-->Argentinien - das Globalisationsopfer Nr. 1
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[ Psychopolitik-Forum ]
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Geschrieben von Karina am 28. April 2003 12:56:51:
Hallo Menschis
Bin wieder aus Argentinien zurueck, und sehr schockiert: War schonmal vor 13 Jahren dort (immer wenn Golfkrieg is) und habe nichts mehr wiedererkennen koennen. Hier nun der Bericht ueber die Gruende der Wirtschaftskrise und die drastischen Veraenderungen eines Landes, dass einmal mein Garten Eden war.
Achtung, lang!
Inhalt:
A) Einfuehrung: Der Weg vom antisemitischen Peronismus zur juedischen Monopolisierung
- Die Militaerdiktatur oder allen Uebels Anfang
B) Der Oekonomische Feldzug: Die Verschwoerung des IMF, oder wie man ein Land billig einkauft
- Menem - die personifizierte Korruption
- Die Dollar/Peso-Paritaet und der Sommerschlussverkauf
- De la Rua und das “Bankenkomplott”
- Die Spielgeldrevolution
C) Landwirtschaft - Genmanipulation und infizierte Kuehe
D) Mediale und technische Manipulation - die Pervertierung der Argentinier
E) Gastronomie und Supermaerkte
A) Einfuehrung: Der Weg vom antisemitischen Peronismus zur juedischen Monopolisierung
Bevor Colonel Juan Domingo Peron 1945 gewaehlt wurde, befand sich Argentinien in einer aehnlichen Situation wie jetzt: Die Industrie war in auslaendischen Haenden, was die nationale Oekonomie ausblutete, die Mittelklasse schrumpfte und wurde mehr und mehr durch die Masse rechtloser Arbeiter verdraengt.
Als Peron sich fuer die Arbeiter einsetzte, folgte ein schneller Wahlsieg, und zusammen mit Gattin Evita setzte er die sozial ausgerichteten Programme auf eigenwillige Art in die Tat um.
Evita besuchte die Grosskonzerne und verlangte Spenden fuer ihre Projekte - weigerte sich die Firma, wurde die Steuerbehoerde ploetzlich laestig, oder man fand “Indizien des Verrates am Vaterland”; der Konzern wurde geschlossen und die auslaendischen Herren des Landes verwiesen. Dass besonders juedische Betriebe diesen “sozial ausgerichteten Erpressungsmassnahmen” zum Opfer fielen, mag an der nationalsozialistischen Gesinnung, aber auch am Geiz der Konzerndirektionen gelegen haben, deren “Philosophie der Verdienstmaximierung” der Ausbeuterei gleichkam.
Dem argentinischen Volk ging es zunehmend besser: Es wurden Schulen, Kinderdoerfer, Waisenheime, Bildungszentren gegruendet, ein Gesundheitssystem aufgebaut, Arbeitsrechte eingefuehrt, usw. Die Armen bekamen soziale Unterstuetzung und dem Buerger wurde nationaler Stolz und soziale Sensibilitaet schon in der Schule eingeblaeut.
Peron baute die einheimische Industrie (“Industria Argentina”) auf, sodass das Land zum autonomen Selbstversorger wurde und sanierte die Wirtschaft, indem er den Export ankurbelte.
Waehrend Synagogen brannten, wurden die Einwanderungsbedingungen fuer Deutsche und Skandinaven gelockert, da man den (angeblichen) gewissenhaften Fleiss, das Qualitaetsbewusstsein und die bestaendige Perseveranz der Nordlaender offenbar schaetzte.
Nach dem Tod Evitas wurde das Regime stark geschwaecht, politische Korruptionsskandale drangen in die Oeffentlichkeit und Peron verliess Argentinien.
Die Militaerdiktatur, oder allen Uebels Anfang
Das Land wurde von kommunistischen Stroemen heimgesucht - absurd, wenn man sich vorstellt, dass ja gerade der Peronismus ein Sozialsystem eingefuehrt hatte. Die in den USA ausgebildeten Gruppen (!) wurden in Schulen und Universitaeten eingeschleust. Anfuehrer hatten meist juedische Namen, weshalb ich die kommunistische Welle als Rueckeroberungsversuch jener Macht interpretiere, die ja von Peron unterdrueckt wurde.
Unter mehr oder weniger harmlose Aufwiegler mischten sich aber auch vom CIA ausgebildete Terroreinheiten, die das Land zur Hoelle machten (aehnlich der Situation der 70er-Jahre in Italien). Heute wird gegen die Greueltaten der Militaers gewettert, aber es sagt keiner etwas ueber die kommunistischen Anschlaege: ganze Familien wurden ausgerottet weil ein Sohn sich auf der Universitaet gegen die Linken geaeussert hatte, in Luxusrestaurants flogen die Gaeste in die Luft, Jugendliche wurden so aufgehetzt und manipuliert, dass sie ihren eigenen Geschwistern eine Bombe legten...
Unter solchen Umstaenden wurde die Militaerdiktatur einberufen. Die Sicherheitskraefte des Landes konnten mit der Situation nicht fertig werden, und Videla richtete sich an die USA um “Verstaerkung” zu bekommen. Nach dem Prinzip, immer beide Parteien zu unterstuetzen, liess sich die CIA, die ja vorher die Terroristen eingeschleust hatte, nun die “Saeuberungsaktionen und -trainings” teuer bezahlen.
Als Gegenleistung musste die Regierung die Wirtschaft fuer auslaendische Investitionen oeffnen - somit wurden die Weichen gelegt fuer den Verkauf einheimischer Industrien, vornehmlich von Exportkonzernen, und die Monopolisierung der Maerkte.
Auswaertige Spekulanten und Investoren bewirkten eine galoppierende Inflation, in der Kostenvoranschlaege eine 1-taegige Gueltigkeit hatten - am naechsten Tag konnte z.B. eine Reise ins Inland das doppelte oder die Haelfte kosten.
Das Einkommen des Autonomie-verlierenden Landes schrumpfte, und die Wirtschafts-“Experten” reagierten, indem sie bei den USA Staatskredite aufnahmen.
Wenn man bedenkt, dass der in Harvard trainierte Domingo Cavallo die Praesidentschaft der argentinischen Zentralbank uebernahm, waehrend Videlas Rechte Hand in Wirtschaftsfragen, Dante Simone, Mitglied des International Monetary Fund (IMF) war, so wird auch hier klar, dass fuer die USA alles nach Plan verlief...
B) Der Oekonomische Feldzug: Die Verschwoerung des IMF, oder wie man ein Land billig einkauft
Der definitive Coup wurde jedoch von Carlos Saul Menem ausgefuehrt.
Menem - die personifizierte Korruption
Nach einer Periode der Hyperinflation, in der die Staatsbeamten die Korruption uebten, und Bestechungsgelder sogar fuer das Anmelden einer Telefonlinie genommen wurden, trat ein Mann auf die Buehne, der mit einem peronistischen (also patriotischen) Wahlkampf die Stimmen eroberte.
Menem bezeichnete sich als Syro-Libanese (Libanesen haben international den Leumund von fleissigen, effizienten und korrekten Geschaeftsleuten), obwohl er in Wirklichkeit ein im arabischen Raum reichgewordener Jude war (Menem - Menahem - Menuhin, etc.), der sofort nach Ergreifen der Macht den “Neoliberalismus” statt den Peronismus pflegte.
Mitten in seiner Amtsperiode wurde sein Sohn von arabischen Gruppen ermordet - angeblich hatte ihnen der Vater einige Multinationalen versprochen, die aber dann von Juden uebernommen wurden...
Das Volk wurde nun etwas misstrauischer, denn der Vater schien ueberhaupt nicht betroffen, und regierte weiter als ob nichts gewesen waere. Dass er persoenlich dabei an jeder Ecke des Staatsbudgets ebenfalls etwas weglegte, viel nicht weiter auf. So zum Beispiel veruntreute er 6 Millionen $ die zur Renovierung der “Casa Rosada” (nicht weisses Haus, sondern rosa Haus) bestimmt waren. Deswegen hat das Regierungsgebaeude jetzt noch eine intensiv-rosa Fassade, waehrend die Flanke und die Hinterseiten einen ausgebleichten, broeckelnden Verputz besitzen - die 6 Millionen haben natuerlich nur fuer die Vorderseite des eher bescheidenen Gebaeudes gereicht.
Dass Menem ein offener “Bush-Sympathisant” (wie das so harmlos ausgedrueckt wird) ist, beweist wie weit seine Macht in die internationalen Gefilde reicht. Die diplomatischen Verbindungen waren so gut, dass argentinische Staatsbuerger vier Jahre lang in die USA ohne Probleme einreisen konnten und dort sofort eine Aufenthaltsgenehmigung bekamen - ohne Arbeitsbewilligung, etc.! Das fuehrte wieder zu massiven Immigrationsstroemen aus Rest-Suedamerika: Ueber Argentinien konnten theoretisch die von den Amis so verhassten Latinos legal US-Einwohner werden. Sogar aus der Ukraine kamen Leute, liessen sich nationalisieren, um dann in die USA einzureisen. Ploetzlich wurden diese Einreisebedingungen jedoch quittiert (noch vor der Krise) und Argentinien blieb auf seinen Einwanderern sitzen (ein Trick der USA, um das Land mit Immigranten zu ueberfuellen?).
Die Dollar/Peso-Paritaet und der Sommerschlussverkauf
Um die Hyperinflation zu drosseln, zog er wieder den Harvard-trainierten Cavallo heran (immer die gleichen Namen), der unter Aufsicht des IMF und mit washingtoner Anleitungen die Dollar-Peso-Paritaet (1 Peso =1 US-Dollar) 1991 einfuehrte.
Damit konnte die ewige Fluktuation der Kaufkraft vermieden werden, ein Arbeiter hatte nun einen fixen Gehalt, und brauchte nicht mehr auf der Hut zu sein, wieviel sein Verdienst an jedem Tag wert war.
Um die “gleichberechtigten” Pesos international glaubhaft zu machen, musste Argentinien aber die Waehrung mit Dollar-Reserven decken, also erneut bei den USA Milliarden von Schulden aufnehmen.
Als “Gegenleistung” fuer die USA-Kredite stieg Argentinien in den groessten Privatisierungsprozess Suedamerikas ein.
Obwohl durch die 1:1 Gleichstellung einer krisengeschuettelten Waehrung mit dem Dollar ihr Wert kuenstlich aufgeblaeht wird - was fuer auslaendische Investoren eine Teuerung bedeuten sollte - verkaufte Menem Staatsbetriebe fuer Spottpreise an auslaendische Unternehmen. Privatisiert wurden nicht nur die nationalen Post, Eisen- und Untergrundbahnen, die Telekom, Fluglinien, Elektrizitaetswerke sondern auch die Gewinn-bringende und durchaus zukunftstraechtige Erdoelfirma YPF.
Die World Bank unterstuetzte in einem Schwerthieb gegen das Land auch den Verkauf der Sozialversicherungsanstalt (!), wodurch alleine im Jahr 1994 der Staat Einkuenfte verlor, die so hoch waren, wie das gesamte Defizit des Regierungsbudgets.
In der 1. Haelfte der 90er-Jahre loesten die hereinkommenden Devisen des Investitionsbooms ein voruebergehendes Wirtschaftswachstum aus, das, zusammen mit dem damals niederen Dollarwert, die herannahende Export-Import-Katastrophe ueberspielen konnte.
Durch die Waehrungsparitaet hatte das Land solch eine Kaufkraft, dass Importwaren massiv eingefuehrt werden konnten: Billigstartikel aus China verdraengten die nationalen Waren. Fast geschenktes Dosenfutter aus dem Regal ersetzte argentinisches Fleisch, Acrylhemdchen aus Taiwan loesten heimische Wolle-Pullover ab. Der argentinische (durch die Medien immer mehr “amerikanisierte”) Konsument suhlte sich in importierten Angeboten, und heimische Firmen gingen nacheinander pleite.
Als die USA wieder auf der Hoehe waren, ging es auch den Export-Unternehmen an den Kragen. Der Dollarwert stieg, die USA erhoehten die Zinsen und die an sich billige “Peso-Ware” war durch die Paritaet mit dem Dollar im internationalen Markt zu teuer geworden - der Export wurde gelaehmt. Das Land selber produzierte nichts mehr, waehrend das gesamte Geld auslaendischen Firmen oder den importierenden Laendern zufloss - eine wirtschaftliche Ausblutung ohne gleichen.
Waehrend Brasilien seine Krise unter Kontrolle bringen konnte, indem es seine Waehrung devaluierte, die Zinsen senkte und somit die Investitionen wieder ankurbelte, war Argentinien durch seine Waehrungsparitaet an die USA gefesselt.
De la Rua und das “Bankenkomplott”
Nach einer Wahl, in der die Beteiligung die niedrigste ueberhaupt gewesen war (in Argentinien herrscht Wahlpflicht, auf den meisten Wahlzaetteln war der Name “Clemente” draufgekritzelt = eine vertrottelte Comicfigur, die nicht stehlen kann, weil sie weder Haende noch Arme hat) kam 1999 Fernando de la Rua an die Macht.
Der IMF verbat ihm nicht nur, die Waehrung zu devaluieren, bzw. sich von der Dollarparitaet zu befreien, sondern legte trotzt dieser ganzen Misere noch eine Frist fest, bis zu der das Land seine Zinsens-Schulden zurueckzuzahlen hatte: Anfang des Jahres 2002.
Da das fast unmoeglich war, stellte Washington ihm wieder Cavallo zur Seite, der nun die “austerity measures” einleitete: Pensionen und Gehaelter wurden 13-35% gekuerzt, erspartes Privatgeld wurde in den Banken eingefroren und kein Argentinier konnte mehr als max. 1000 US$ pro Monat (also ein Kleinverdiener viel, viel weniger) abheben. Das mag nicht so besorgniserregend klingen, aber man muss bedenken, dass es in Argentinien Gesetz ist, den Gehalt ueber die Bank auszuzahlen, weshalb jeder Arbeitnehmer auch verpflichtet ist, ein Konto zu besitzen (!-es gibt auch schon die Debit-card!). Dadurch ist das Bar-Eigentum der Bevoelkerung sehr transparent und kontrollierbar geworden.
Da keine Privatisierungsgelder mehr einkamen, floss kein Dollar ins Land und der (dollargedeckte) Peso kam aus dem Kreislauf.
Waehrend das Volk durch den Verlust von Arbeitsplaetzen, Erspartem und Barbezahlung massenhaft in die Elendsviertel abwanderte, transportierten die internationalen Banken unter Mitwissen der Regierung das Geld ihrer Einleger in Lastwaegen aus dem Land (angeblich 35 Billionen Dollar!).
Weiters wurde es ihnen gestattet, nicht nur die Bearbeitungsgebuehren zu erhoehen, sondern bei Kreditkartenverwendung 40% abzuzocken - da es aber kein Bargeld mehr gab, war die Kartenbenuetzung unumgaenglich! Man berechne: 13% Gehalt weniger von z.B. 1000 Dollar = 870, wenn man dann alles mit Kreditkarte bezahlen muss, wieder 40% weniger = bleiben 522 US$ im Monat. Dass sich viele Banken nicht einmal an die 1000 Dollar-Abhebe-Norm hielten, weil sie einfach zusperrten und die Bankomaten abstellten, erhoehte dann noch die Lebensfreude der Kunden.
Da half auch keine Debit-Card, die ja theoretisch mit Bargeld gleichgestellt sein sollte (keine Kartengebuehren, keine Prozentabgaben, keine verzoegerte Auszahlung). Einige Banken liessen die Debit-Cards ueberhaupt sperren, andere ueberwiesen nicht die abgebuchten Betraege, wodurch die Geschaeftsleute nie oder bestenfalls nach 7 Monaten zu ihrem Geld kamen!).
Bei Dollartransaktionen wurden 29% abgezogen, was den Tod fuer jeden Klein- und Mittelbetrieb, der mit dem Ausland verhandeln musste, bedeutete.
Logische Konsequenz von all dem waren Strassenkravalle, Ueberfaelle und besonders Angriffe auf Banken, die seither mit Metallplaketten verbarrikadiert sind. Vor allem die Filialen der Citybank sind noch immer “versiegelt” und sehen aus wie in Gebaeude eigeschweisste riesige Metallkontainer.
Die Spielgeld-Revolution
Nachdem de la Rua den nationalen Notstand ausgerufen hatte, “wurde er gegangen” und Duhalde trat eine Interims-Praesidentschaft an.
Um die totale Paralyse des Landes zu verhindern, liess er nationale (“Lecop”) und provinzielle (in Buenos Aires z.B. “Patacones”) Banknoten drucken, also Spielgeld-Pesos, die jetzt noch in Umlauf sind. Als der IMF davon Wind bekam, wurde ihm sofort mit der Absetzung und “ernsten Sanktionen” gegen das Land gedroht. Offiziell hiess es, “der Idiot von Duhalde” erzeuge dadurch auch noch eine Inflation, aber es gab keine Studie die beweisen konnte, dass das auf ein bargeldloses Land mit Spielscheinchen zutrifft.
Die Bevoelkerung ahmte das Spielgeld-Prinzip nach und stellte auf Tauschmaerkten selbststaendig Bons her, die gegen Ware eingeloest werden konnten. Scheinbar war das dann dem IMF doch zuviel, und 2002 gestattete er Duhalde die Entwertung des Pesos (nun ist 1 Dollar 3 Pesos wert, fuer Dollar/Euro-Auslaender kostet also alles 1/3). Pesos kamen wieder in Umlauf, die Investitionen begangen wieder zu fliessen, das Land befindet sich im Erholungsprozess.
Allerdings verloren viele private Kreditaufnehmer alles durch die Devaluierung des Pesos: Waehrend die Banken nach wie vor ihre Zinsen in Dollar eintreiben, verdienen die Schuldner jetzt nurmehr 1/3 von dem was sie verdienten, als sie den Kredit aufgenommen hatten. Viele koennen ihre Schulden nicht mehr zurueckzahlen und verlieren, was sie hypothekiert hatten.
In einem 37 - Millionen - Land mit einer Bevoelkerungsdichte von 4 Menschen / Km2, in dem es keinen Hunger gab, leben nun 53% unter der Armutsgrenze, von denen 25% sich unter dem Existenzminimum befinden, also tatsaechlich hungern.
Obwohl Buenos Aires nach wie vor mit glamouroesen Privatgebaeuden protzt und eine irre schoene Stadt ist, draengen sich 500 Meter von der chicsten Zone die Elendsviertel heran.
C) Landwirtschaft - Genmanipulation und infizierte Kuehe
Argentinien, einst DAS Paradies der Landwirtschaft, hat durch die amerikanische Globalisierung einiges eingebuesst. Ein Land mit guter, mineralhaltiger Erde, dessen Klima (bis auf den Sueden) ueberall eine ertragreiche Ernte beguenstigt, hat seine besten Karten an auslaendische Investoren verkauft.
Die Mehrzahl der “estancias” (Landbesitz ab 1000 Hektar, von denen die groessten 200.000 besitzen) wurden an internationales Firmen verkauft. Dass die in Wirklichkeit nicht an der Landwirtschaft, sondern an den riesigen Wasser und Petroleum-Reserven (vor allem Patagoniens) interessiert sind, versteht sich von selbst. Sie schreiben die Bewirtschaftung in ihrem Herkunftsland steuerlich ab, waehrend sie offiziell trotz Viehzucht und Anbau konstant Verluste anmelden, um die Finanz zu betruegen.
In der Zeit der groessten Krise gab es nicht einmal frisches Gemuese in den Staedten, da massiv Dosen importiert wurden, waehrend der Inland-Kommerz lahmgelegt wurde.
Das beruehmte argentinische Fleisch gibt es dort nicht mehr, es wird ausnahmslos exportiert, waehrend brasilianische “Schuhsohlen” importiert werden!
Die Kuehe von den grossen Besitzen haben Ohrklips und werden regelmaessig ueberprueft, bzw. “gespritzt” (Antibiotika & Hormone), ich fuerchte auch, dass sich die Freilandhaltung in einigen Betrieben aufgehoert hat, da es in letzter Zeit Faelle von Maul- und Klauensaeuche gegeben hat - frueher hat man das garnicht gekannt. Auch war ich erschuettert ueber die neuen Silos. Kuehe, die ganzjaehrig im Freien herumlaufen koennen, brauchen das nicht, aber jetzt wird “Fertigfutter” (BSE-Tiermehl?) massenweise in diesen Tuermen am Land gelagert.
Weiters befinden sich in Argentinien einige Filialen der groessten Genmanipulations-Konzerne (Monsanto, Pioneer, etc.), die ihr Saatgut landesweit verschenkt oder den Bauern aufgedraengt haben. Das wurde erst aufgedeckt, als Brasilien (Vertritt die 0%-Toleranzgrenze der Genmanipulation im Korn) argentinisches Getreide zurueckschickte, weil es den Normen nicht entsprach.
D) Mediale und technische Manipulation - die Pervertierung der Argentinier
Waren die Argentinier noch vor 13 Jahren sehr herzliche, natuerliche Wesen, fuer die die romantische Liebe der Sinn des Lebens war, so hat sich das jetzt ziemlich geaendert. Der Argentinier, damals noch “der geborene Kavallier” und frenetische Schuerzenjaeger, widmet der Weiblichkeit heute nurmehr fluechtige Blicke und hat wenig Initiative. Abgesehen vom elenden Essen, dass alle schwaecht und vertrottelt, hat das wohl auch damit zu tun, dass die Weibchen die Maennlichkeit erschrecken, indem sie sich von der pseudo-emanzipatorischen-sex-hier-und-jetzt-Welle kontaminieren liessen.
In Argentinien war die Hausfrau die Koenigin ihres Heimes, durch die billigen Arbeitskraefte konnte sich jeder Haushalt mindestens eine interne Haushaelterin leisten und die Damen vertrieben die Zeit wie sie wollten. Nach der Heirat war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass jeder mittelklasse-Verdiener seiner Frau die Haelfte des Lohnes abgab. Das europaeische “Hausfrau=hackelnde, unbezahlte Sklavin einer garstigen Familie”-Syndrom gab es in Argentinien nicht.
Umso erstaunlicher ist die jetzige Arbeitswut der Frauen, die alle auf Selbsterhalterinnen spielen, aber trotzdem, wie in diesen bekloppten Serien und Frauenmagazinen, verrueckt danach sind, irgend einen Mann “zu fischen”, koste es was es wolle. Kinder waren frueher heissgeliebt, jetzt wird diskutiert, wie man ein Neugeborenes am Besten zuhause einfuehrt, damit sich der Haushund nicht deplaziert fuehlt (ihm die Babywaesche zuerst zum Riechen geben, das Babykoerbchen vor die Haustuere stellen… echt, total krass).
Die Medien sind voellig globalisiert, in einigen Faellen sind aber die argentinischen Versionen der internationalen Zeitschriften, Sendungen, usw. noch gewagter als ihre Vorbilder. Kabelfernsehen (mit den weltweit identischen Themenkanaelen) gibt es dort in jedem Haushalt, und die Schlangen vor Behoerden und Banken werden mit einem angedrehten Fernseher, wie in den Lokalen, unterhalten.
Obwohl es einige wenige kritische Geister gibt, ist die allgemeine Einstellung der Argentinier eher pro-Amerikanisch! Dadurch das eine Zeit lang die Einwanderungsbedingungen in die USA (s.o.) so guenstig waren, sind in vielen Familien die ein oder anderen Mitglieder dorthingezogen, und versuchen, im Gastland nicht aufzufallen oder sich sogar einzuschleimen. Wenn sie dann daheim wieder zu Besuch sind, wird ueber den “blutruenstigen Saddam”, etc. gesprochen. Leider wird der Antiamirikanismus und der Antiimperialismus als Parole von den Linken gepflegt, ist also wieder nur ein Politikum. Bei kommunistischen Protestmaerschen weht uebrigens neben der roten auch die israelische Fahne!
Aufgefallen ist mir die uebertriebene Dichte von Antennen auf den Daechern aller Haeuser. Ich habe noch nie solch eine Anhaeufung von Mobilfunk- und Radio-Antennen, und diesen Mini-parabol-Pfosten (dutzende von kleinen Parabolantennen, die wie Schwammerln an einem Pfosten wachsen) gesehen.
Die Menschen schienen mir auch extrem lethargisch und schwaechlich, laufen wie Zombies durch die Gegend. Obwohl sie einst schnelldenkend, schlau, aktiv und akkurat handelten (in den Geschaeften ging’s stressiger zu als in “next-one, next-one New York”) sind sie jetzt alle furchtbar traege, langsam und begriffsstutzig - werden sie vielleicht nach all den Krawallen durch Frequenzen niedergehalten?
E) Gastronomie und Supermaerkte
Als ich damals, vor 13 Jahren, von einer ein-monatigen Argentinien-Reise zurueckkam, konnte ich zwei Monate kaum was essen, weil mir in Spanien und Oesterreich absolut nix mehr mundete. Alles schmeckte so fahl, dass ich drei Kilo abnahm.
Dagegen jetzt bin ich heilfroh endlich wieder europaeischen Frass zu bekommen, denn dort schmeckt gar nix mehr. Wir haben Restaurants aller Preiskategorien probiert, in 95% wird die Mikrowelle verwendet und es gibt kein Tagesmenue - und wohl auch keinen richtigen Koch. Im teuersten Restaurant wurde uns stolz erklaert, dass die Pasta von einem Chefkoch am anderen Ende der Stadt fabriziert wird!
Fleisch ist ebenfalls eine Katastrophe - brasilianische-import-Schuhsohlen oder argentinisches Gewebe, das fuer den Export nicht taugt. Frueher gab es in jedem Grill-Restaurant ua. Stierhoden - wirklich eine delikate Landesdelikatesse, die jetzt niemand kennt.
Weiters hat man Probleme, individualistische Spezialitaeten-Lokale ausfindig zu machen, alle Restaurants bieten Pasta, Pizza, gegrilltes Fleisch und Gemuese an - alle, alle! Sogar die Pizzerias haben sich so globalisiert, dass man dort sogar Hamburger kriegt!
Der Hammer ist aber, dass vor einem Jahr im Fernsehen eine Anti-Salz-Kampagne gestartet wurde - Salz sei aeusserst ungesund, gefaehrde Hochdruckler, etc.- und seither wird sogar in den edelsten “nouvel Couisine-Schuppen” 100% salzfrei gekocht! Kann man sich das vorstellen, alles ohne Salz essen zu muessen? Kotz! Wenn man nach Salzfaesschen verlangt, fragt der Kellner: “Light?”...
Fruchtlaeden gibt es nicht, bei bettelnden Bolivianern, die auf privaten Landbesitzen arbeiten, kann man kleine Mengen von Gemuese kaufen.
Die Supermaerkte sind voellig monopolisiert, kleine Geschaefte gibt es nicht mehr ausser die sauteuren, 24h. Schuppen, die sich aber nur auf Getraenke und Leckereien spezialisiert haben. Insgesamt gibt es im ganzen Land nur so um die 4 Ketten, ich sah immer nur Jumbo, Easy und Norte.
Die typisch argentinischen Erzeugnisse wurden verdraengt oder qualitativ so veraendert, dass sie fuer meine Begriffe ungeniessbar sind. Den Doppelcremekaese gibt es nicht mehr, der Topfen ist ein saeureloses, feingriesliges Konglomerat mit Potassium-Sorbat (weiss wer, was das ist?), die frische Tagesmilch (alle Marken mit der Aufschrift “mikrofiltriert”?) schmeckt gewaessert und ueberhaupt nicht nach Kuh. Aus Perons Zeit stammt noch ein Gesetz, nach welchem der Preis der Basisprodukte nicht ueber ein bestimmtes Limit erhoeht werden darf; wohl deshalb werden die Milchprodukte jetzt alle verduennt oder sonstwie “gezogen”.
Supermarkt-Fruechte und -Gemuese sehen sehr schoen aus, bei meinem Biss in eine argentinische Banane bekam ich jedoch so einen komischen Nebengeschmack und es zog mir den Mund so zusammen, dass ich fuerchte, ich habe ein Pestizid-Konzentrat probiert.
Einmal habe ich einen Reformladen ausfindig gemacht, aber da gab es nur Trockenfruechte - die waren allerdings lecker!
Braunen Zucker, also unraffinierten Vollrohrzucker gibt es ueberhaupt nicht - in wahnsinnig teuren Beutelchen wird ein viel zu dunkel eingefaerbter, klebriger Gries als solcher verkauft.
Besonders irritierte mich eine Aufschrift auf allen Honig-Glaesern. Als Inhaltsstoffe waren da immer nur die verschiedenen Bluetensorten angefuehrt, aber in kleiner Schrift stand: “Honig darf nicht an unter 1-jaehrige Kinder verfuettert werden”? Heisst das, alle Honigmarken werden gepanscht, vielleicht mit Zucker aufgesuesst, oder was heisst das?
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