-->Mit Sicherheit in die Krise
âDie hohen MilitĂ€rausgaben der USA könnten die Wirtschaftsleistung langfristig stark belasten. (...)
Der Krieg ist vorĂŒber, der Eifer bleibt. Seit PrĂ€sident George W. Bush sein Amt 2001 antrat, ist Amerikas MilitĂ€retat um mehr als ein Drittel gestiegen, und laut Plan soll der Trend vorerst anhalten. Die Frage ist nur, wie lange sich der US-PrĂ€sident einen so atemberaubenden Kurs leisten kann. Denn das hĂ€ngt sehr stark davon ab, ob Bush mit dem steten Aufstocken des Wehrbudgets nicht doch bald der US-Wirtschaft schadet.
Was kurzfristig die Konjunktur stĂŒtzt, weil es höhere StaatsauftrĂ€ge fĂŒr RĂŒstungsfirmen und ihre Zulieferer bringt, könnte bald ins Gegenteil umschlagen. Das lassen Analysen des langfristigen Zusammenhangs zwischen MilitĂ€retats und Wirtschaftswachstum erahnen, wie sie gerade von den Ă-konomen Joshua Aizenman von der University of California und Reuven Glick von der Federal Reserve Bank of San Francisco veröffentlicht worden sind ("Military Expanditure, Threats, and Growth", Joshua Aizenman und Reuven Glick, NBER Working Paper Nr. 9618, April 2003).
Danach bleibt eine Expansion des Verteidigungsetats nur dann ohne dauerhafte wirtschaftliche SchĂ€den, wenn das betroffene Land von auĂen tatsĂ€chlich bedroht wird. (...)
<font color=red>Seltsame Ă-konomen, die behaupten, dass wirtschaftliche SchĂ€den eines Kriegs durch Ă€uĂere Bedrohung wettgemacht werden können. Was die Bedrohung von auĂen bei einem Krieg tatsĂ€chlich Ă€ndert, ist die höhere Bereitschaft der Bevölkerung, die Kriegslasten, KonsumbeschrĂ€nkungen und tote Anverwandte zu ertragen.</font>
Kurzlebiges Konjunkturpaket
(...) Unter Bush junior ist der Anteil der Verteidigungsausgaben an der Wirtschaftsleistung um gut einen Prozentpunkt gestiegen; (...)"Irgendwann muss ein solcher Kurs durch höhere Steuern bezahlt werden", sagt Reuven Glick. Davon kann Bushs Vater berichten, der nach den exzessiven Reagan-Jahren die Steuern allen Versprechen zum Trotz ("read my lips") anheben musste. Negativ wirkt an hohen MilitÀrbudgets laut Glick zudem, dass der Staat womöglich wichtige Ressourcen aus der Privatwirtschaft abzieht. (...).
Die Berechnungen von Glick und Aizenman scheinen den Verdacht zu bestĂ€tigen. Beide Ă-konomen verglichen Wachstum und MilitĂ€retats von einigen Dutzend LĂ€ndern ĂŒber mehr als ein Jahrzehnt und rechneten dabei all das heraus, was Unterschiede im Wachstum ĂŒblicherweise erklĂ€rt. Ergebnis: Im Schnitt gibt es zwar keinen sehr beeindruckenden systematischen Einfluss des MilitĂ€rbudgets auf die lĂ€ngerfristige Wirtschaftsleistung. In der Tendenz ist er aber klar negativ.
Wenige LĂ€nder profitieren von hohem Wehretat
Nur unter einem Umstand ist das bemerkenswert anders, fanden Glick und Aizenman heraus. Die Tests ergaben, dass hohe MilitĂ€rbudgets in einigen LĂ€ndern eindeutig positiv auf das Wirtschaftswachstum gewirkt haben. Und dazu zĂ€hlten Israel, Nordkorea, Iran und Ăgypten - allesamt Staaten,"die mit potenziellen oder tatsĂ€chlichen MilitĂ€rkonflikten besonders stark konfrontiert sind", so Glick.
<font color=red>Na klasse, wenn die USA sich ausgerechnet diese LĂ€nder zum Vorbild nimmt! Israel ist notorisch verschuldet und wird nur durch amerikanische Subventionen vor dem Staatsbankrott bewahrt.
Wo die Autoren in Nordkorea irgendein Wirtschaftswachstum entdecken, ist völlig schleierhaft. Nordkorea mag vielleicht Atombomben besitzen, gleichzeitig sterben tausende Kinder an UnterernĂ€hrung. Im Iran und Ăgypten mag es nicht ganz so schlimm mit den LebensverhĂ€ltnissen sein. Doch wenn das die Vorbilder fĂŒr die US-Wirtschaftspolitik werden, dann wird der Zaun, der die USA von Mexiko trennt bald massenhaft von der US-Seite aus ĂŒberklettert und die Amis flĂŒchten nach Mittel- und SĂŒdamerika.</font></font>
Eine ErklĂ€rung könnte laut der Ă-konomen sein, dass höhere Sicherheitsausgaben in kriegsbedrohten LĂ€ndern dazu beitragen, jene negativen Folgen abzufangen, die sich aus erhöhter Unsicherheit und militĂ€rischer Gefahr fĂŒr die Wirtschaft stets ergeben. In ruhigeren Regionen machten sich aufgeblĂ€hte MilitĂ€retats dagegen nur ĂŒber ihre negativen ökonomischen Auswirkungen bemerkbar.
<font color=red>Soll das heiĂen, am besten, die US-Regierung provoziert einen Konflikt nach dem andern und fĂŒhrt stĂ€ndig Krieg? Vielleicht hat sich die Bush-Regierung doch von diesen schrecklichen Ă-konomen beraten lassen!</font>
FĂŒr LĂ€nder des friedlichen Westeuropas wie Deutschland oder Frankreich kommen Glick und Aizenman mithin zu dem Ergebnis, dass niedrige Wehrausgaben sogar stark positiv auf die wirtschaftliche Dynamik wirken - und umgekehrt: Ein Anstieg der MilitĂ€rausgabenquote um einen Prozentpunkt fĂŒhrte in solchen Regionen im Schnitt zu einem RĂŒckgang des lĂ€ngerfristigen Wachstums um fast 0,5 Punkte. In sicherheitspolitisch brisanteren Gebieten wirkten Bedrohung und MilitĂ€retat dagegen im Wechselspiel positiv; dort habe das Wachstum seit Ende der 80er Jahre um einen viertel Punkt höher gelegen, als es laut ModellkalkĂŒl bei niedrigerem Verteidigungsetat der Fall gewesen wĂ€re.
RĂŒstungseifer und stĂ€ndige Bedrohung sind gut fĂŒrs Wachstum
George W. Bush wĂŒrde die USA mit Sicherheit in die zweite Kategorie der stark bedrohten Staaten einstufen. Wenn das stimmt, stĂŒnden laut Glick und Aizenman die Chancen gut, dass die drastische Ausweitung der MilitĂ€rausgaben ohne gravierende ökonomische Folgen bliebe. Die vermeintlich höhere Sicherheit könnte sogar dazu beitragen, der belastenden Angst vor Terror zu entgegnen.
<font color=red>Mit solchen schrecklichen Beratern der US-Regierung muss sich die ganze Welt weiter auf unruhige Zeiten einstellen!</font>
Beim Versuch, die LÀnder nach Bedrohung einzustufen, kommen auch Glick und Aizenman zu dem Ergebnis, dass die USA zu den gefÀhrdeteren gehören.
<font color=red>Ja, das haben wir uns doch alle gedacht. Das reichste Land der Erde mit dem gröĂten MilitĂ€rpotential, gröĂer als die nĂ€chsten drei, vier LĂ€nder zusammengenommen, das ist natĂŒrlich am stĂ€rksten bedroht. Vielleicht stammen Glick und Aizenman aus der ehemaligen Sowjetunion? Die behauptete auch, dass sie mit jedem Machtzuwachs stĂ€rker bedroht worden ist.</font>
(...)
Wenn die Diagnose von Glick und Aizenman stimmt, ist es nicht nur eine diplomatisch brisante Frage, ob Iraks Ex-Diktator Saddam Hussein wirklich Massenvernichtungswaffen besaĂ und Amerikas Sicherheit damit gefĂ€hrdete. Dann könnte gelten: Je lĂ€nger Bush den Beleg fĂŒr eine Bedrohung durch Iraker, Syrer oder Iraner schuldig bleibt, desto eher könnte sein MilitĂ€rausgabenkurs ökonomisch in ein Desaster fĂŒhren. Die USA fielen doch in jene Kategorie, in der drastisch steigende Wehretats wegen mangelnder Bedrohung das Wachstum bremsen. (...)
<font color=red>Wie gesagt: Weitere US-Kriege mĂŒssen sein, das Bedrohungszenario wird nachgeliefert. Das nennt man âFahrrad-Strategieâ: Man muss auf dem eingeschlagenen Weg weiterstrampeln. Wird versucht stehenzubleiben oder umzukehren, fĂ€llt man. Die USA und mit ihnen der Weltkapitalismus strampeln mit LeibeskrĂ€ften auf einen Abgrund zu.</font>
GekĂŒrzt aus: Financial Times Deutschland, 25.4.03.
<font color=red>Kommentar in Rot: Wal Buchenberg, 25.4.03.
Vergleiche zum Thema: Krieg und Frieden.:
Zur politischen Ă-konomie des Krieges
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