-->Teil 4
Kuwait und der Weg in den Krieg
Seite 40 bis..:
Am Tag vor der Verabschiedung der UN-Resolution 661, die die Souveränität Kuwaits wiederherstellen sollte, charakterisierte die"New York Times" das Scheichtum als"weniger ein Staat als eine in Familienbesitz befindliche Ã-lgesellschaft mit eigener Flagge". Kuwait wurde nach dem 1.Weltkrieg vom britischen Kolonialministerium künstlich als nationale Einheit geschaffen, um den Druck auf den an Ã-lvorkommen reichen Irak ausüben zu können.
1918 erhoben sich nationale Widerstandsbewegungen gegen die Besetzung Iraks durch Großbritannien. Die Briten schlugen die Aufstände, erstmals in der Geschichte, durch systematische Bombardierungen aus der Luft nieder. Angesichts immer wieder aufflammender Aufstände verlieh Großbritannien dem Irak 1932 nominell die Unabhängigkeit. Aber auf dem irakischen Thron saß ein von den Briten eingesetzter Monarch, und die irakischen Ã-lfelder befanden sich im Besitz der Irakischen Ã-lgesellschaft, einem Konsortium britischer, US-amerikanischer und französischer Firmen...
Um den Staat Kuwait zu schaffen, hatte Großbritannien ein Wüstengebiet vom Irak abgetrennt: die Stadt Kuwait, ihre Umgebung sowie die Inseln Bubjan und Warba, die den irakischen Zugang zum Persischen Golf beherrschten. Die Grenzen zwischen Kuwait, Irak und Saudi-Arabien zog Sir Percy Cox vom britischen Kolonialministerium 1921 und 1923. Damit setzte er sich mit einem Federstrich über die Tatsache hinweg, daß diese Küstengebite seit eh und jeh zum Irak gehört hatten...
Der britische Diplomat Sir Anthony Parsons gab später zu:" Im irakischen Bewußtsein ist Kuwait als Teil der Provinz Basra tief verwurzelt, und die verhaßten Briten haben es gestohlen...Wir haben eine Lage geschaffen, in der sie (die Menschen) sich betrogen fühlen"...
Als 1936 in Kuwait riesige Ã-lfelder entdeckt wurden, versprachen sie Gulf Oil - das Unternehmen besaß die kuwaitischen Förderrechte - gewaltigen Profit...
1960, als die irakische Kassem-Regierung bei der Gründung der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) mitwirkte, um den einseitigen Preissenkungen seitens der Ã-lkartelle entgegenzutreten, erhöhten die Ã-lgesellschaften erneut die kuwaitische Produktion und beschnitten die irakischen Ã-lexporte. Die irakische Wirtschaft ging in die Talfahrt, Kassem wurde zwei Jahre später gestürzt.
Immer wieder hat die kuwaitische Königsfamilie innerhalb der OPEC zum Nutzen der Ã-lkonzerne gewirkt... Im Gegenzug garantierten das US-Militär und die CIA den Thron Al-Sabahs.
Nach dem Ende des iranisch-irakischen Krieges wurde Kuwait erneut von den USA benutzt, diesmal bei einer Aktion, die nach den Worten des CSIS-Direktors Henry M. Schuler auf einen"Wirtschaftskrieg" gegen Irak hinauslief. In seinem Buch"Secret Dossier: The hidden agenda behind the gulf war" stellt Pierre Salinger fest, daß Kuwait am 8.August 1988 beschloß, die Ã-lförderung drastisch zu erhöhen - einen Tag nachdem Iran einen Waffenstillstand mit dem Irak zugestimmt hatte.
Sowohl der Iran als auch der Irak waren von stabilen Ã-lpreisen geradezu abhängig, um den Wiederaufbau finanzieren zu können. Kuwaits Maßnahme - die OPEC-Beschlüsse verletzte - ließ die Ã-lpreise in den Keller rutschen: Der Rohölpreis fiel von 21 Dollar auf 11 Dollar pro Barrel. Dem Irak kostete das 14 Milliarden Dollar im Jahr... Dann, im März 1989, verlangte Kuwait eine 50-prozentige Erhöhung seiner OPEC-Quote: Eine Forderung, die 1989 bei der Juni-Tagung der OPEC zurückgewiesen wurde, deren Ablehnung aber Kuwaits Ã-lminister Scheich Ali Al-Khalifa verkünden lassen konnte, daß sich Kuwait nicht mehr an die Quotenregelung gebunden fühle. Schließlich steigerte Kuwait die Förderung auf mehr als zwei Millionen Barrel pro Tag.
Salinger beschreibt, daß Kuwait beabsichtigte, die Ã-lfelder von Rumailah - an der strittigen irakisch-kuwaitischen Grenze - stärker auszubeuten. Für den Irak war Rumailah ein besonders wunder Punkt.
Während dem Irak durch den Krieg die Hände gebunden waren, verschob Kuwait seine Grenze nordwärts und verleibte sich weitere 900 Quadratmeilen der Rumailah-Ã-lfelder ein. Mit Hilfe der von den Vereinigten Staaten gelieferten Schrägbohr-Technologie konnte Kuwait außerdem aus jenem Teil der Rumailah-Ã-lfelder abpumpen, die unbestreitbar auf irakischem Boden lagen...
da sträuben sich einem schon beim Lesen die Nackenhaare..
Kuwait war der Hauptgläubiger des Irak, nachdem es dem Land während des Krieges 30 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt hatte, das meiste davon, nachdem der Iran Kuwait selbst direkt bedroht hatte. Nun verlangten die kuwaitischen Herrscher die Rückzahlung. Der Krieg hatte den Irak aber mehr als 80 Milliarden Dollar gekostet, und der fallende Ã-lpreis - eine unmittelbare Folge der kuwaitischen Maßnahmen - machte dem Irak die Schuldentilgung unmöglich.
Von 1988 bis 1990 war der Irak bemüht, die Differenzen diplomatisch beizulegen - wie die Studie der US-Kriegsakademie vorausgesagt hatte...
Ein hoher Beamter der Bush-Administration erklärte gegenüber der"New York Newsday":"Kuwait hatte Überkapazitäten, und als die Irakis anfragten,"könnt ihr uns nicht helfen?", lehnten die Kuwaitis ab. Keineswegs höflich, sondern reichlich unverschämt. Sie waren dumm, überheblich, schrecklich."
Von Kuwaits Unnachgiebigkeit zeigte sich auch Jordaniens König Hussein betroffen. Im"San Francisco Chronicle" vom 13.März 1991 erklärte er:"Lange Zeit, vor dem Ende des iranisch-irakischen Krieges, habe ich mein möglichstes unternommen, um Auswege zu finden.. Er (Saddam Hussein) sagte mir, wie sehr er darum bemüht sei, die Situation so rasch wie möglich zu klären. Deshalb ergriff er die Initiative für den Kontakt mit den Kuwaitis.., was nicht auf Anhieb von Erfolg gekrönt war. Man traf sich, aber nichts geschah... Für mich, nach meinem Verständnis, war das wirklich rätselhaft..."
War es Zufall, daß die kuwaitischen Herrscher sich plötzlich so kampflustig gegen den größeren Nachbarn stellten, wo gleichzeitig die Pentagonplaner den Irak im Visier hatten? Wenige Kuwaitis glauben das. In einem Artikel für"The New Yorker" zitierte der Nahost-Experte Milton Viorst Ali Al-Bedah, einen kuwaitischen Geschäftsmann und pro-demokratische Aktivisten:"Ich glaube, daß die Königsfamilie ohne den Druck seitens der Amerikaner niemals Schritte unternommen hätte, um Saddam zu provozieren."
Viorst zitierte auch Dr. Mussama Al-Mubarak, einen Politikwissenschaftler der Universität von Kuwait:"Ich weiß nicht, was die Regierung dachte, aber sie ist auf eine äußerst harte Linie eingeschwenkt, was mich vermuten läßt, daß die Entscheidungen nicht in Kuwait allein getroffen wurde..".
Der kuwaitische Außenminister Scheich Al-Salem Al-Sabah erklärte, daß General Schwarzkopf nach dem iranisch-irakischen Krieg Kuwait regelmäßig besuchte. Er sagte:"Schwarzkopf war einige Male hier, um sich mit dem Kronprinzen und dem Verteidigungsminister zu treffen. Es wurden Routinebesuche daraus, um die militärische Zusammenarbeit zu erörtern, und als die Krise mit dem Irak bereits ein Jahr schwelte, wußten wir, daß wir uns auf die Amerikaner verlassen können.
Ein US-Vertreter in Kuwait bestätigte die Einschätzung des Scheichs: Schwarzkopf kam vor dem Krieg zu Besuchen hierher, vielleicht einige Male im Jahr. Er war ein politischer General, an sich etwas Ungewöhnliches. Er engagierte sich persönlich sehr stark und war mit allen Ministern in Kuwait praktisch per du."
Nach der Besetzung Kuwaits im Sommer 1990 legte der Irak UN-Generalsekretär Perez de Cuellar die Kopie einer Notiz vor, die seinen Soldaten in die Hände gefallen sei. Mit Datum vom 22.11.1989 wurde darin die Begegnung zwischen dem kuwaitischen Brigadegeneral Ahmed Al-Fahd, dem Leiter des kuwaitischen Ministeriums für Staatssicherheit und CIA-Direktor William Webster wiedergegeben... Auch den folgenden Abschnitt enthielt die Notiz:" Wir stimmten mit der amerikanischen Seite darin überein, daß es wichtig sei, die sich verschlechternde wirtschaftliche Situation in Irak zu nutzen, um die irakische Regierung in Sachen Grenzverlauf unter Druck zu setzen..."
Die CIA stritt die Echtheit des Dokumentes ab... Zahlreiche Experten hingegen bestätigten seine Echtheit. Es liefert aussagekräftige Beweise und dokumentiert den Wirtschaftskrieg Kuwaits und der Vereinigten Staaten gegen den Irak...
Neue Förderquoten wurden bei der März-Sitzung der OPEC 1990 festgelegt, aber Kuwait und die VAR weigerten sich, sie einzuhalten und erhöhten ihre Produktion erneut.
Im Juni schickte der Irak Emissäre in verschiedene arabische Staaten mit dem Appell, neue Quoten festzusetzen, die eine leichte Erhöhung der Rohölpreise zuließen. Kuwait lehnte ab und wies auch den irakischen Vorschlag zurück, ein Gipfeltreffen der Staatschefs von Irak, Kuwait, Saudi-Arabien und der VAR einzuberufen.
Schließlich kam es am 10.07. zu einer Begegnung der Ã-lminister dieser Länder und zu einem Abkommen über die schrittweise Erhöhung der Ã-lpreise. Am folgenden Tag allerdings, nach einer Unterredung mit dem Emir, verkündete der kuwaitische Ã-lminister, daß sein Land seine Fördermengen bis Oktober beträchtlich erhöhen werde.
Am 16.07. beschuldigte Saddam Hussein Kuwait und die Vereinigten Staaten öffentlich, sich gegen die irakische Wirtschaft zu verschwören.
vielleicht kann jemand einen alten Ã-lchart finden, um die Bewegungen des Barrel-Preises in der damaligen Zeit nachzuprüfen,
und an Herbi.. leider ist auch hier wieder Verschwörung mit drin, was hattest Du denn gedacht? Intrigen = Verschwörungen, wie halt im richtigen Leben
[img][/img]
nereus
|