-->18/03/2003 (16:11)
Börsianer rechnen bei Kriegsbeginn mit weiteren Kursgewinnen
Frankfurt, 18. Mär (Reuters) - Die von Hoffnungen auf ein schnelles Ende eines Irak-Krieges getriebenen Kursgewinne an den deutschen Börsen dürften sich nach Einschätzung von Börsianern auch in nächster Zeit fortsetzen.
"Das wird weiter hochgehen, es sei denn, die Iraker stecken sofort die Ã-lquellen in Brand oder antworten mit Attentaten in der westlichen Welt", sagte Giuseppe Amato, Marktanalyst bei Broker Lang & Schwarz, am Dienstag. Zwischenzeitliche kurze Korrekturen seien aber immer wieder zu erwarten, fügte er hinzu.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) war in den vergangenen Tagen um rund 15 Prozent gestiegen, nachdem sich ein baldiger Angriff der USA auf Irak abzeichnete. Georg Elsaesser, Aktienstratege bei HSBC Trinkaus & Burkhardt, sagte,"die Leute positionieren sich jetzt bereits im Vorfeld eines Krieges. Sie spekulieren angesichts der gigantischen Streitmacht der USA in der Golf-Region auf einen kurzen Krieg".
Die irakische Führung wies am Dienstag das Ultimatum der USA zurück. US-Präsident George W. Bush hatte Iraks Präsidenten Saddam Hussein und seine Söhne zum Verlassen des Landes binnen 48 Stunden aufgefordert, sonst würden die USA und ihre Verbündeten Irak angreifen.
KURZER KRIEG UND RÜCKKEHR DER SICHERHEITSINVESTOREN ERWARTET
Börsianer rechnen damit, dass viele bislang in sicheren anderen Anlagen positionierte Investoren auf kurz oder lang gezwungen sein könnten, in den Aktienmarkt zurückzukehren. Tammo Greetfeld, Aktienstratege bei der HypoVereinsbank (HVB) rechnet mit einem Anstieg der Aktienmärkte von 15 bis 20 Prozent in den kommenden drei Monaten."Dies setzt voraus, dass die politischen Entwicklungen in den kommenden Wochen dem Szenario eines kurzen Krieges weitestgehend entsprechen", schrieb er am Dienstag in einer Kurzstudie.
Vor allem von der Rückkehr der bislang vorsichtigen Anleger versprechen sich Börsianer einen Schub für die Kurse."Bis jetzt ist doch kaum einer wirklich dabei, die letzten 300 Punkte hat doch ein kleiner Kreis von Profis unter sich ausgemacht", sagte ein Aktienhändler."Irgendwann kommt der Punkt, an dem die vorsichtigen Anleger, die jetzt zum Beispiel in Renten investiert sind, in den Aktienmarkt zurückgezwungen werden", sagte Roland Ziegler, Stratege bei der ING BHF in Frankfurt. Die Rendite dort sei einfach nicht mehr ausreichend, wenn die Aktienkurse wirklich anzögen. Jetzt werde es darum gehen, ob ein Krieg tatsächlich so schnell zu Ende gehen werde wie im Markt erhofft und ob das gleiche Szenario wie beim letzten Golfkrieg einsetzen werde, fügte er hinzu. 1991 waren die Aktienkurse bei Kriegsbeginn gestiegen und der Preis für Ã-l um rund ein Drittel gefallen. Am Dienstag ging der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl auf 27,62 Dollar zurück, nachdem er sich wochenlang über 30 Dollar notiert hatte. Der deutsche Aktien-Leitindex Dax lag am Dienstag zeitweise mit mehr als fünf Prozent im Plus.
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