--><font size="5">Renten-Anleger setzen ihre letzte Hoffnung auf den Juni
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Experten: Notenbanken werden sich erst im nächsten Monat wieder bewegen - Kurs-Chancen allenfalls für Kurzläufer
von Michael Fabricius
Berlin - Die Woche der Notenbanker weckt noch einmal die Fantasie der Renten-Anleger. Wenn in den kommenden Tagen der Offenmarktausschuss der US-Notenbank Federal Reserve (Dienstag), der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England (beide Donnerstag) tagen, wird wieder reichlich Argumentationsstoff geliefert - und zwar sowohl für Bond-Bullen als auch für Bond-Bären. Denn die Konjunkturdaten liefern noch längst kein einheitliches Bild des Aufschwungs, gleichzeitig geht die Inflation in Europa wie in Übersee zurück, und zusätzlich erschwert der steigende Euro in der EWU-Zone die Konjunkturerholung. Andererseits zeigt die Entwicklung am Aktienmarkt klar nach oben, und die Notenbanken haben - abgesehen von der Bank of Englang - im historischen Vergleich bereits Zins-Niedrigststände erreicht. Gleichzeitig sorgt ein hohes Emissionsvolumen neuer Papiere dafür, dass die Kurse insgesamt begrenztes Aufwärtspotenzial haben.
"Die EZB steht am Donnerstag unter großem Druck", lautet die einhellige Beobachtung der Renten-Experten. Doch erwartet kaum jemand einen Zinsschritt in dieser Woche. Dafür aber blicken die Marktexperten bereits gebannt in den Juni: 30 von 35 befragten Volkswirten erwarten laut Nachrichtenagentur Bloomberg dann eine weitere Zinssenkung."Die EZB könnte in der Ratssitzung sogar eine Reduzierung um 50 Basispunkte beschließen", sagt Mark Cliffe, Ã-konom bei ING. Die Marktteilnehmer werden daher am Donnerstag"jedes Wort aus dem EZB-Rat auf die Goldwaage legen", sagt Richard Zellman von Helaba Trust.
Doch was auch passiert - die Notierungen am Rentenmarkt sind nach wie vor so hoch, dass nur wenig Potenzial auf Kursgewinne besteht."Allenfalls am kurzen Ende wird sich der Markt noch etwas bewegen, lang laufende Staatsanleihen haben nicht mehr viel Spielraum", sagt Peter Müller, Bond-Experte bei der Commerzbank. Der Bund-Future sei in den vergangenen Tagen bereits zwei Mal an der Marke von 115 Punkten gescheitert."Nach einer Zinssenkung im Juni werden die 115 möglicherweise überschritten, aber sicherlich nicht nachhaltig", warnt Müller. Und ein Bruch der Unterstützungsmarken bei 114,54 und 114,22 Punkten könne schnell zu einer deutlichen Korrektur nach unten führen. Am Montagnachmittag lag der richtungweisende Bund-Future bei 114,61 Punkten."Am langen Ende ist nicht mehr viel Spielraum", so Müller.
Auch die Kurzläufer-Benchmark, die Zweijährige Bundesanleihe mit Laufzeit bis März 2005, wies am Montag einen leicht sinkenden Kurs und eine höhere Rendite auf. Eine ausbleibende Zinssenkung am Donnerstag könnte diesen Trend sogar noch verstärken, während eine Entscheidung im Juni die Kurse wieder nach oben treiben könnte. Das Renditetief von 2,2 Prozent im März werde aber wohl nicht noch mal erreicht, heißt es.
Auf noch schmalerem Grat bewegen sich die Zins-Optimisten in den USA. Fed-Chef Alan Greenspan hat bereits in der vergangenen Woche vorsichtigen Konjunkturoptimismus gezeigt. So legte der Mai Fed Funds Future am Montag denn auch um zwei Basispunkte auf 1,21 Prozent zu und bewegte sich damit wieder in Richtung des Leitzinses bei 1,25 Prozent."Eine anhaltend deflationäre Tendenz und steigende Arbeitslosigkeit in den USA könnten das Bild aber rasch wieder ändern", so Helaba-Experte Zellmann.
Mit einem Bein bleiben die Anleger ohnehin im Rentenmarkt stehen."Obwohl der Aktienmarkt ungebremst nach oben rauscht, halten sich die Kurse der Rentenpapiere erstaunlich gut", beobachtet Zellmann. Denn aus Sicht der Renten-Anleger seien die Konjunkturrisiken noch nicht ausgestanden, und somit bestehe auch noch die ein oder andere Chance auf Kurssteigerungen."Greenspan hat deutlich gemacht, dass er eine Konjunkturerholung nur im Zusammenhang mit zunehmenden Investitionen sieht. Dafür gibt es aber keine Anzeichen
<ul> ~ Original-Text: hier</ul>
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