-->Geldmengenwachstum im März weiter auf Rekordniveau
- Von Ilona Wissenbach -
Frankfurt (Reuters) - Die anhaltende Unsicherheit an den Aktienmärkten hat nach Einschätzung von Analysten das Wachstum der Geldmenge M3 in der Euro-Zone im März auf Rekordniveau gehalten. Da der Liquiditätsüberschuss aber weiter damit zu erklären sei, dass Investoren Gelder nur vorübergehend in festverzinslichen Anlagen parkten, gehe von M3 nach wie vor keine Inflationsgefahr aus. Für die EZB-Zinspolitik spielten die M3-Daten daher weiter nur eine untergeordnete Rolle.
Von Reuters befragte Analysten erwarten für das M3-Wachstum im März, als der Beginn des Irak-Krieges die Märkte in Atem hielt, eine unverändert hohe Jahresrate von 8,1 Prozent. Der Zuwachs der Geldmenge hatte im Februar den höchsten Stand seit Beginn der Währungsunion erreicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Daten am Dienstag, um 10.00 Uhr bekannt geben.
Beim gleitenden Dreimonatsdurchschnitt sagen die Experten eine Beschleunigung auf 7,8 von 7,4 Prozent im Vormonat voraus. Der EZB-Referenzwert für einen inflationsfreien Zuwachs der Geldmenge von 4,5 Prozent wird bereits seit Mitte 2001 deutlich überschritten, was die EZB vor allem auf die seit inzwischen drei Jahren anhaltende Talfahrt der Aktienmärkte zurückführt.
Der Kurseinbruch an den Aktienmärkten in den Wochen vor Beginn des Irak-Kriegs am 20. März habe die Anleger vermutlich abermals Geld in als sicher geltende und in M3 erfasste Zinspapiere umschichten lassen, heißt es in einem Kommentar von Barclays Capital. M3 umfasst Bargeld, Einlagen auf Girokonten, Einlagen und Schuldverschreibungen bis zu zwei Jahren, Repogeschäfte, Geldmarktpapiere und -fonds sowie Spareinlagen mit bis zu dreimonatiger Kündigungsfrist.
Das hohe Wachstum der Geldmenge, das normalerweise für die EZB ein Signal für steigende Inflation und damit für den Bedarf von Zinserhöhungen ist, werde weiterhin kaum eine Rolle bei den Zinsentscheidungen der Notenbank spielen, erwarten die Analysten von Barclays (London: BARC.L - Nachrichten) ebenso wie ihre Kollegen von der Commerzbank (Xetra: 803200.DE - Nachrichten - Forum). Die EZB habe sich in ihrem April-Monatsbericht zwar etwas vorsichtiger zu M3 geäußert und darauf hingewiesen, die M3-Entwicklung müsse genau beobachtet werden. Ausschlaggebend sei für die EZB aber weiter, ob sich ihr Basisszenario einer allmählichen Konjunkturerholung in der zweiten Jahreshälfte bewahrheite, heißt es in einem Commerzbank-Kommentar.
Zumindest für Deutschland als der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone schwinden nach Worten von Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil jedoch die Aussichten auf eine Besserung in diesem Jahr. So war der Ifo-Geschäftsklimaindex im April trotz des raschen Kriegsendes überraschend gefallen."Jetzt, wo sich der Nebel des Krieges verzieht, sieht man, dass die deutsche Wirtschaft fundamental schwach ist. Wir erwarten, dass die EZB die Zinsen um 25 Basispunkte senken wird", sagte Weil. Die EZB hatte zuletzt im März den Leitzins um 25 Basispunkte auf 2,50 Prozent reduziert. Seit Mai 2001, als die Hoffnungen auf eine Konjunkturerholung verflogen waren, hat die Zentralbank die Bankenrefinanzierung um insgesamt 2,25 Prozentpunkte verbilligt.
http://de.news.yahoo.com/030428/71/3f0sh.html
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