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<font size="5">Bei Bonds droht ein böses Erwachen</font>
Experten sehen Ende der Renten-Hausse - Anleger mĂĽssen mit Kursverlusten rechnen
von Daniel Eckert(WELT)
Berlin - Keine Party dauert ewig. Auch nicht die Sause am Rentenmarkt, die in den vergangenen Monaten viele Staatsanleihen auf langjährige Höchststände katapultiert hatte. Anleger, die auf den vermeintlich sicheren Hafen der Staatspapiere gesetzt hatten, erlebten am Donnerstag und Freitag, dass es auch am Bondmarkt rasant abwärts gehen kann.
So sank der Kurs der maßgeblichen zehnjährigen Bundesanleihe an diesen beiden Tagen um mehr als 110 Basispunkte, was einem Hochschnellen der Rendite von 3,815 auf 4,021 Prozent entsprach. Gleichzeitig erholten sich die Aktienmärkte kräftig von ihren vorherigen Verlusten. Der Dow Jones Industrial legte rund sieben Prozent, Euro-Stoxx-50 und Dax mehr als zehn Prozent zu.
"Sollte es zu einer Wiederentdeckung der Aktien kommen, könnte die Bonds-Bubble platzen", warnt Stefan Mitropoulos von der Bankgesellschaft Berlin. In der Tat sieht manch ein Börsianer in der starken Korrektur das Vorbeben eines möglicherweise bevorstehenden Renten-Crashs."Das augenblicklich sehr hohe Kursniveau am Rentenmarkt ist fundamental nicht gerechtfertigt", konstatiert Irgeen Rust von der WestLB."Viele Investoren wollten bis zuletzt auf den fahrenden Zug aufspringen, obwohl die Luft schon ziemlich dünn geworden war."
Die Volkswirtin glaubt jedoch nicht, dass das Platzen der Bond-Blase unmittelbar bevorsteht:"Es würde mich überraschen, wenn dies schon der Beginn einer Trendwende wäre." Noch lasteten zu viele Unsicherheiten auf den alternativen Anlageformen, vor allem auf den Aktien."Am Rentenmarkt wird es noch einige Male auf und ab gehen, die absoluten Höchststände dürfen wir allerdings schon gesehen haben", so Rust.
Auf Jahressicht erwartet die Strategin bei zehnjährigen Bundesanleihen eine Rendite von etwa 5,25 Prozent, also rund 1,25 Prozentpunkte mehr als heute. Für Besitzer der Langläufer drohe damit ein Kursverlust von ungefähr zehn Prozent. Folglich hält Rust es für"sehr sehr problematisch", jetzt noch in Staatsanleihen oder entsprechende Rentenfonds einzusteigen.
Wem Aktien derzeit noch zu gefährlich seien, solle sich lieber an Unternehmens-Bonds halten. Die brächten eine höhere Renditen als Staatsanleihen, seien aber nicht so riskant wie Dividendenpapiere. Da bei einzelnen Unternehmensanleihen aber durchaus die Gefahr eines Zahlungsausfalles bestehe, sollten Privatanleger besser Fonds kaufen. Hier sorge die breite Streuung der Anlage für eine Minimierung des Risikos.
Nicht ganz so"Bond-bearish" ist Johannes Rudolph, Stratege bei HSBC Trinkaus & Burkhardt, eingestellt. Gegen einen raschen Abschwung am Rentenmarkt sprechen seiner Meinung weiterhin die Unwägbarkeiten der Irak-Krise, die Anleihen als sicheren Hafen erscheinen ließen.
Und selbst eine Entspannung der geopolitischen Lage führe nicht zwangsläufig zu einem Crash am Bondmarkt:"Denn die Verfassung der Weltwirtschaft kann man nur als desolat bezeichnen." Solange die Konjunktur nicht anspringe und sich die Unternehmensgewinne nicht erholten, blieben Aktieninvestments wenig attraktiv, so Rudolph. Sein Fazit:"Auf absehbare Zeit wird es bei den Bonds keine Trendwende geben."
Auch Hans-Jörg Naumer von der Fondsgesellschaft DIT beschwichtigt:"Die Anleger brauchen keine Angst zu haben, dass ihnen die Bonds um die Ohren fliegen." Zwar seien Staatsanleihen teuer, doch angesichts der Risikoaversion der Investoren sei mit einer kopflosen Flucht aus den Bonds nicht zu rechnen. Naumer prognostiziert eher ein langsames Abbröckeln der Kurse. Doch selbst wenn Rudolph und Naumer mit ihren optimistischeren Szenarien recht behalten - eins steht fest: Die Tage der Renten-Hausse sind gezählt.
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