-->Dazu als Einstieg einem Kommentar aus der heutigen WELT:
Endzeitstimmung von J. Schuster
Der Krieg wird Hunderttausende von Toten kosten. Frauen und Kinder werden dahingeschlachtet werden. Amerika wird ein zweites Vietnam erleben und sich Monate, wenn nicht Jahre im Gemetzel befinden.
Diese Sätze stammen aus dem Jahr 2001, als sich Washington für den Feldzug in Afghanistan rüstete. Nichts davon traf ein, glücklicherweise. Das Massensterben am Hindukusch blieb genauso aus wie der jahrelange Guerillakampf. Ähnlich sah es im Kosovo aus und auch im Krieg gegen den Irak vor zwölf Jahren. Damals starben etwa 5 000 irakische Soldaten, wie unabhängige Militärexperten schätzen - Hunderttausende weniger, als die Auguren fürchteten!
Nichts deutet darauf hin, dass es diesmal anders wird. Im Unterschied zum letzten Golfkrieg werden die Amerikaner zu 80 Prozent Präzisionswaffen einsetzen und eine irakische Armee vorfinden, die um 600 000 Mann kleiner sein wird als 1991. In Deutschland interessiert dies kaum jemanden. Es wird zu Hunderttausenden von Toten kommen, hört man wieder. Angst und Endzeitstimmung beherrschen die Debatte. Hinzu kommt eine Art Urwut gegenüber Amerika und eine atemberaubende Doppelmoral. George W. Bush, nicht Saddam Hussein ist der Aggressor. Er bricht das Völkerrecht, schickt sich an, einen Angriffskrieg zu führen und will Saddam entmachten. Ebenso wie im Kosovo-Krieg, ließe sich hinzufügen. Damals ignorierten Amerikaner wie Deutsche den Sicherheitsrat und das Völkerrecht. Sie begnügten sich nicht etwa mit Bombenangriffen, sondern verlangten auch die Entmachtung von Slobodan Milosevic. Ohne ihren Einsatz säße der Diktator noch heute in Belgrad.
Für den Krieg gegen Saddam gilt dergleichen nicht. Wer wissen will, warum, sollte sich mit der Geschichte des Antiamerikanismus in Deutschland befassen.
Was mich wundert:
Dieselbe Regierung wie jetzt unterstützte im ehemaligen Jugoslawien das im Prinzip identische Vorgehen wie jetzt im Irak.
Kosovo:
- der Weltsicherheitsrat und das Völkerrecht = egal
- ein gewählter (Milosevic) Regierungschef sollte entmachtet werden
- gelogen wurde gerade von den Deutschen - Scharpings"Hufeisenplan"
- moralisches Geschütz der schwersten Sorte wurde in Stellung gebracht = Joschka Fischer meinte Auschwitz bemühen zu müssen
- Wie jetzt im Irak unterstützen Deutsche in AWACS-Aufklärern die Amerikaner
- Die Spürpanzer als"Defensiv-Waffe" zu bezeichnen, ist lächerlich. Angenommen, Hussein setzte Giftgas ein & amerikanische Soldaten stürben, weil die Deutschen die Spürpanzer abgezogen hätten. Da wär was los.
- Wegen Afghanistan riskierte der Kanzler sogar die Koalition, um die Truppen möglichst schnell auszusenden.
Fazit: wäre die Haltung der deutschen Regierung wie auch der deutschen Friedensfreunde in irgendeiner Weise konsequent, könnte man die Proteste nachvollziehen. So bleibt der schale Nachgeschmack:
Im Kosovo hatten die Deutschen Interessen, also Unterstützung, im Irak haben die Deutschen keine oder geringe Interessen, also Verweigerung.
Gruß
Jochen
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