--><font size="5">Auch Mary Meeker im Fadenkreuz </font>
Ein Ex-Kollege bringt die Star-Analystin mit unschönen Details in Verlegenheit
von Bloomberg
Berkeley - Henry Blodget, Jack Grubman, Frank Quattrone und Mary Meeker waren die bekanntesten Analysten-Stars während der Interneteuphorie. Blodget, Grubman und Quattrone sind inzwischen tief gestürzt. Nur Mary Meeker ist noch in Amt und Würden. Warum? Die Antwort zu geben, versucht ein"ungezogenes" neues Buch eines einstigen Weggefährten, Andy Kessler:"Wall Street Meat: Jack Grubman, Frank Quattrone, Mary Meeker, Henry Blodget and me".
Seit über einem Jahr hat der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer sich mit der Untersuchung der Missetaten der Analysten politisch profilieren können. Spitzer hat einige der E-Mails von Blodget veröffentlicht und damit das Ende der Karriere des einstigen Staranalysten eingeläutet. Blodget droht, und Grubman ist bereits verurteilt eine Strafe von mehreren Millionen Dollar zahlen zu müssen und beide haben lebenslanges Berufsverbot in der Wertpapierbranche zu befürchten. Frank Quattrone wurde diese Woche angeklagt, eine Untersuchung bei Credit Suisse First Boston behindert zu haben. Ihm drohen noch schlimmere Strafen als Grubman.
Einzige Ausnahme: Mary Meeker. Sie muss keine Strafe zahlen, erhielt kein Berufsverbot. Das ist schon seltsam und es wird noch seltsamer, wenn man das Buch von Kessler liest. Kessler war einst Technologie-Analyst an der Wall Street und hat mit Grubman bei Paine Webber Group sowie Meeker und Quattrone bei Morgan Stanley zusammengearbeitet. Er hat in den neunziger Jahren gekündigt und mit Technologieaktien ein Vermögen gemacht. Er war vor Ort, hatte Insiderwissen. Er wusste genau, wie die Maschine Wall Street funktionierte.
Nachdem er finanziell ausgesorgt hat, redet er ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen über seine früheren Arbeitgeber und seine ehemaligen Kollegen. Was er schreibt, wird ihnen nicht sonderlich gefallen. Aber es ist sehr aufschlussreich."Wall Street Meat" zeigt sehr anschaulich, dass das eigentliche Problem der Wall Street darin bestand, dass sie nicht mehr den Investoren diente, sondern den Investmentbankern.
Die Investoren bezahlten nicht mehr genug, dass die Investmentbanken es sich hätten leisten können, aufrichtige Analysen herauszubringen. Daher kamen die Investmentbanken auf die Idee, ihre Studien dazu zu verwenden, den Unternehmen zu helfen, denn die bezahlten sie weitaus besser. Die Investmentbank, die dieses neue zweifelhafte Modell aus der Taufe hob, war Morgan Stanley.
Bei Morgan Stanley lernte Analyst Kessler, dass er nicht von den Brokern, sondern von den Investmentbankern bezahlt wird - und dass der Investmentbanker, der für ihn am entscheidendsten ist, Frank Quattrone heißt. Quattrone wird wenig später erst zur Deutschen Bank und dann zur Credit Suisse First Boston wechseln. Aber zuvor suchte und schuf er noch einen Analysten, der a) um jeden Preis im Club dabei sein wollte, b) frei von nützlichen Investmentideen war und c) bereit, den Job in den Dienst der Unternehmen zu stellen, die die Wertpapiere herausgaben und nicht in den Dienst der Investoren, die sie kauften. Das war Mary Meeker.
In den Augen von Kessler war Analystin Meeker besonders zugänglich für die Investmentbanker, weil sie ihren Investoren nichts Interessantes zu berichten hatte. Laut Kessler hatte sie"keinen blassen Schimmer". Der Ex-Analyst:"Ich gab Mary den Tipp, dass es viel einfacher mit den Kunden wäre, wenn sie die Sales-Truppe im Griff hätte. Aber die warme Geborgenheit des Investmentbanking hatte seine Reize. Ich kann fast die tröstenden Worte von Frank Quattrone hören, wie er Mary sagt, sie solle sich über die ungezogenen Bengel im Sales-Bereich keine Sorgen machen. Sie seien nur Affen mit Telefonen. Geschäfte machen, das war bei Morgan Stanley der Weg zum Erfolg."
Es gibt viele Theorien, warum Eliot Spitzer ausgerechnet Mary Meeker verschonte. Eine lautet, dass es einem Politiker nicht gut tut, eine Frau in der Ã-ffentlichkeit klein zu machen. Eine weitere besagt, dass das Technologie-Team von Morgan Stanley die meisten E-Mails verschwinden ließ, so dass Spitzer sie damit nicht bloßstellen konnte.
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