-->>Vor ein paar Tagen hat jemand nach dem Artikel gefragt, ich weiß nicht, ob er inzwischen mal reingestellt wurde, aber da ich ihn habe, stelle ich ihn rein (auch wenn's doppelt ist):
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>Finanzmärkte und Geldanlage Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.01.2003, Nr. 26, S. 24
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>Silber ist nur noch Industriemetall
>Verblaßter Mythos / Spekulationsobjekt, das manchen Anleger Haus und Hof gekostet hat >
>hi. FRANKFURT, 30. Januar. Silber zieht als Edelmetall phasenweise immer wieder das Interesse von Anlegern und Spekulanten auf sich. Offenbar ist es eine Mischung von Mythos und unvollkommen wahrgenommener Realität, die in den Vorstellungen der Käufer herumgeistert. Daneben mag auch eine Rolle spielen, daß Silber unter den börsengehandelten und damit für breitere Kreise recht leicht zugänglichen Edelmetallen mit derzeit etwa 4,80 Dollar je Feinunze das optisch weitaus billigste ist. Ein weiteres Phänomen, das Silber mit Gold teilt, sind immer wieder lange Phasen von Produktionsdefiziten. Sie erweckten den Eindruck, Silber würde akut knapp. Nur höhere Preise böten Anreize zu höherer Bergwerksproduktion und zum Abfluß von Ware aus privaten Horten, hieß es.
>Doch diese These ist in den vergangenen Jahren verstummt. Trotz als historisch niedrig geltender Preise nahm die Minengewinnung zu. Zudem hat China den Markt betreten, ein Anbieter von Silber, der aus Beständen und der laufenden Produktion von Jahr zu Jahr mehr Gewicht erlangt. Nun will auch noch Rußland das Edelmetall verstärkt anbieten. Auch auf der Nachfrageseite zeichnen sich Veränderungen ab, die Schatten auf den Markt werfen. Der Bedarf an Silber für die Herstellung von Filmmaterial wird nämlich wegen der fortschreitenden Entwicklung elektronischer Verfahren schwinden. Damit breche ein Pfeiler des industriellen Bedarfs weg, und es sei nichts zu erkennen, was diesen Ausfall ersetzen könne, heißt es.
>Der Mythos des Silbers beruht zu einem wesentlichen Teil auf seiner bis in vorbiblische Zeiten zurückreichenden Funktion als Zahlungsmittel in Form von Münzen. Seine stärkste monetäre Basis hatte Silber in den Vereinigten Staaten von Amerika. 1792 schlug der amerikanische Finanzminister Alexander Hamilton ein auf Gold und Silber gegründetes monetäres System vor. Im selben Jahr verabschiedete der Kongreß ein Gesetz dieses Inhalts. 1794 wurden die ersten Gold- und Silbermünzen geprägt. Eine Dollarmünze mußte aus einer bestimmten Menge Goldes oder Silbers bestehen. Auf Falschmünzerei, also den Ersatz von Gold oder Silber durch einen anderen Stoff, stand seinerzeit die Todesstrafe. Mehrere amerikanische Präsidenten hätten ihr Leben verwirkt, wenn dieses Verbrechen konsequent und ohne Ansehen der Person verfolgt worden wäre. Über die Jahre hinweg wurde nämlich nicht nur der Edelmetallgehalt der Münzen nach und nach verringert, sondern schließlich auch das in den Münzen verbriefte Versprechen, bei deren Einreichen vom Staat (Notenbank) eine bestimmte Menge Edelmetalls zu liefern, verwässert. Den letzten Streich zur Abschaffung des monetären Silberstandards führte Präsident Nixon am 31. Dezember 1970.
>Das Silber aber blieb als monetäres Edelmetall noch lange in den Köpfen der Amerikaner erhalten und spielte dabei eine noch größere Rolle als Gold. In den frühen siebziger Jahren, als die Inflation zunächst wegen der hohen fiskalischen Belastung durch den Vietnam-Krieg und wenig später durch die erste Ã-lkrise außer Kontrolle zu geraten drohte, suchten viele Amerikaner Silber als Wertaufbewahrungs- oder Werterhaltungsmittel. Der private Besitz von Gold blieb ihnen seinerzeit noch untersagt. Dies war denn auch die Zeit, in der Mitglieder der legendären Familie Hunt Silber erstmals zu kaufen begannen. Die texanischen Ã-lmilliardäre hatten offenkundig die Absicht, den Silbermarkt in Zeiten rapider Geldentwertung in den Griff zu bekommen. Sie wußten von den damals noch extrem hohen jährlichen Produktionsdefiziten und setzten wohl auch darauf, daß dem Silber wieder eine monetäre Rolle zukommen würde.
>Im ersten Anlauf scheiterte der Versuch der Hunts, den Silbermarkt zu manipulieren. Sie gaben scheinbar auf, aber sie hatten bewirkt, daß das Edelmetall breite Aufmerksamkeit gewann und damit zu einem Spekulationsobjekt geworden war. Im stillen wirkten die Hunts weiter und erwarben über die siebziger Jahre hinweg konsequent weiter Silber, bis sie am Ende jenes Jahrzehnts besonders am Terminmarkt offen als massive Käufer in Erscheinung traten. Den Hunts, deren Ruf als Preistreiber noch aus den Jahren zuvor bekannt war, folgten Heerscharen von Spekulanten. Das Klima war günstig, denn die Inflation schien zu jener Zeit unbekämpfbar zu sein. Daher schossen auch die Preise für die anderen Edelmetalle steil nach oben. Kostete Silber 1978 im Durchschnitt noch weniger als 5 Dollar, explodierte der Preis 1979, um im Januar 1980 bei mehr als 50 Dollar sein bisheriges Rekordhoch zu erreichen. Dann ging es in einem Rutsch nach unten auf 10 Dollar, und bereits 1982 kehrte es an den Ausgangspunkt der Hausse zurück.
>Die Hunts verloren nicht nur Haus und Hof, sondern sorgten in der Folge auch für eine ausgewachsene Finanzkrise, in die führende amerikanische Industrieunternehmen ebenso verwickelt waren wie große Geschäfts- und Investmentbanken. Um sie zu bewältigen, mußte die Notenbank in Washington intervenieren. Anzumerken bleibt, daß die Silberhausse von damals nicht nur elementare Schwächen des Termingeschäfts zutage treten ließ, sondern auch tiefe kulturelle Spuren. Als die Silberpreise in die Höhe schossen, lieferten Bedürftige und Begehrliche silberhaltige Gegenstände, von Schmuck bis hin zu religiösen Kultgegenständen, zum Einschmelzen ab, um Bares dafür zu kassieren. Güter von unschätzbaren immateriellen Werten wanderten in die Schmelzöfen. Wenige Jahre später, als der Preis wieder im Keller war, fand sich ein Teil des Kulturguts auf Schreibtischen wieder. Es war zur Mode geworden, Silberbarren als schnöde Briefbeschwerer zu erwerben oder zu verschenken.
>Seit Januar 1980 ist der Stern des Silbers unaufhörlich im Sinken. Es hat seinen Charakter als klassisches Edelmetall eingebüßt und ist zu einem Industriemetall geworden. Der vorerst letzte, der dies erkennen mußte, war Warren Buffett. Er kaufte 1996 für die von ihm kontrollierte Finanzholding Berkshire Hathaway 112,2 Millionen Feinunzen Silber. Er erklärte dies damals damit, daß nachhaltig höhere Preise erforderlich seien, um Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Buffett beging einen seiner seltenen Irrtümer. > >
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Nur das Buffet eben auf Sicht von 10-15 Jahren gekauft hat, er schrieb ja selbst im Jahr 2000 er plane sein Silber nicht zu verkaufen.
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