-->Europa. Die tun was.
el Sheik
Europa sucht eine Oase am Südpol des Mondes
Die Forschungssonde"Smart-1" soll auf dem Erdtrabanten mögliche Standorte für eine bemannte Station ausfindig machen - Start im Juli
von Anatol Johansen
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"Smart-1" soll den Mond sechs Monate lang aus der Umlaufbahn erforschen
Foto: ddp
Paris - Noch nie haben die Europäer eine Mission zum Mond unternommen. Bei ihrem ersten Flug zum Erdtrabanten haben sie sich jedoch gleich hohe Ziele gesteckt. Die 350 Kilogramm schwere Mondsonde"Smart-1" (Small Missions for Advanced Research in Technology) soll Mitte Juli an Bord einer Ariane 5-Rakete von Französisch-Guayana aus ins All starten. Sie wird den Mond erst rund 16 Monate später erreichen, weil bei diesem Raumflug ein neuartiger Ionenantrieb erprobt werden soll.
"Smart-1" hat nicht die Aufgabe, auf dem Mond zu landen, sondern wird ihn sechs Monate lang aus der Umlaufbahn erforschen. Dabei sollen die Gesteine der Mondoberfläche erheblich genauer bestimmt werden, als das mit allen Sonden zuvor möglich gewesen ist. Deshalb werden wichtige neue Informationen nicht nur über den Ursprung, sondern auch über die Entwicklung des Mondes erwartet.
Dem Röntgen-Spektrometer CIXS (Compact Imaging X-Ray Spectrometer) sowie dem Infrarot-Spektrometer SIR (Smart Infrared Spectrometer) mit ihrer außergewöhnlichen Leistungsfähigkeit kommen dabei eine besondere Bedeutung zu. SIR arbeitet auf nicht weniger als 266 verschiedenen Infrarot-Wellenlängen und kann dabei Objekte untersuchen, die noch kleiner sind als ein Schuhkarton. Im Vergleich dazu analysierte die US-Forschungssonde"Clementine" den Mond 1994 nur auf sieben Infrarot-Wellenlängen und konnte nur Gebiete auswerten, die mindestens fußballfeldgroß waren.
Heute ist die vorherrschende Meinung der Mondforscher, dass unser Trabant durch den Einschlag eines etwa marsgroßen Himmelskörpers auf der Erde entstand. Dabei spritzte eine gewaltige Menge Erdmaterie, die durch diesen kosmischen Einschlag mit seiner starken Hitzeentwicklung flüssig geworden war, in den Weltraum. Sie kühlte sich ab und wurde zu unserem Mond - der dann in seiner weiteren Konsolidierung noch einmal schmolz, zumindest zum Teil.
Was in den ersten Stunden nach dem schweren kosmischen Treffer geschah und wie weit der Mond später noch einmal flüssig wurde, sei noch unklar, meint Paul Spudis vom Lunar and Planetary Institute im texanischen Houston. Die"Smart"-Sonde soll jetzt helfen, diese Fragen zu klären.
Würde man in der Mondoberfläche sehr viel mehr Magnesium als Eisen finden, deutete dies darauf hin, dass der zweite Schmelzvorgang des Mondes nur leicht gewesen sei, meint Spudis. Wären dort jedoch Magnesium und Eisen in etwa gleich stark vertreten, hieße dies, diese zweite Aufschmelzung hätte lange angehalten.
Große Erwartungen knüpft die Esa auch an das Kamerasystem Amie (Asteorid Imager Experiment), das unter anderem die Südpolregion sehr genau abbilden soll. Dort gibt es hohe Berge, die fast das ganze Jahr in der Sonne liegen, und tiefe Schluchten, in denen unter Umständen Wasser zu finden ist."Wir wollen in diese Region, weil sie einerseits optimal für die Gewinnung von Sonnenenergie ist und weil man andererseits vielleicht auch Wasser in der Nähe hat", meint der"Smart"-Projektleiter bei der Esa, Giuseppe Racca,"es könnte dort so eine Art von Oase auf dem Mond geben." Sollte dies tatsächlich so sein, wären dies eine ideale Voraussetzung für die eventuelle spätere Errichtung einer bemannten Station.
Artikel erschienen am 3. Apr 2003
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