-->Hallo,
Wal schrieb unten in seinem Krankenhaus-Beitrag, Schuften wir uns für einen Funktionärskapitalismus kaputt?
Gut erkannt, daß wir offenbar in der Breite alle irgendwie für Funktionäre schuften. Volle Übereinstimmung.
Ob es dann ein Kapitalismus sein kann, oder ein Funktionärssozialismus, ist im Prinzip egal und nur ein Namensgebungsproblem und eine Frage der politischen Einschätzung, es ändert primär nichts an der zugrundeliegenden Tatsache:
jeder von uns, manche mehr, manche weniger, einige nicht hier befindliche auch gar nicht, stellen fest, daß sie erst einmal für alle möglichen Fremdinteressen schuften müssen, bevor ihnen selber ein Krümel bleibt.
Das können Ausgaben sein, deren Sinn wichtig und wertvoll ist, und andere, deren Sinn angeblich irgendwo im Nebelnirwana des großen Manitou wabert.
Überall sind wir von Funktionären umgeben, die uns vorschreiben, was wir ihnen anzudrücken haben, und uns verklickern wollen, daß das gut, nein, geradezu unverzichtbar für uns wäre.
Aus unserer mikroökonomischen Sicht alles Schmarotzer.
Bei all dem Blick auf die Blutsauger unserer Leistung (Krankenversicherungsverwaltungen, Bürokratieverwaltungskosten, Schwund in öffentlichen Kassen, verwässerungen, Wasserköpfe in Firmen, aufgeblähte Gebilde, die wir mitzahlen müssen, ohne einen gegenwert zu kriegen, kriegt man ja den Koller, was früher oder später zum Magengeschwür oder zur Verweigerung führt.
Dabei muß man es anders sehen: wir arbeiten in erster Linie für uns selbst.
Mir kann es egal sein, wenn mein Arbeitgeber von meiner Leistung noch 500% Mehrwert verdient und sich daran kapitalistisch schamlos bereichert, wenn ich für meine Tätigkeit noch immer so viel einstreiche, daß ich sage, das paßt, ist für die Leistung angemessen, und ich leben sehr gut davon, besser, als es mit irgendeiner anderen Alternative ginge.
Habe ich das Gefühl, anders ginge es besser, würde ich das ja sofort so anders machen.
Wenn ich dennoch in dem ungeliebten Job verbleibe, hat das eben den Grund, das ich nichts besseres habe und zufrieden sein muß mit dem, was ist.
Ziel ist also nachvollziehbar die Maximierung des eigenen Nettonutzens, und wenn meine Ausbildung nicht reicht, muß ich halt dazulernen, wenn ich keinen Job kriege, muß ich mich evtl. selbständig machen, was auch immer.
Man arbeitet für seinen eigenen Nettonutzen und muß den maximieren.
Wenn es mir nicht gelingt, die ganzen Schmarotzer zu marginalisieren, muß ich mehr für mich rausschinden oder die Schmarotzerfunktionäre nach Möglichkeit vom Kuchen abhalten.
Tassie Devil hat es in einem Spitzenbeitrag unten beschrieben.
Wer lieber pünktlich daheim ist, darf den Überstundenmalocher nicht beneiden.
Natürlich besteht ein Problem bei kranken und erwerbsunfähigen / -geminderten Leuten und älteren Arbeitssuchenden, keine Frage.
Bloß vom Grundsatz her haben die ganzen Funktionärsschmarotzer den Blick verstellt dafür, daß nicht der Bruttolohn am Zettel zählt, sondern das verfügbare EinkommenN am Konto.
Und das reicht nicht mehr aus.
Hätte man unverändert die Zuwachsraten der Siebziger, hohe Inflation, hohe Lohnsteigerungen, würde das nicht so auffallen.
Heute stagniert aber die ganze Pipeline, die Kosten steigen, die Zuschüsse schrumpfen, die Nettolöhne werden mickriger, wir müssen dafür mehr tun, und trotzdem reichts nicht, den gewohnten Standard aufrechtzuerhalten.
Wal hat natürlich Recht, daß die ganze Differenz zwischen brutto und Netto im Nest der Funktionäre verschwindet, und was dann nach unten durchtropft, haben die erst mal verdaut vorher.
Wer sind die?
Unternehmerkapitalisten sinds ganz sicher nicht, das ist eine aussterbende Klasse.
Ertragsmaximiermanager schon eher, aber für wen arbeiten die, in welchen Interessen stehen die?
Hm, ein grob diffuses Raster, nix zu erkennen......große Banken, Versicherungen, Kapitalgesellschaften, die sich, äh, den Aktionären, äh, den Anlegern, nein, äh, die den Kapitalsammelstellen, äh, nein, auch nicht, die sich selbst über Kreuz gehören........vielleicht.
Wem gehören die Gewerkschaften? Wem dienen sie? Den Funktionären. Wer bestimmt deren Ziel?
Wem gehören die (Kranken-) Versicherer, die Gesundheitswesenträger? Wer sorgt dafür, daß ein Arzt 40 Stunden malocht und dafür 1700 rauskriegt, wo bleibt der ganze Zaster?
Wer bestimmt die Chefs der gesetzlichen Krankenkassen, der Ärzteverbände, wer deren Bezüge?
Die Pharmakonzerne mit ihren undurchsichtigen Oligopolen, die Pharmazeutierung jeglichen ärztlichen Tuns?
Nehmen wir den Staat als Ansammlung von Funktionären - wer beauftragt das System? Die Bürger, der Souverän? Daß ich nicht lache.
Das System hat sich verselbständligt, so wie früher der VEB dem Volke gehörte und der große Sautrog im Reichstag der Bevölkerung gewidmet ist, so ist das Funktionärskollektiv namens Verwaltung (egal, wo) wie ein invasiver Tumor in das volkswirtschaftliche Fleisch hineingewuchert, lähmt die Nervenzellen, läßt die Wahrnehmung verschwimmen, zehrt den Körper aus und tötet sich durch das Schmarotzen nach einer langen Leidenszeit und Kachexie schlußendlich selbst.
Wir sollen tatsächlich für ein Funktionärssystem buckeln, es als Schmarotzwirt nähren, während es uns langsam aussaugt und umbringt, überall selbstnachwuchernde Verwaltungs- und Funktionärsmetasthasen setzt, alles durchdringt.
Tassie würde mit Recht sagen, dann schimpf nicht, sondern werde auch Funktiönör. Gut, da ist bei manchem die Selbstachtung dazwischen.
Es ist auch nicht jedermanns Lebensziel, in düsteren Wandelgängen umherzuschlurfen und in trister trostloser Atmosphäre die Welt durch Akten hindurch wahrzunehmen, während doch die Realität ganz anders ist.
Es ist aber echt kein Funktionärskapitalismus, sondern ein Funktionärskackokratismus.
Vielleicht sogar ein Kackokretinismus, bin mir noch nicht schlüssig, da könnten wir durchaus noch drüber diskutieren.
;-)
beste Grüße vom Baldur
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