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gemäß David Peat, dem Autor des Buchs"Synchronicity", sind solche
von Krämer beschriebenen"Zufälle" der Normalfall, da der nach der Synchronizitätstheorie (Pauli, Jung) alles mit allem"verwoben" ist. nur entdecken wir diese Koinzidenzen sehr selten, und deshalb kommt es uns dann wie ein seltener Vorfall vor, den wir dann Zufall nennen.
Der Ã-sterreicher Kammerer soll vor etwa 100 Jahren alle Synchronizitäten, die er in seinem Leben bemerkt hat, aufgeschrieben haben, und ruckzuck hatte er ein ganzes Buch voll.
Mal eine andere Sicht der Dinge.
QTB
>Walter Krämer in"Denkste!":
>....................................
>Zufall und Wahrscheinlichkeit
>»Es ist wahrscheinlich, daß das Unwahrscheinliche geschieht.«
>Aristoteles
>Die meisten »Zufälle« sind alles andere als
>unwahrscheinlich
>Ein Zufall ist ein Ereignis, das äußerst unwahrscheinlich ist. Die-
>ser populären Sicht der Dinge schließe ich mich vorerst einmal
>an. Wenn am 8. 8. des Jahres 1988 die Freibäder von München
>den 888.888. Besucher zählen, so ist das ein Zufall, und eine Mel-
>dung in der Zeitung wert. Und noch größer wird der Zufall,
>wenn der Besucher 8 oder 88 ist und in der Achtenwalder Straße
>18 wohnt.
>Solche Zufälle passieren uns nur selten. Aber sie passieren. Der
>Franzose C. Flammarion berichtet von einem Messieur De-
>schamps, der einmal als Knabe von einem Messieur de Fontgibu
>einen Plumpudding erhält. Zehn Jahre später sieht besagter De-
>schamps einen Plumpudding in einem Pariser Restaurant; er will
>ein Stück davon bestellen, aber der Plumpudding ist bereits be-
>stellt, und zwar von Messieur de Fontgibu. Viele Jahre später
>wird Deschamps zu einem Plumpudding geladen, wobei er be-
>merkt, jetzt fehle nur noch Fontgibu. Darauf öffnet sich die Tür,
>und ein uralter, desorientierter Greis tritt ein: Messieur de Font-
>gibu. Er hatte sich in der Adresse geirrt und war rein zufällig in
>dieses Haus geraten (nach C. G. Jung).
>Oder ein Mann mit Namen George D. Bryson mietet sich in
>einem Hotel in Louisville, Kentucky ein, und bekommt das Zim-
>mer 307. Darin angekommen, findet er einen Brief, adressiert an
>George D. Bryson, Zimmer 307. Reichlich verstört fragt er an der
>Rezeption, wie das geschehen könne - niemand wisse, wo er sich
>befinde, und erst recht hätte doch niemand vorher seine Zimmer-
>nummer kennen können - wobei sich herausstellt, daß der ei-
>gentliche Adressat des Briefes, ein George D. Bryson aus Mon-
>treal, der vorher dieses Zimmer innehatte, soeben abgefahren war
>(nach A. K. Dewdney).
>Oder zwei weder verwandte noch verschwägerte Soldaten
>werden in das gleiche Lazarett gebracht. Sie sind beide 19 Jahre
>alt, haben beide eine Lungenentzündung, kommen beide aus
>Schlesien, dienen beide als Freiwillige in einer Transportkompa-
>nie und heißen beide Franz Richter (nach Paul Kammerer).
>Oder eine kürzlich aus Tschechien nach Deutschland übersie-
>delte Frau mit Vornamen Janina, Mutter zweier Kinder, telefo-
>niert mit ihrer Freundin Eva in Prag, Mutter dreier Kinder, zum
>zweiten Mal verheiratet. Die beiden reden etwa zehn Minuten,
>dann kommen Janina doch Bedenken, sie habe sich verwählt.
>Und sie hat sich tatsächlich verwählt. Aber die Dame am anderen
>Ende der Leitung heißt tatsächlich Eva, hat drei Kinder, ist zum
>zweiten Mal verheiratet, und eine ihrer Freundinnen namens Ja-
>nina ist kürzlich mit zwei Kindern nach Deutschland ausgereist
>(berichtet eine meiner Studentinnen, die Tochter von Janina).
>Solche Zufälle erstaunen und amüsieren uns immer wieder.
>Oft betreffen sie so wie oben gleiche Zahlen, Namen und Begrif-
>fe, oft auch Dinge, die wir nach langer Zeit und völlig unverse-
>hens Wiedersehen, so wie die handgemalte Wandtapete, die der
>große Carl Zuckmayer, nachdem sie ihm im österreichischen Exil
>im Gasthof des Carl Mayr bei Salzburg zum ersten Mal begegnet
>war, nach langen Jahren in einer amerikanischen Intellektuellen-
>villa wiederfindet: »Viele Jahre nach meiner Flucht aus dem be-
>setzten Ã-sterreich«, schreibt er in Als wär's ein Stück von mir,
>»wurde ich drüben in Amerika einmal von Freunden aus meiner
>Vermonter Farm- und Waldeinsamkeit weggeholt, um einen
>amerikanischen Schriftsteller kennenzulernen, der sich einige
>kleine Autostunden weit in einer Ortschaft des alten, kolonialen
>Neu-England angesiedelt hatte.« Nach einer ausgiebigen Haus-
>besichtigung und nach langem Drängen Zuckmayers schließt
>dieser ein unbeheiztes und deshalb nicht bewohntes letztes Gar-
>tenzimmer auf, worin fein säuberlich an der Wand verklebt die
>Originaltapete aus Salzburg hängt, »als hätte Carl Mayr soeben
>den letzten Farbtupfen aufgesetzt«.
>»War die schon immer hier?« fragt Zuckmayer und erfährt,
>daß es von diesem Stück weltweit nur drei Exemplare gibt. »Die-
>se da war nach Europa verkauft worden und wurde durch einen
>Kunsthändler vor ein paar Jahren nach Amerika zurückverkauft.
>Zuletzt kam sie aus Osterreich.«
>»Dies ereignete sich ungefähr um die Zeit, als Carl Mayr in
>Henndorf starb«, schreibt Zuckmayer. »Mir ist aber, als hätte ich
>ihn vorher noch in seinem Gartenzimmer besucht.«
>Solche unverhofften Wiedersehen werden uns in diesem Kapi-
>tel noch mehrmals beschäftigen. Hier gleich noch ein paar weite-
>re:
>Ein amerikanischer Soldat, aus dem Ersten Weltkrieg heimge-
>kehrt, findet am Strand von Brooklyn eine angeschwemmte
>Waschbürste - eigentlich nichts besonderes, aber es war seine ei-
>gene, die gleiche, die mehrere Jahre zuvor mit einem Truppen-
>transporter und zahlreichen Kameraden des Soldaten nach einem
>deutschen U-Boot-Angriff vor der französischen Atlantikküste
>untergegangen war (nach P. G. Crean). Oder eine Mutter aus dem
>Schwarzwald läßt ihren vierjährigen Sohn photographieren. Den
>Film bringt sie nach Straßburg zum Entwickeln, dann bricht der
>Erste Weltkrieg aus - sie holt den Film nicht ab. Zwei Jahre später
>kauft sie in Frankfurt einen neuen Film, um ihre inzwischen ge-
>borene Tochter aufzunehmen. Jedoch erweist sich der Film als
>doppelt belichtet, und auf der ersten Aufnahme ist niemand an-
>derer zu sehen als ihr zwei Jahre vorher photographierter Sohn.
>(Offenbar war der alte, in Straßburg vergessene und nicht ent-
>wickelte Film auf irgendeine Weise wieder in den Handel geraten;
>nach C. G. Jung). Oder ein seekranker Nordseefahrer übergibt
>den Wellen mit seinem Mageninhalt auch noch sein künstliches
>Gebiß; einige Monate später erhält er es aus dem Magen eines Ka-
>beljaues unter großer Anteilnahme aller Medien zurück (so ge-
>schehen in Holland Ende 1994), oder die auf einem Flohmarkt
>gekaufte Tabaksdose mit der eingravierten Inschrift »Falls gefun-
>den, bitte zurückgeben an XY« landet ausgerechnet bei dem Nef-
>fen von XY, und so weiter.
>Vermutlich hat so mancher Leser dieser Zeilen zu solchen
>Wiedersehen wie auch zu anderen Zufällen seine eigene Ge-
>schichte. Ich selbst z.B. lese in Der Teufel in der Wissenschaft von
>Gerhard Prause und Thomas von Randow über den berühmten
>Lehrsatz von Fermat: Es ist unmöglich, eine ganzzahlige Potenz
>größer als zwei einer natürlichen Zahl als Summe zweier ganz-
>zahliger Potenzen darzustellen. Dieses Theorem war jahrhunder-
>telang unbewiesen und umstritten und dient in diesem Buch als
>Beispiel eines Irrtums in der Wissenschaft. Dann schlage ich die
>Zeitung dieses Tages auf und lese: »Mathe-Rätsel jetzt gelöst -
>Als Beglückung empfinden führende Mathematiker auf der Welt,
>daß das wohl bekannteste Rätsel der Mathematik jetzt gelöst ist
>... Nachdem Generationen von Profi- und Amateur-Mathemati-
>kern an der strengen Beweisführung gescheitert waren, gelang
>dem Briten Wiles die Verifizierung des Fermat'schen Theorems.«
>Da mußte ich mich dann doch sehr wundern, und habe lange
>über diesen Zufall nachgedacht.
>Viele Menschen sehen nun hinter solchen Zufällen nicht den Zu-
>fall, sondern ein System. Zuckmayer etwa scheint zu glauben,
>Gott im Himmel selber hätte ihn von Carl Mayr aus Salzburg
>grüßen wollen - »gleichsam von einer Fährte gezogen, bestand
>ich darauf, ihn [den Raum mit der Tapete] zu sehen.« Der Biologe
>Paul Kammerer, ein großer Sammler von Zufällen aller Art, ver-
>mutete dahinter ein »Gesetz der Serie« als einen »Ausdruck des
>Beharrungsgesetzes der in seiner Wiederholung mitspielenden
>Objekte«, der große Psychologe C. G. Jung eine »Gleichzeitig-
>keit zweier verschiedener psychischer Zustände« und der Philo-
>soph Arthur Schopenhauer eine »Gleichzeitigkeit des kausal
>Nichtzusammenhängenden, das man ›Zufall‹ nennt«, die er
>durch unsichtbare Querverbindungen zwischen verschiedenen
>Schicksalen zu erklären sucht. »Alle Ereignisse im Leben eines
>Menschen ständen demnach in zwei grundverschiedenen Arten
>des Zusammenhangs«, schreibt er: »erstlich, im objektiven, kau-
>salen Zusammenhang des Naturlaufs; zweitens, in einem subjek-
>tiven Zusammenhange, der nur in Beziehung auf das sie erleben-
>de Individuum vorhanden und so subjektiv wie dessen eigene
>Träume ist...«
>Über diese Theorien will ich hier auch überhaupt nicht rich-
>ten. Ob sie das wahre Leben gut oder schlecht beschreiben, ob sie
>reine Hirngespinste oder echte Fortschritte in unserem Weltver-
>ständnis sind, lasse ich einmal dahingestellt. Wichtig für unsere
>Zwecke ist allein, daß wir diese Theorien für die Erklärung un-
>wahrscheinlicher Ereignisse überhaupt nicht brauchen. Denn bei
>aller wohlverdienten Verblüffung: all die oben aufgeführten wun-
>dersamen Ereignisse sind bei näherem Hinsehen weit weniger
>verwunderlich, als sie uns zunächst erscheinen; selbst wenn sich
>alle diese seltsamen Geschehnisse genauso zugetragen haben soll-
>ten wie berichtet, ist das dennoch weit weniger erstaunlich als die
>meisten glauben, und auch ohne das Wirken Gottes, ohne
>»Querverbindungen zwischen verschiedenen Schicksalen« und
>ohne die »Gleichzeitigkeit verschiedener psychischer Zustände«
>sehr leicht zu erklären.
>Wenn etwa Kammerer sich wundert, daß jemand in der
>Straßenbahn eine Fahrkarte bekommt mit der gleichen Nummer
>wie sein Theaterticket für den Abend, und am gleichen Tag zu
>Hause angerufen wird von jemand mit nochmals der gleichen
>Nummer, so finde ich das überhaupt nicht wunderlich. Derglei-
>chen Dinge sollte man im Gegenteil sogar erwarten. Natürlich
>würde ich mich sehr erstaunen, wenn das mir selbst geschähe;
>aber daß es irgendjemandem irgendwann einmal geschieht, ist al-
>les andere als unwahrscheinlich.
>Genauso ist es äußerst unwahrscheinlich, daß sich zwei Men-
>schen namens Richter in der von Kammerer beschriebenen Weise
>in ihrem Leben erstmals treffen. Aber daß in irgendeinem Laza-rett
>des ersten Weltkriegs irgendwelche zwei Verwundete irgend-
>ein Leiden, irgendeinen Nachnamen und irgendein Geburtsjahr
>gemeinsam haben, ist eine ganz andere Sache; das ist alles andere
>als unwahrscheinlich, das ist fast schon zu erwarten.
>Sehen wir uns die Wahrscheinlichkeit eines solchen unwahr-
>scheinlichen Geschehens an einem Vorfall einmal an, der mir sel-
>ber gestern zugestoßen ist: »Bald glaube ich an UFOs«, sagt mei-
>ne Frau zu mir, als ich von der Universität nach Hause komme.
>Ihr war die Glühbirne der Küchenlampe durchgebrannt, und
>gleich darauf auch noch die Lampe in der Flurleuchte. »Und
>dann schalte ich die Treppenhausbeleuchtung ein«, berichtet sie,
>»und - blups - geht die Lampe auch kaputt.«
>Da sie aber eine erste Fassung dieses Kapitels schon gelesen
>hatte, hat sie diese Affäre dann doch als belanglos abgetan.
>Dann setzen wir uns zum Abendessen nieder, und - blups -
>brennt die Eßtischlampe durch. Und als ich zufällig später vor
>die Haustür sehe, ist auch die Außenlampe durchgebrannt.
>Also doch ein UFO?
>Inklusive aller Schreibtisch-, Garagen-, Nachttisch-, Badezim-
>mer- und Was-weiß-ich-noch-Lampen haben wir rund dreißig
>Glühbirnen im Haus. Daß fünf oder mehr davon an einem einzi-
>gen Tag durchbrennen, ist zwar sehr unwahrscheinlich - wenn je-
>de Birne im Mittel ein Jahr hält, geschieht das nur mit einer
>Wahrscheinlichkeit von etwa einem tausendstel Prozent (für Ex-
>perten: ich habe dazu einmal etwas weltfremd unterstellt, daß die
>dreißig Glühbirnen unabhängig voneinander und je mit Wahr-
>scheinlichkeit eins zu siebenhundert an einem konkreten Tag
>durchbrennen) -, aber daß dies irgendwann, an irgendeinem Tag
>einmal geschieht, ist viel wahrscheinlicher: binnen der neun Jah-
>re, die wir schon das Haus bewohnen, mit einer Wahrscheinlich-
>keit von rund drei Prozent - nicht so viel, daß meine Frau und ich
>uns hätten sagen müssen: »Na endlich, das wird aber Zeit«, aber
>auch nicht so wenig, um deshalb gleich Poltergeister oder UFOs
>zu bemühen (eine noch viel bessere Erklärung ist natürlich, daß
>die Glühbirnen wegen einer Überspannung alle zusammen aus-
>gefallen sind).
>Selbst das Erlebnis des Herrn Bryson ist so gesehen recht all-
>täglich. Wenn wir einmal grob gerechnet unterstellen, daß ein
>Amerikaner im Durchschnitt zehn Landsleute mit dem gleichen
>Namen, Vornamen und gegebenenfalls auch Mittelnamen hat,
>und daß pro Jahr alle Hotelbetten der USA zusammen rund
>zwanzig Millionen Mal den Besitzer wechseln, so haben bei ei-
>nem konkreten Besitzerwechsel nur mit einer Wahrscheinlichkeit
>von eins zu zwanzig Millionen Vorgänger und Nachfolger den
>gleichen Namen. Aber bei zwanzig Millionen Besitzwechseln
>pro Jahr steigt die Wahrscheinlichkeit dafür schon auf über sech-
>zig Prozent, wie man unter gewissen Annahmen bezüglich der
>Häufigkeit der Namen leicht ausrechnet, und über mehrere Jahre
>hinweg können wir einen solchen »Zufall« fast mit Sicherheit er-
>warten.
>Genauso wären vermutlich sowohl Sie wie ich über einen
>Haupttreffer im Lotto mehr als überrascht; die Wahrscheinlich-
>keit dafür beträgt rund l zu 14 Millionen, und daß dies ausge-
>rechnet mir passiert, ist äußerst unwahrscheinlich.
>Trotzdem - irgendwem passiert es immer. Fast jedes Wochen-
>ende hat jemand sechs Richtige im Lotto. Mit anderen Worten,
>ein Ereignis, das nur ganz selten einem selbst begegnet, begegnet
>irgendjemandem mit großer Sicherheit.
>Damit haben wir auch schon einen der häufigsten Trugschlüsse
>zu Wahrscheinlichkeiten aufgespürt: »Weil etwas für mich selber
>unwahrscheinlich ist, muß es generell sehr unwahrscheinlich
>sein.« Stattdessen muß man immer fragen: »Wie wahrscheinlich
>ist es, daß es mir passiert?« und »Wie wahrscheinlich ist es, daß es
>irgendwem passiert?« Die erste Wahrscheinlichkeit ist in der Re-
>gel klein, und deshalb sind wir im Eventualfall auch zu Recht
>sehr überrascht. Die zweite Wahrscheinlichkeit ist dagegen sehr
>viel größer, und oft sogar so groß, daß wir das fragliche Ereignis
>so wie einen Haupttreffer im Lotto fast mit Sicherheit erwarten
>können.
>Parapsychologie und Todesträume
>Ein gutes Beispiel für scheinbar unwahrscheinliche, aber bei
>näherer Betrachtung fast schon sichere Ereignisse sind die
>berühmten Todesträume. Jemand träumt, daß jemand anders
>stirbt - und der andere stirbt. »Einer meiner Bekannten sieht und
>erlebt im Traum den plötzlichen und gewaltsamen Tod eines
>Freundes, mit charakteristischen Merkmalen«, schreibt C. G.
>Jung. »Der Träumer befindet sich in Europa und sein Freund in
>Amerika. Ein Telegramm am nächsten Morgen bestätigt den Tod
>und ein Brief etwa zehn Tage später die Einzelheiten...«
>Oder der Schauspieler Alec Guinness, zu Besuch in Hol-
>lywood, bekommt das neue Auto von James Dean gezeigt. »Ich
>weiß nicht wieso, aber das Auto gefällt mir nicht«, sagt Alec
>Guiness zu James Dean. »Fahre besser nicht damit. Sonst bist Du
>nächste Woche tot.« Und wie wir wissen, war James Dean die
>nächste Woche tot.
>Solche Ereignisse seien derart unwahrscheinlich, so Jung, daß
>der Zufall als Erklärung ausscheide und man nach anderen Ursa-
>chen suchen müsse, etwa den von Jung propagierten »akausalen«
>oder »telepathischen« Koinzidenzen, welche quasi als Verbin-
>dungsfenster für mehrere von Jung vermutete parallele Welten
>dienen, in denen wir Menschen, von unseren parallelen Existen-
>zen nichts wissend, gleichzeitig und mehrfach existieren. So soll
>etwa der französische Psychologe Dariex errechnet haben, daß
>die Wahrscheinlichkeit einer »telepathischen« Todeswahrneh-
>mung nur eins zu vier Millionen betrage, woraus Jung dann
>schließt, daß »die Erklärung eines derartigen Falles als Zufall...
>mehr als viermillionenmal unwahrscheinlicher [ist] als die ›tele-
>pathische‹ bzw. als die akausale, sinngemäße Koinzidenz«.
>Dieses Argument ist aber falsch. Selbst wenn wir die Dariex-
>sche Wahrscheinlichkeit einmal gelten lassen, und uns auch an ih-
>rer seltsamen Behandlung durch Jung nicht weiter stören - diese
>Zahl ist kein Beweis für Telepathie. Im Gegenteil. Wenn wir die
>eins zu vier Millionen einmal so interpretieren, daß ein Todesfall
>unter vier Millionen von jemand anderem geträumt wird, so kön-
>nen wir bei neunhunderttausend Todesfällen jedes Jahr in
>Deutschland alle vier bis fünf Jahre mit einer solchen wundersa-
>men Ahnung rechnen.
>Vermutlich gibt es aber »wahre« Todesträume noch viel öfter.
>Wenn wir einmal sehr vorsichtig schätzen, daß jeder Bundesbür-
>ger im Durchschnitt einmal im Leben vom Tod eines anderen,
>ihm oder ihr bekannten Menschen träumt, kommen bei achtzig
>Millionen Menschen in Deutschland pro Nacht mehr als zwei-
>tausend Todesträume vor - ungefähr so viele wie tatsächlich
>Menschen sterben. Wenn wir weiter einmal unterstellen, die Op-
>fer in den Todesträumen wären zufällig unter allen Bundesbür-
>gern ausgewählt, so beträgt die Wahrscheinlichkeit, daß minde-
>stens ein Todesfall eines bestimmten Tages in der Nacht zuvor
>von jemand anderem geträumt wird, rund acht Prozent, was pro
>Jahr an durchschnittlich dreißig Tagen eine wahre Todesahnung
>produziert.
>Diese Todesahnungen sind aber ein lupenreines Produkt des
>Zufalls und haben mit übersinnlichen Wahrnehmungen oder mit
>irgendeiner Vorsehung nicht das mindeste zu tun. Sie sind so
>häufig oder selten wie zweiköpfige Kälber, Tod durch Blitzschlag
>oder Schnee im Juni - in einem konkreten Einzelfall sehr un-
>wahrscheinlich, aber irgendwann und irgendwo mit Sicherheit zu
>finden.
>In Wahrheit sind die nur durch Zufall wahren Todesträume
>vermutlich sogar noch häufiger als oben ausgerechnet. Denn in
>dieser Rechnung habe ich angenommen, die Todesträume wären
>zufällig auf alle achtzig Millionen Bundesbürger verteilt; außer-
>dem habe ich nur solche Träume gezählt, deren »Opfer« gleich
>am nächsten Tag versterben, und angenommen, daß jeder
>Mensch im Mittel nur einmal im Leben vom Tode eines anderen
>träumt. Wenn wir zusätzlich noch erlauben, daß Menschen viel-
>leicht mehr als einmal im Leben Todesträume haben, oder daß
>Menschen in Lebensgefahr öfter in den Todesträumen ihrer Mit-
>menschen auftreten als andere, und wenn wir auch solche To-
>desträume mitzählen, deren »Opfer« erst binnen einer Woche
>oder binnen eines Monats nach dem Traum versterben, so wer-
>den wahre Todesträume nochmals häufiger; sie werden sozusa-
>gen fast alltäglich, so selten wie Regen im April.
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