht und in einem"Kreditgeld"-System auch anders nicht zu definieren wäre, werden aus Gründen der Liqui-Beschaffung (ex vorangegangenen Krediten zum jeweiligen"Zahlungstermin" heranstürmend) à tout prix Verkäufe Statt finden müssen, um Nicht-Zahlung mit ihren Folgen zu vermeiden.
So wird ein (privater) Markt den Nachbarmarkt einreissen, bis dies auch die hart gesottensten Märkte (wozu der Goldmarkt u.U. gehören kann) erreicht und in die Knie zwingt. Auch die Möglichkeit, alle"bad debts" bad debts sein zu lassen, hilft nicht weiter. Denn der Charme des System liegt - siehe wieder Japan! - darin, dass sich"new credits", die ausschließlich zusätzlichen, d.h. zeitlich späteren"demand" ermöglichen könnten, nicht auf non performing loans aufbauen lassen, sondern nur auf solchen, die noch Kurs und Wert haben.
Ich bin nun wahrlich kein Cash-Fetischist, aber solange sich die Lage weltweit so entwickelt wie sie sich sichtbarlich entwickelt, bleibe ich bei meiner Einschätzung: Das relativ Knappste, nämlich ready cash at hand bleibt (vorerst) King.
Gold unterliegt diversen, hier noch und noch vorgetragenen Spezial-Einflüssen, die es durchaus noch weiter in die Höhe reißen kann. Aber mir graut ganz einfach vor dem Tag, da die Deflation auch diesen Markt erreicht und dort zu einem Verkaufsdruck führt, der sich in sturzflugartig fallenden Preisen entladen könnte oder dürfte.
Ich will nicht in der Haut jener stecken, die bei Gold 400 oder Gold 500 (or even higher) nicht wissen, was sie dann tun sollen: Weiter halten und auf einen"Durchmarsch" setzen oder doch lieber"ein bisschen oder gänzlich Kasse machen" - womit wir wieder bei Cash as cash angekommen wären?
Zum Stichwort"Hyperinflation" nach oder zur Beendigung der / einer Deflation möchte ich auf einen probaten Indikator verweisen: Jede dieser Erscheinungen war von a) einem Direkt-Diskont von Staatspapieren durch die ZB begleitet (geht nach den ZB-Gesetzen grundsätzlich nicht, könnte aber geändert werden, siehe auch"tier-2") und von der dies begleitenden Emission von immer kürzer laufenden Papieren.
Dies verhindert in der aktuellen Situation - siehe wieder Japan - indes die Tatsache, dass die Govs aus Gründen der Refinanzierungs- bzw. Prolongations-Sequenzen umso mehr auf Langläufer ausweichen, je mehr die Zinsen auch"hinten" runterkommen. Und wenn 30jährige Titel vom Staat ebenfalls zu nahe Null begeben werden können (da die ZB sie letztlich ununterbrochen hereinnimmt), dann passiert genau das Gegenteil:
Der Staat schiebt seine Zahlungen und damit seine Liqui-Probleme immer weiter vor sich her, während jene, die"zahlen" müssen (Unternehmen und Private) immer stärker unter Druck kommen, was der Defla-Turbo schlechthin ist.
Kurzum: Das Bernanke-Modell, dem auch alte Füchse wie Ferdi Lips verfallen sind, hat weder Hand noch Fuß. Aus der Defla hilft nur Geld verschenken (siehe ELLI) oder Gold (oder sonstige Güter) durch die ZBs ankaufen. Bis es dafür handfeste Belege gibt (ZB-Ausweise erscheinen jede Woche), muss ich (leider) bei meiner Annahme des DeDe-Szenarios bleiben.
Noch ein Wort zu Dimis schönen Debt-Statistiken von vor ein paar Tagen: Dort sind auch schön die"borrowings" zu sehen. Und die sprechen eine ganz andere Sprache. Merke:
Das Hochbuchen von debts allein schafft keinen Cent zusätzlicher Nachfrage! (Tsatsiki-Effekt).
Und wie sollte ohne zusätzliche Nachfrage so etwas wie"Inflation" entstehen?
Gruß!
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