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~ Steuerschätzer erwarten Ausfälle von rund 125 Milliarden Euro
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~ Deutsche Wirtschaft schrumpft
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KONJUNKTURTIEF
<font size=5>Der verhängnisvolle Spartrieb</font>
Von Nicola Kuhrt
Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal geschrumpft und bräuchte dringend Wachstumsimpulse. Doch die Konsumenten machen nicht mit: <font color="#FF0000">Angstsparer und Schnäppchenjäger regieren den Markt</font>.
Hamburg - Vorbei die Zeiten als Reklameblättchen irgendwo im Hausflur herumflogen. Ordentlich sortiert, sauber in Folie verschweißt und mit einer Fernsehzeitung garniert, werden Wurfsendungen nun einmal pro Woche im Briefkasten liegen."Einkaufen mit Grips" nennt die Post dieses geballte Werbepaket, das neuerdings in deutschen Großstädten jeden Samstag verteilt wird - 800.000 Stück allein in Hamburg. Handelsketten wie Wal-Mart, Toom oder Praktiker lassen so für sich werben, auch regionale Anbieter informieren über ihre aktuellen Preishits. Martin Grundler, Post-Pressesprecher, über Sinn und Zweck des neuen Reklamepakets: <font color="#FF0000">"Die Menschen werden eben immer preisbewusster</font>, wir denken, dass sie sich Werbung in dieser Form gerne anschauen."
<font color="#FF0000">Trendwende im Konsumverhalten </font>
<font color="#FF0000">Die Deutschen sind wieder sparsamer geworden."Die Sparquote ist in den letzten Quartalen signifikant auf 10,5 Prozent angestiegen"</font>, sagt Gustav Horn, Konjunkturforscher am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. <font color="#FF0000">Seiner Ansicht nach ist das eine Trendwende</font>. Noch bis Ende der neunziger Jahre hatten die Deutschen <font color="#FF0000">immer weniger Geld zur Seite gelegt</font>. Lag die Sparquote, also der Anteil des Netto-Einkommens, der nicht für Konsumzwecke ausgegeben wird, 1991 noch bei 13 Prozent, waren es im Jahr 2000 nur noch 9,5 Prozent. Mittlerweile sind es wieder rund 10,5 Prozent.
Einen rationalen Grund für diesen wieder erwachten Spartrieb kann der Konjunkturforscher nicht finden. Deshalb spricht er vom"Angstsparen": Terroranschläge, Jobsorgen und vor allem die Flut der politischen Reformvorschläge raubten den Deutschen die Konsumlust."Die Leute blicken nicht mehr durch. <font color="#FF0000">Aber sie spüren, dass es an ihr Portemonnaie gehen soll und sorgen vor</font>", sagt Horn.
Angstsparen - ein Trend, den auch Dirk Ziems, Diplompsychologe und Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts IFM, festgestellt hat. <font color="#FF0000">"Die Menschen haben das Gefühl, den anstehenden Veränderungen nicht gewachsen zu sein"</font>, sagt er. Darauf reagiere der Konsument mit einem besonders vorsichtigen Kaufverhalten. Und wenn gekauft wird, dann am liebsten, wenn es sich um Schnäppchen handelt.
"Die Menschen wollen sich beim Kauf clever fühlen, sich freuen, wenn ihnen ein guter Griff gelingt", so der Marktpsychologe. Es ist diese verstärkte Wendung zur Schnäppchenjagd, die gerade die Discounter mit ihrer Philosophie"hohe Qualität zu niedrigen Preisen" zu den großen Gewinnern der aktuellen Sparkrise macht. Während der restliche Einzelhandel für 2003 mit einem Umsatzrückgang von zwei Prozent rechnet, wird für Aldi & Co. eine Umsatzsteigerung von über zehn Prozent prognostiziert.
Schnäppchenjäger verderben das Geschäft
Wie ungesund diese Sucht nach immer billigeren Angeboten ist, bekommen derzeit die Reiseveranstalter zu spüren."Vor drei Jahren war die Welt noch in Ordnung", sagt TUI-Sprecher Robin Zimmermann. Damals standen Kurz- und Normalbucher in einem gesunden Verhältnis. In Zeiten von Terrorangst und der Sorge um den eigenen Job habe sich das Verhältnis grundlegend gewandelt."60 Prozent unserer Gäste buchen erst kurz vor Reiseantritt", sagt Zimmermann. Und sie zwingen auch den führenden deutschen Touristikkonzern dazu, seine Reisen immer günstiger loszuwerden. Um nicht auf leeren Betten sitzenzubleiben, wurde die Marke"Discount Travel" gegründet, mit der die anderen Billigheimer nochmals unterboten werden sollen. <font color="#FF0000">Die ganze Misere zeigt sich an der TUI-Bilanz: Im Kerngeschäft Touristik sank der Umsatz um 37 Prozent</font>.
Die Sparpanik der Deutschen ist nach Ansicht von Wirtschaftsforscher Horn mittlerweile ein Problem für die Konjunktur:"Je mehr die Leute sparen, desto geringer wird die Produktionsleistung, ein Teufelskreis könnte entstehen". Er befürchtet, dass Deutschland auf eine"nachfragebedingte Konjunkturschwäche" zusteuert.
Eigener Kommentar: Nachfragebedingt... Aber es dürfte doch wohl jedem klar sein, daß es nicht ewig so weiter gehen kann.
Neue Produkte entwickeln - Die Leute von der Notwendigkeit per Marketing überzeugen - Kunde kauft - Produkt wird zum Standard - Frage: Was könnten die Menschen noch alles brauchen? - Wieder neues Produkt entwickeln - wieder die Leute von der Notwendigkeit des neuen Produkts überzeugen - wieder gehört das Produkt über die Zeit gesehen irgendwann wieder zur Standardausstattung - wieder die Frage: Was könnten wir noch alles entwickeln.
Es kann so nicht weiter gehen. Das"Immer-Mehr" war ja schon nötig um unsere Wirtschaft noch am laufen zu halten in den letzten Jahren.
<font color="#FF0000">Für diese Sorge sprechen auch die aktuellen Wirtschaftsdaten. Im ersten Quartal 2003 ist das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent gesunken</font>. Der private Konsum sei dabei zu langsam gewachsen, um einen Anstieg der Importe auszugleichen, hieß es in der Mitteilung des Statistischen Bundesamtes. <font color="#FF0000">In der vergangenen Zeit hatte sich die Nachfrage der Verbraucher stets besser entwickelt als die gesamtwirtschaftliche Situation und damit zu einer Stabilisierung der Konjunktur beigetragen</font>.
[b] Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,248616,00.html
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