-->Zunächst überlege ich mir welchen Zeithorizont ich abdecken möchte. Für kurzfristige Spekulationen nehme ich lieber Optionen, da ich dann wenn ich falsch liege automatisch mit einem Totalverlust rechne und nicht zu unnötig langem halten ermutigt werde. Größere Aktienbestände kaufe ich nur unter Mittel-bis Langfristigen Gesichtspunkten mit einem Investmenthorizont von 1-3 Jahren.
Die Wertpapierauswahl führe ich in der Regel TOP-DOWN durch. Also ich schaue mir zuerst das Land bzw. die Volkswirtschaftlichen Daten an und investiere dann in die führenden Werte der einzelnen Sektoren.
BOTTOM-UP Investments tätige ich nur wenn ich mir zu 99 % sicher über die Zahlen der Firma bin und wenn ich die Möglichkeit habe die fundamentalen Daten zu überprüfen bzw. auf Änderungen schnell handeln kann. Dazu ist ein direkter Kontakt zum Management sicherlich hilfreich. Da diese Methode sehr viel Zeit beansprucht und meines Erachtens erhebliche Einzelrisiken birgt, wende ich diese Methode fast nie an. Sollte ich nochmal in meinem Leben einen richtig schönen Bullenmarkt weltweit erleben, so dürfte diese Methode der Wertpapierauswahl sicherlich wieder interessant werden.
>Eine wie grosse Rolle spielen die Produkte od. Dienstleistungen, die die Firma herstellt?
Eine sehr große bzw. sogar die wichtigste Rolle. Die Sektorenauswahl halte ich für die wichtigste Überlegung überhaupt. Wenn ich der Ansicht bin, dass Technologie läuft, dann ist es mir vollkommen egal ob ich einen PC-Hersteller, einen Chiphersteller oder einen Ausrüster kaufe. Innerhalb des Sektors spielen sich natürlich auch immer wieder Trends ab, die man dann evtl. spielen kann.
>Kauft ihr eine Aktie, wenn sie einfach total am Boden ist (wie z.B. die Aktie von Allianz), egal wie die Nachrichten sind?
Man muss sicherlich immer differenzieren. Aber es ist für mich so, dass ich eigentlich eine relativ gute Performance erzielen kann wenn unter den Verlierern Ausschau halte. Die Nachrichten werden vor einer Wende prinzipiell immer ganz besonders negativ. Allerdings muss bei einer Aktie, die zuvor 70 % und mehr an Wert verloren hat das Risiko einer Pleite sehr gering sein. Für Konsumunternehmen kann ich das relativ gut einschätzen. Bei Industrieunternehmen wird es schon schwieriger und man benötigt sehr gute Informationen über den aktuellen Auftragsbestand und die Lage der Konkurrenten. Bei Finanzwerten ist es für mich absolut unmöglich herauszufinden ob da noch etwas zu machen ist (Allianz). Da kann ich immer nur Ultrakurzfristig Prognosen wagen und vie Optionsscheinen zocken!
>Kauft ihr euch Aktien mit der Hilfe von Elliot-Wellen?
In jedem Fall beobachte ich die technische Situation. Allerdings versuche ich meistens die Technik etwas vorwegzunehmen. Die EW-Prognosen helfen mir dabei sehr gut um bspw. abzuschätzen ob wir in einer 5 sind, die bald beendet sein könnte. Jüngstes Beispiel, was bei mir ganz gut funktioniert hat war der abgeschlossene Impuls bei BMW. Hier deutete alles auf eine Bodenbildung zwischen 22-25 hin.
Da mir die Zeit fehlt tausende Aktien alle einzeln zu beobachten helfen mir die Wellen auf die Indizes sehr oft weiter.
>Kauft ihr Aktien nach guten Nachrichten / Unternehmensmeldungen / Bilanzveröffentlichungen?
Eigentlich weniger. Die Bilanz und Cash-Flow Rechnung spielen für mich eine sehr wichtige Rolle, allerdings eher auf lange Sicht. So würde ich niemals langfristig eine Aktie kaufen, die kaum, wenig oder sogar einen negativen Free Cash-Flow ausweisen.
Die Investitionen sollten also immer unter dem Operativen Cash-Flow liegen. Dabei ist es mir aber am liebsten, wenn die Investitionen dennoch mindestens auf dem Niveau bzw. leicht über den Abschreibungen liegen. Über kurze Phasen kann es auch mal anders sein aber nicht auf Sicht von 3-5 Jahren. Durch diese Selektion fallen eigentlich schon mal die überwiegende Mehrheit der Aktien für langfristige Investitionen weg.
Aktuelle Nachrichten zu Unternehmenszahlen versuche ich wenn überhaupt zuvor zu kommen. Wenn ich die Zeit habe, dann höre ich gerne die Conference-Calls der Unternehmen um mir ein Bild über die Glaubwürdigkeit und zukünftige Trends zu machen. Allerdings handle ich die Nachrichten eher in anderen Aktien, als in der Betreffenden. Gute Zahlen bei Daimler würde ich bspw. zum Kauf von VW nutzen usw...
Das Problem ist bei solchen Sachen immer, dass nicht die Nachrichten die Kurse machen, sondern umgekehrt. Deshalb handle ich Nachrichten nur auf kurze Sicht und dann meistens konträr. Also kaufen vor schlechten Nachricht und umgekehrt.
>Oder nach anderen Kritieren?
Peer Group Vergleiche nach KGV, EV/EBITDA, PEG, BETA usw...
Ein DCF-Modell mit eigenem Input bestückt
Buchwert (bereinigt um Goodwill) möglichst tief <1 bis max. 2-3
Liquidationswert (konservativ berechnet) sollte positiv sein und in Relation zur Marktkapitalisierung stehen. Vielleicht 50 % tiefer oder so. Habe aber keine Faustformel dafür. Damit fallen aber bspw. schon die meisten Firmen durch deren Verbindlichkeiten über dem Anlagevermögen liegen.
Die Abschreibungen beobachte ich genau im Verhältnis zum Gewinn und versuche eine kleine Tabelle zu bauen, in denen ich die Abschreibungszeiträume aufliste. Viele Firmen haben in den letzten Jahren damit angefangen die Abschreibungszeiträume auf 20 Jahre und mehr zu strecken. Generell halte ich Abschreibungszeiträume von im Schnitt 5-10 Jahren für vertretbar. Viele Unternehmen haben heute Abschreibungszeiträume von 15 Jahren aufwärts. Das ist viel zu hoch.
Die Pensionsverpflichtungen müssen klar abgegrenzt werden. Ohne die Sicherung der Pensionsansprüche hat es keinen Wert in eine Firma zu investieren. Dabei ist darauf zu achten, dass die Mitarbeiterzahl wächst oder mind. konstant bleibt. Eine stark schrumpfende Mitarbeiterzahl und eine Firmeneigene Pensionskasse sind auf Dauer tötlich.
Das Produktportfolio sollte man in etwa aufschlüsseln und sortieren können nach (Cash-Cows, Schrott und Potentialfähig) Das Verhältnis muss dabei stimmen. Also möglichst wenig Schrott und genügend Cash-Cows um die potentiellen Wachstumsprodukte finanzieren zu können.
So das wars was mir so auf Anhieb einfällt. Natürlich gibt es je nach Branche weitere Kritieren, aber diese sind Allgemein sehr nützlich. Es dauert aber eine gewisse Zeit alles herauszuarbeiten.
>Auf euere Antworten bin ich gespannt!
>MfG vom Bullen
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