-->Das Jahr 2000 birgt die Erwartungen in sich, dass die Technologie unser
Leben und unsere Arbeit, die Gegenwart und die Zukunft verändern wird.
Bereits 1994 glaubte ich, dass das Internet die Triebfeder dieser
Veränderungen sein würde. Allerdings fühlte ich mich dabei meist wie
Johannes der Täufer, der in der digitalen Wüste harrte und vom Kommen
des Internets predigte. Das änderte sich erst im Sommer 1998, als die
Masse der Anleger zu begreifen begann, dass Internetaktien mehr als nur
eine Modeerscheinung sind. Damals fand das Internet nur wenige Gläubige:
heute hingegen sorgt es für Schlagzeilen und macht dem Namen World Wide
Web alle Ehre. Als Internet-Vorbote freut mich das Wachstum und die
zunehmende Anzahl an Anwendungen, die ungeheuere Flexibilität und die
Anpassungsfähigkeit.
Im Film Die Reifeprüfung aus dem Jahr 1967 sagte einer der Darsteller,
Plastik sei die Zukunft. Weitab der Leinwand, aber dafür in einem
Theater ganz in Ihrer Nähe, heißt die Gelegenheit der Zukunft Internet.
Das Internet ist zum Multiplex für Handel (Commerce), Kommunikationen
(Communication), Inhalt (Content) und Gemeinschaft (Community) geworden.
In der noch kurzen Geschichte des Internets habe ich manche drastische
Veränderung beobachtet. Das Web hat viele Branchen verwandelt. Es hat
neue Branchen geschaffen, während alte verbessert oder gar ersetzt
wurden.
Als Analyst habe ich in den vergangenen 6 Jahren Tausende von Artikeln
und Berichten verfasst. Ich habe die einschlägigen Firmen schon zu einer
Zeit verfolgt und über sie Prognosen erstellt, als diese noch in
Privatbesitz waren bzw. von Garagen und Studentenwohnheimen aus
betrieben wurden. Firmen wie Yahoo, Netscape, Amazon.com, Inktomi und
zahllose andere, an die ich bereits im Anfangsstadium geglaubt habe - zu
einer Zeit also, da das Internet die Domäne von Techis und Forschern
war.
Meine Strategie, damals wie heute: ich versuche, die Branchen zu
identifizieren, die für das Internet eine zentrale Bedeutung einnehmen
(werden). Anschließend suche ich nach Internetfirmen - sowohl nach
börsennotierten als auch nach solchen, die sich noch in Privatbesitz
befinden - die langfristiges Potenzial versprechen. In den meisten
Fällen bevorzuge ich die Strategie Kaufen & Liegenlassen. Ich warte ganz
einfach ab, bis der Wert eines Unternehmens vom Markt begriffen wird,
oder aber, bis das Unternehmen bei dem Versuch der Umsetzung seines
Potenzials versagt. Kaufen & Liegenlassen - das ist die Strategie für
echte Investoren, Kaufen & Traden hingegen gleicht einem Wochenende in
Las Vegas oder einer Wette beim Pferderennen aufgrund eines heißen Tips.
Das Internet bleibt die unglaublichste Branche der Welt. Gleichzeitig
bleibt es die größte Konsumenten-Revolution, die wir je erlebt haben.
Und die Achterbahnfahrt der Internetaktien bietet genug Thrills and
Spills, d.h. ausreichend Adrenalinstöße, für jeden Geschmack.
Die Verlagerung des Schwerpunktes von der rein akademischem Nutzung hin
zur Nutzung durch die Konsumenten und der Geschäftswelt habe ich
miterlebt. Aus dem Werkzeug einer kleinen Elite entstanden
Kommunikationsmittel und Handelsplätze, die heute im Alltag
unverzichtbar sind. Von den Anfängen in den USA hat das Internet längst
seine Fühler in alle Welt ausgestreckt.
Meine Investmentthese für 2000 ist das Internet als Nutzbringer.
Als Nutzbringer insofern, als dass ich an folgendes Szenario glaube:
Unternehmen ohne funktionierende eCommerce-Komponente dürfte in den
kommenden Jahren ein ähnliches Schicksal ereilen, wie die Firmen, die
sich vor Jahrzehnten weigerten Telefone zu installieren. Oder wie die
Hufschmiede, die es versäumten, ihr Handwerk von Metall auf Gummi
umzustellen, als das Auto das Pferd als Transportmittel ablöste.
Jede Firma und jedes Geschäft ist von daher eine Internetfirma, nur:
manche wissen es noch nicht. Diese manche sind eigentlich ganz schön
viele, wenn man bedenkt, dass die meisten Firmen klein und ortsgebunden
sind. Wieviele der Geschäfte in Ihrer Nähe sind bereits
eCommerce-fähig?
In den kommenden 5 Jahren dürfte das Internet zu einem alltäglichen und
zentralen Bestandteil aller geschäftlichen Transaktionen heranreifen.
Und das ist m.E. genau der Zeitpunkt, zu dem sein Wert am größten sein
wird. Ähnlich wie bei Wasser oder Strom handelt es sich hier um etwas,
dessen wahrer Wert erst dann festgestellt wird, wenn es fehlt. Im
Moment kommen Firmen und Geschäfte auch ohne das Internet aus, da die
Kundenbeziehungen persönlich via Telefon oder Fax erfolgen. Nun aber
werden Telefon und Fax allmählich von Systemen auf Basis des Internets
ersetzt, während der Kundensupport von Computerprogrammen erledigt
werden kann.
Folglich könnte ich mir vorstellen, dass das Internet als unverzichbarer
Nutzbringer erst voll geschätzt und dementsprechend bewertet wird, wenn
kaum noch jemand darüber redet. Wer unterhält sich schon über die
Stromversorgung in Gebäuden oder Häusern außer denjenigen, die keinen
Strom haben? Nutzen impliziert außerdem einen globalen Bedarf und
Wachstum. Und in diesem Zusammenhang können die in den USA gelernten
Lektionen mit geografischen Anpassungen auf globaler Ebene angewendet
werden.
Wir haben erlebt, wie das Internet zum Mainstream-Phänomen in den USA
wurde. Daraus kann man Schlüsse für den internationalen Einsatz ziehen.
Die Welle der Internet Service Provider (ISP) schwappte 1994-98 über die
Staaten; viele Provider fusionierten mit Konkurrenten, viele gingen an
die Börse. Inzwischen erblicken verschiedene neue Gratis-Provider das
Licht der Welt, sodass wir die Cyberkarte neu zeichnen müssen.
Bei der Auswahl der Harmon-10 für das Jahr 2000 habe ich versucht,
meine Empfehlungen über die verschiedenen Internet-Fronten zu
verteilen. Damit will ich Ihnen Wachstumsmöglichkeiten auf nationaler
und internationaler Ebene im eCommerce, Business-to-Business (B2B),
Internetmedien und Internetinvestment aufzeigen.
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