-->Hallo Zardoz,
zunächst einmal finde ich positiv, daß wir noch miteinander kommunizieren.
Wie ich sagte: ich beende lediglich Diskussionen, wenn jemand beleidigend wird, mich vorsätzlich provoziert oder ich keinen ernsthaften Willen zu Diskussion erkennen kann
Zur Rolle der Medien im Krieg sagte Peter Scholl-Latour am 8.4. in einer Talk-Runde (mit der unsäglichen Andrea Fischer) er glaube nicht, daß die Medien im Vietnamkrieg einen großen Einfluß gehabt hätten. Weder was den Beginn noch was das Ende betrifft.
Das mag sein Eindruck sein. Was ich von der Adaption des Vietnam-Krieges in den USA weiß, vermittelt mir einen anderen Eindruck. Ich meine, der politische Druck ist zum Ende hin zu groß geworden. Aber Eindrücke sind halt nicht mehr als Eindrücke. Ich bin da kein"ernsthafter" Zeitzeuge. Was allerdings Mogadischu angeht, sieht man sehr deutlich, wie schnell die Meinung gerade in Amerika kippen kann. Es ist wie ein Würfelspiel. Mal kann Berichterstattung eine Administration festigen, mal kann sie sie kippen. Bush spielt gegen die Zeit. Soviel ist klar. Irgendwann werden Wahrheiten auch in Amerika für die große Masse erkennbar werden.
Auf CNN sah ich gestern eine Kurzreportage über die geplünderten Museen in Bagdad. Wesentlich informativer als das, was zur Zeit in deutschen Medien geboten wird. Rückblickend bin ich durchaus der Meinung, die deutschen Medien spielten während des Krieges eine mindestens so staatstragende Rolle wie CNN und NBC. Eben nur in der anderen Richtung und dafür noch ein wenig intensiver.
Habe ich nicht gesehen. Ich bin mit der deutschen Berichterstattung übrigens beileibe nicht einverstanden. Bis auf wenige Magazine wie Monitor, Panorama und Report mit Abstrichen und im Tenor mit dem ARD-Morgenmagazin haben für mich alle anderen Magazine und Nachrichtensendungen und Sondersendungen versagt, weil man sich aus alten denkmustern nicht lösen konnte.
Daß Amerikaner durchaus einiges nationalbewußter sind als speziell Deutsche darf man sicher unterstellen. Was aber leicht aus der jeweiligen Historie zu erklären ist. Und was heißt das für die Medien? Dort wie hier möchte jeder gern seine eigene Meinung bestätigt sehen und wählt danach auch seinen Medienkonsum aus. Da nun amerikanische Networks sensibel auf Quoten reagieren wird man dort überwiegend die jeweilige Mehrheitsmeinung wiederfinden. Wozu also noch eine Steuerung durch die Administration?
Wieviel weißt Du von den amerikanischen Medien? Wieviel weißt Du von Rundfunkräten und ähnlichen Einflußnehmern bei unseren? In Amerika wird die ganze Medienwelt durch nahezu allmächtige Lobbies bewegt. Wir werden mit SAT1-PRO7-Media auch auf N24 noch erleben müssen, wie der Multimilliardär Haim Saban als Medienmogul (und Freund von Rupert Murdock - was ihn mir sicher nicht sympathischer macht) unsere Landschaft verändern wird. Ich finde es hochgradig schade und gefährlich, soviel Macht in"eine Hand" zu geben. Das damalige Schreckgespenst"Spinger" ist dagegen vermutlich locker ganz müder Abklatsch. Das Problem ergibt sich doch erst, wenn Leute wie Murdock, die weltweit ein riesiges Medienimperium haben, selbst an den Machtspielchen teilhaben wollen. Seine Drähte zur AIPAC und zu anderen großen Interessenvertretungen bilden doch quasi einen Staat im Staat.
Wenn man natürlich dem Glauben an die große Weltverschwörung anhängt wird man auch hinter der Veröffentlichung der"Pentagon-Papiere" und dem eigentlich den Medien zu verdankenden Rücktritt von Nixon immer"das Böse an sich" sehen. Aber damit wird das Ganze zu einer religiösen Veranstaltung und jede weitere Diskussion überflüssig.
Wozu brauchst Du eine Verschwörung? Sieh genau hin, was sich im Irak tut. Sieh hin, welche Menschen sich zu Wort melden und was sie sagen. Welche Interessengruppen für eine Nachkriegs-Übergangs-Regierung bereitgestellt werden. Den Namen Woolsey liest man mittlerweile jeden Tag in einer Zeitung und Sharon sagt jeden Tag, was er in Bezug auf Syrien von den USA erwartet.
Und lies dazu die Berichte in New York Post oder schaue CNN oder FOX-News. Wieviel Nachrichten unter den Tisch fallen und worüber ausführlich berichtet wird. Selbst bei unseren Medien habe ich schon ein paar Sendungen gesehen, die über"gestige Weichenstellungen" in Nasiriya völlig unreflektiert berichtet haben und dabei geflissentlich übersehen, dass über 60% der Bevölkerung bei dem Schwachsinn durch nicht eine einzige Person vertreten waren. Stellenwert gleich Null. Aber das erzählen viele nicht, während Ayatollah Hakim seine 150.000 treuesten Ergebenen auf den Heiligen Krieg gegen den Usurpator einschwört.
Und den Vorwurf muß ich Dir schon machen: Deine Beiträge wirken auf mich zunehmend wie Missionierungsversuche. Inklusive Ausgrenzung der Ungläubigen.
Das mag ein Eindruck sein. Vielleicht liegt es aber auch ein Stück weit daran, dass Du die Dinge anders siehst und den eigenen Standpunkt nicht aufgeben willst. Vielleicht liegt es auch daran, dass Dein Wissenstand ein anderer ist und ich seit 9-11 sehr tief ins Thema eingetaucht bin. Bei dem Wissensstand kann man nur noch flankieren. Man kann nicht mehr alles begründen. Dafür würde selbst ein Buch nicht reichen.
Ich zähle nur auf, was ich sehe und was mir nicht gefällt und mache Randnotizen, die sich aus meinem Wissensstand ergeben. Lies es und pick Dir heraus, was Du brauchen kannst, oder laß es ganz.
Was für ein Bild andere daraus nehmen, ist nicht mein Problem. Ich will hier nicht missionieren, ich will bloß Ungleichgewichte und Verbrechen aufzeigen. Und die sehe ich zu Hauf. Und nichtr nur ich sondern zahlreiche Menschen auch gerade in den Ländern, die am Krieg beteiligt sind.
Bleib ruhig bei Deiner Meinung. Aber lege meine Worte nicht anders aus, als sie gemeint sind. Bleibe jeweils am konkreten Fall, dann gibt´s auch keine Mißverständnisse.
Last but not least noch etwas zu"möglichen vielen tausend Toten": Auch der Kauf von Pockenimpfstoff kostet viele tausend Menschenleben. Einfach mal die 300 Mio. Euro teilen durch die Mittel, die jemand in der dritten Welt zum Überleben benötigt.
[i]Der Pockenimpfstoff war Schwachsinn. Und ich hoffe, dass sich hier niemand kirre machen läßt, wie die Leute, die in Amerika zuviel"Fox-News für Laien-Handwerker sehen und sich noch schnell eine Rolle Tape für´s Abdichten der Fenster kaufen. Das hat Methode da drüben. Bush will wiedergewählt werden. Und bei der wirtschaftlich katastrophalen Situation, in der die Leute Hab und Gut und ihre persönlicheren Absicherungen verlieren, muß man ein anderes Thema finden, dass einem die Wähler wieder in die Arme treibt. Bush kann nur wiedergewählt werden, wenn er als der starke Mann gesehen wird, der Amerika vor den bösen Terroristen beschützt und im Notfall rächt.
Täglich kostet die vermeintliche Sicherheit der amerikanischen Regierung nur durch Küstenschutz mehrere Millionen Dollar. Die beste Sicherheit ist für mich, wenn man seine Nachbarn nicht betrügt. Dann kommen sie nämlich nicht so schnell mit einer Keule vorbei.
winkääää
stocksorcerer
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