-->Liebe Lesende,
die hitzige Diskussion läßt sich an einem Wort festmachen: Verlogenheit , meinetwegen auch etwas demokratischer als Inkonsequenz zu bezeichnen.
Wie ich lesen konnte, seien Indianer und Sklaven nun mal Geschichte, aber der Irak sei Gegenwart.
Abgesehen davon, daß dies nicht auf die heutigen Nachkommen und deren quasi Fort-Enterbung angestammter Rechte und Ländereien zutrifft, womit jedes Unrecht zwangsläufig über Generationen fortwirkt, ist es obendrein verlogen, bzw. pardon, es mißt mit zweierlei Maß:
die organisierte Verschleppung und Zwangsarbeit von zusammengefangenen Leuten aus Afrika soll bitteschön gnädigst von der GeChichte bedeckt werden, keinesfalls aber dürfen die von Deutschland ausgegangenen Verbrechen jemals in irgendeiner Form ihre einzigartige Dimension verlieren - letzteres kann man wohl so dem Schutzzweck der BRD-Strafnormen entnehmen.
Unrecht bleibt Unrecht, egal, von wem und wann begangen. Und es läßt sich nicht eliminieren, höchstens von den Betroffenen vergeben.
Ich möchte es als geschmacklos bezeichnen, wenn die letzten Kampagnen von Eizenstad, Fagan und Co. gegen die deutschsprachigen Länder noch nach frischer Druckfarbe riechen, und hier heute von jemandem gefordert wird, man solle aber auf alle Fälle den Blick von der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft richten, wenn es um die Alliierten geht.
Zweierlei Maß gibt es nur im Über-/Unterordnungsverhältnis.
Es mag gute Gründe geben, warum die Bush-Administration es für angebracht hält, diese Aktion durchzuführen, samt den noch folgenden Anschlußhandlungen.
Aus heutiger Sicht mögen die Chancen sogar die Risiken bei weitem überwiegen.
Es dürfte aber für alle erkennbar sein, daß die vorgeschobenen Gründe für den Angriff nicht mal das Format eines Kresseblattes haben, von wegen Feigenblatt.
Wenn es den Gutmenschen um die Erleichterung menschlichen Leides ginge, so wäre es doch wirklich kein Problem, den Hunger in der Welt binnen einer einzigen Woche abzustellen. Zweifelt irgendjemand hieran?
Wenn es um die Einhaltung von Menschenrechten ginge, dürfte ganz Afrika und der nahe Osten bereits unter dem Sternenbanner zur Freiheit gefunden haben, in jedem Land dort gibt es in mehr oder weniger ausgeprägter Form jeweils Despotie, Willkür, Unrecht, Korruption, Gewaltherrschaft, Ausbeutung und Folter. Man kann dies getrost auch auf Mittel- und Südamerika übertragen.
Ich höre nicht, daß dies irgendjemanden stören würde, mit Ausnahme der kurdischen Proteste gegen türkische Verfolgung, die offensichtlich zur Zeit überhaupt niemanden stören.
Guantanamo hat nichts mit Dachau zu tun, denn man hat am Eingang ja kein schmiedeeisernes Tor, sondern einen Maschendraht.
Der Patriots Act hat auch nichts mit dem Ermächtigungsgesetz zu tun, denn er ist in englischer Sprache geschrieben und beinhaltet noch viel mehr derjenigen Gesetze und Verordnungen, die vor sechzig Jahren auf deutschem Boden immerhin ein paar Jahre brauchten, um nacheinander wirksam zu werden.
Auch der Angriff auf Afghanistan und den irak hat natürlich nichts mit amerikanischen Interessen zu tun, sondern dient ausschließlich der Durchsetzung der Menschenrechte auf Teilhabe am Patriots Act.
Adolf hingegen, und Stalin gleichermaßen, haben ihre Interessen hingegen nicht verfolgt, ihnen ging es darum, die Menschenrechte in den eroberten Ländern abzuschaffen. Wieso dies dann allerdings in der Ukraine zu Selbstverwaltungen führte oder im Falle von Stalin als Geschenk der Freiheit vor den imperialistischen Unterdrückern bezeichnet wurde, wollen wir nicht weiter untersuchen sollen.
Fest steht, es gibt nur eine Nation of Gods own, in God they trust, with gun they must.
Alle anderen haben halt nicht den Durchblick oder werden als Achse des Bösen definiert, was den Verlust jeglicher Rechte zur Folge hat.
Dies ist ein Forum mit deutscher Adresse, und wenn es etwas gibt, was die Deutschen als Vermächtnis mit in die Wiege gelegt bekommen haben, dann ist es die hundert Jahre von 1889 bis 1989, ihre Ursachen, Mechanismen und Folgen, sie zu kennen, und vor allem Wiederholungen wiederzuerkennen - das Gesetzeswerk strotzt vor Warnungen und ermahnenden Zeigefingern, bereits ABC-Schützen werden damit indoktriniert.
Interessanterweise würde eine Verdoppelung dieser hundert Jahre zum Jahr 1789 führen, dem Jahr, das das alte Europa nachhaltig prägte.
Jetzt auf einmal soll die ganze Moral nicht mehr gelten.
Während die Sowjetunion ein ihr genehmes Marionettenregime nicht unterstützen sollen durfte (Afghanistan), soll dies den USA als geradezu selbstverständlich zustehen.
Warum stand es Hitler nicht zu? Stalin nicht? Mussolini nicht? Kim Jong Il nicht? Mao-tse-Dong nicht? Warum stand es Churchill zu? Roosevelt zu?
Warum darf Sharon, was Hussein nicht soll?
Wieso darf die Türkei die Kurden unterdrücken, aber Hussein darf es nicht?
Warum gewährt man Korsika keine Eigenständigkeit, oder dem Baskenland?
Wieso gibt es die englische Besatzung in Belfast?
Weswegen hatten nur wenige etwas gegen die persische SAVAK einzuwenden, die später waltenden Revolutionswächter waren dann aber nicht mehr gelitten?
Wieso besteht das US-Handelsembargo gegen Kuba? Und warum bekommt Nordkorea Atomreaktoren geschenkt?
Die Geschichte der letzten hundert Jahren ist voller Verlogenheit und zweierlei Maß.
Aufgrund welcher Begründung durfte man Rudolf Heß lebenslänglich einsperren, ihn später sogar frühableben, der doch an den wirklich heftigen Aktionen gar keinen Anteil haben konnte, weil bereits gefangengenommen?
Wieso hängte man Keitel auf, der doch *nur* die Wehrmacht führte und keine Sondertruppen?
Warum bediente man sich den BevölkerungsinSChreckenSetzern von Puttkamer und von Braun mit ihren V1 und V2, warum übernahm man Gehlen in eigene Dienste, statt sie ebenfalls in Nürnberg zu richten?
Weswegen bleieb alliierte Greueltaten ungesühnt?
Die ehrliche Antwort hierzu ist, Macht geht vor Ethik, Recht ist geronnene Macht, und Geschichte schreiben die Sieger. Leichen können nicht mehr anklagen und vor allem kein Wissen mehr preisgeben.
Zu keinem Zeitpunkt geschahen irgendwelche weltpolitischen Dinge aus purer Menschenliebe, immer gab es handfeste Interessen, die den Grund lieferten.
Es müssen keine nationalen Interessen, es können auch rein persönliche, auch niedere Motive der jeweiligen Machthaber gewesen sein.
Wenn wir ehrlich sind, haben wir das Zeitalter der Despotie nie hinter uns zurückgelassen, nur der Grad der Offenkundigkeit und der Heftigkeit der Bürgerunterdrückung waren variabel, sowie die Art, dies zu bewirken.
Zuckerbrot ist besser als Peitsche, bloß sitzen die Affen, die beides bekommen, noch immer im Affenhaus und handeln nicht *artgemäß*, wie sie dies gern täten.
Es gilt ja nicht mal mehr der Grundsatz, das anschafft, wer zahlt. Deutlicher kann ein Besatzungsstatus ja nicht verdeutlicht werden.
Wäre man so ehrlich zu sagen, wie Scholl-Latour dies tut, daß die Zeiten des Moralgeschwafels vorbei seien und wieder pure Machtinteressen Platz greifen, wäre man wenigstens ehrlich.
Kampf um Ã-l, Wasser, Lebensraum, Gesundheitsversorgung.
Vor langer Zeit gab es das Zeitalter der Romantik, der schwärmerischen Verklärung, es gab das finstere Mittelalter der Inquisition, vor kurzem hatten viele im westlichen Landesteil die Illusion von Schlaraffia, und jetzt ist eben das Zeitalter des unverblümten Realismus angebrochen.
Was nicht bezahlbar ist, ist nicht machbar.
Was nicht dem Eigennutz dient, wird nicht gemacht.
Was dem Eigennutz schadet, wird verhindert.
Wer eigenen Interessen schadet, muß weichen.
Wer nicht weichen will, wird entfernt.
Dies führt zwangsläufig zur Kantonisierung, wie dies dottore schon darlegte, und zu einem Zustand des permanent-revolvierenden Weltkleinkriegs jeder gegen jeden, mit wechselnden Allianzen und verschiedensten Kriegsschauplätzen, vor allem auch wirtschaftlich-finanzieller Art.
Wir sind in der brutalen Wirklichkeit angekommen, die niemals real gewordene Vorstellung der 68er Gutmenschen haben ihre bloße Virtualität zugeben müssen. Sie sind verpufft. Die Welt der Täuschung und Lüge war die Welt unserer Vorfahren, es ist die unsere, und es wird die unserer Nachfahren sein.
Der Quantensprung zum höheren hat nie stattgefunden.
Es kann der brävste nicht in Frieden leben, wenn der böse Nachbar es nicht will.
Solche Nachbarn kennen wir alle.
Wieso sollte im Großen funktionieren, was schon in der Nachbarschaft nicht geht?
Je schneller wir uns darauf einstellen, daß wir unwiederbringlich die Phase der wenigstens berechenbaren Umstände verlassen haben, umso weniger Frust werden wir bekommen.
Das ist kein versöhnliches Wort zum Krieg, sondern ein realistisches.
Wenn die Verlogenheit vor lauter Übertreibung geplatzt ist und fast jeder die dahinterwirkende Fratze sehen kann, ist schon viel positives erreicht.
Platzen wird noch mehr: die Rende iss nich sichä, die Versicherungen, die Bankguthaben, die Errungenschaften, die Gesundheitsversorgung, die ganze Volksheim-Ideologie der staatlichen Verhätschelung zum Nulltarif, die multikulturelle Zielvorstellung als Friede-Freude-Eierkuchen-Wahn, die demokratische Gottesgleichheit, alles platzt nacheinander wie die Luftballons am Schießbudenstand der Krimes.
Mehr kann man derzeit nicht erwarten, als diese schonungslose Offenlegung.
Schon gar keine Patent-Rezepte, wie man den ganzen Mist denn übergeordnet wieder in eine lebenswerte Ordnung formen soll.
Und das ganze verlogene, unendlich dumme Geschmarr, warum habt ihr das denn zugelassen, warum habt ihr den Anfängen nicht gewehrt...... , liegt auch endlich im Mülleimer.
Das Problem besteht jetzt für jeden nachempfindbar darin, daß wir aus diesem Zug nicht aussteigen können, und die Notbremse funktioniert auch nicht. Abspringen geht auch nicht, weil die Türen verriegelt sind.
Uns geht es ganz so wie unseren Großeltern und Eltern zuvor - wir sind in der Wirklichkeit angekommen.
Die Macht scheißt auf Demonstrationen. Und wenn sie das nicht mehr tut, schießt sie halt. Seit es die Menschheit gibt.
meint der Baldur etwas ernüchtert und desillusioniert und grüßt
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