-->
<font size="5">In Moskau werden Karten neu gemischt</font>
Mega-Fusion der russischen Ã-lkonzerne wirft Yukos und Sibneft Schlaglicht auf das russische Parkett.
Experten setzen auf Abbau des Bewertungsabschlags
von Holger Zschäpitz
Berlin - Während sich Russland politisch allenfalls noch selbst als Weltmacht begreift, beginnt sich das Land das Etikett wirtschaftlich langsam zu verdienen. Mit der Fusion von Yukos und Sibneft zum weltweit sechstgrößten Ã-lgiganten spielt Russland schon einmal im Energiesektor international in der ersten Liga. Damit verbunden scheint auch eine generelle Aufwertung der Moskauer Börse."Spätestens mit der Schaffung des neuen Energieriesen kommen globale Investoren am russischen Markt nicht mehr vorbei", sagt Peter Boone, Stratege bei Brunswick UBS in Moskau."Die Börse streift ihr Nischendasein ein Stückchen weiter ab." Boone erwartet durch den Zusammenschluss einen weiteren Schub für alle in Moskau notierten Werte.
Bereits gestern kletterte der russische RTS-Index nahe an das im Mai vergangenen Jahres markierte Sechs-Jahres-Hoch. Das Marktbarometer hat sich seit den Tiefständen im Oktober 1998 inzwischen mehr als verelffacht und steht nur noch 26 Prozent unter dem Allzeithoch vom Oktober 1997. Die gestrigen Handelsumsätze erinnerten bereits wieder an die guten alten Boom-Zeiten des Jahres 1997."Mit der Ã-l-Mega-Fusion haben sich die Spielregeln in Moskau grundlegend geändert", sagt Zsolt Papp von ABN Amro."Frisches Kapital dürfte nun verstärkt gen Osten wandern."
Von dieser Bewegung können auch private Anleger profitieren. Denn der horrende Bewertungsabschlag gegenüber anderen Weltbörsen dürfte sich sukzessive abbauen. Schließlich notieren die meisten gelisteten Unternehmen mit niedrigen einstelligen Kurs/Gewinn-Verhältnissen. Das größte Potenzial sehen Experten im Ã-lsektor, der traditionell stark vertreten ist. Die Hälfte der zehn größten russischen Konzerne verdient ihr Geld mit dem schwarzen Gold. Fantasie verleihen in diesem Sektor nicht allein die günstigen Bewertungen, sondern auch mögliche weitere Übernahmen. Die Yukos-Sibneft-Fusion hat insbesondere den bisherigen Platzhirsch Lukoil in Zugzwang gebracht. Hoch im Kurs steht bei Analysten neben Lukoil auch Transneft. Das Kurspotenzial beziffern etwa die Experten von Brunswick Warburg auf 53 Prozent.
Auf den Kauflisten finden sich aber auch Telekom-Titel. Favoriten sind hier Uralsxyazinform, Volga Telecom oder Sibirtelecom. Mit Sberbank wird darüber hinaus auch ein Kreditinstitut zum Kauf empfohlen. Dagegen finden russische Versorger, Autowerte oder die Fluggesellschaft Aeroflot wenig Gnade bei den Profis. Hier lasse entweder die Profitabilität oder die allgemeine Transparenz zu wünschen übrig.
Bei aller Euphorie dürfen Anleger jedoch nicht vergessen, dass die russische Börse nach wie ein Schwellenmarkt mit den spezifischen Risiken bleibt. Insbesondere risikoscheue Investoren sollten das Einzelwerterisiko meiden. Auch ein Blick auf die Ã-lnotierungen wird für Russland-Investoren zur Pflicht. Sollte nämlich der Preis signifikant einbrechen, könnte die Euphorie schnell einer Ernüchterung weichen und auch die makroökonomische Stabilität des Landes ins Wanken geraten.
<ul> ~ klicken für die Original-Meldung</ul>
|