-->Drei leitende BetriebsrĂ€te des Springer-Verlages hatten in einem"offenen Brief" scharfe Kritik an der Irak-Berichterstattung bzw. -Meinungsmache der BlĂ€tter des Hauses geĂŒbt.
Darauf antworten die CRs von BILD und WELT:
Liebe Frau BrÀnzel, liebe Frau Pulver, lieber Herr Kruschak,
wir wissen nicht, welche Zeitungen Sie jeden Tag lesen. Unsere Zeitungen jedenfalls können es nicht sein, wenn wir Ihren gestrigen
offenen Brief zugrunde legen. Sie schreiben nĂ€mlich von einer angeblich"einseitigen Berichterstattung" unserer BlĂ€tter ĂŒber den Irak-
Krieg.
Nun sind wir doch etwas ratlos, was Sie damit meinen.
Etwa den Kommentar von Peter Boenisch am 29. MĂ€rz in der BILD-Zeitung, in dem er unter der Ăberschrift"Gewaltlos gegen Gewalt" die
jugendlichen Friedensdemonstranten in Deutschland lobt? Boenisch:"Diese Jugend will Menschenrecht und Menschlichkeit. Und sie will
es friedlich."
Oder den Beitrag des erklÀrten Kriegsgegners Peter Gauweiler in der BILD vom 24. MÀrz, in dem er schreibt:"PrÀsident Bush junior lobt
die völkerrechtswidrigen Bombardements irakischer StÀdte wie einen Gottesdienst. Zu Recht haben die Regierungen Frankreichs,
Russlands und Deutschlands dem Protest der europĂ€ischen Völker gegen diese AnmaĂung Ausdruck und Form verliehen." Inzwischen
hat sich die CDU/CSU- Bundestagsfraktion bereits massiv mit Gauweilers wiederholten Kolumnen gegen den Krieg auseinandergesetzt.
Vielleicht meinen Sie ja die Reportage ĂŒber die MĂŒnchener SchĂŒlerin Anna Grube (16) in der BILD vom 22. MĂ€rz, die ausfĂŒhrlich ĂŒber
ihren Friedensprotest Auskunft geben darf:"Tausende Iraker werden sterben, weil Oberegoist George W. Bush diesen Krieg unbedingt
will."
Vielleicht ĂŒbersehen haben Sie den Beitrag von JĂŒrgen Todenhöfer in der BILD am SONNTAG vom 16. Februar, in dem dieser warnt:"Der
Krieg wĂŒrde unzĂ€hlige Zivilpersonen das Leben kosten. Jede vierte Bombe trifft WohnhĂ€user, tötet unschuldige Kinder, MĂŒtter und VĂ€ter."
Möglicherweise haben Sie ja auch die Analyse von Peter Scholl-Latour in der WELT am SONNTAG vom 23. MÀrz gemeint, in der er von
einer"fatalen Expansion des globalen Kampfes gegen den Terror" spricht.
Oder aber DIE WELT vom 19. MĂ€rz, in der der ehemalige UN-Beamte Alfred de Zayas auf der Forum-Seite schreibt:"Dieser Krieg ist
völkerrechtswidrig."
Vielleicht ist es ja auch das Interview in der WELT vom 2. April, in dem der GeneralsekretÀr der Islamischen Aktionsfront, Hamsa
Mansur, sagt:"Das ist kein Krieg, das ist kein Waffenkonflikt. Das nenne ich einen feindlichen Ăberfall, und zwar ohne die geringste
Berechtigung, auf ein Land der Dritten Welt."
Lohnenswert ist sicherlich ein Blick in DIE WELT von heute, in der die GrĂŒnen-Politikerin Christa Nickels fĂŒr einen gerechten
Wiederaufbau des Irak wirbt:"Es ist inakzeptabel, dass Hilfsorganisationen nicht tÀtig werden können, wenn sie sich nicht bei
amerikanischen Stellen registrieren und ihre Arbeit nach deren Vorgaben reglementieren lassen wollen."
Dass Sie das alles"einseitig" finden, finden wir wiederum einseitig.
Wir hĂ€tten uns gewĂŒnscht, Sie hĂ€tten mit uns eine so offene Diskussion gesucht, wie sie in unseren Zeitungen schon lange stattfindet.
Ihr
Kai Diekmann
Chefredakteur BILD
und
Jan-Eric Peters
Chefredakteur DIE WELT/BERLINER MORGENPOST
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