-->Aus"Kreuter, Marie Luise - Der Biogarten"
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Holzasche ist ihrem Ursprung nach gleichfalls ein Pflanzendünger. Jeder Gärtner kann sie selber herstellen, wenn er große Äste
oder verholzten Rosenschnitt verbrennt. (Falls dies erlaubt ist; die Bestimmungen sind regional unterschiedlich.) Auch die
Holzasche aus dem offenen Kamin kann als Dünger verwendet werden. Im Handel wird hochwertige Buchenholzkohle verkauft.
Holzasche ist ausgesprochen kalireich. Sie enthält auch Kalk und Spurenelemente. Dieser Dünger wirkt pilz- und
fäulnishemmend. Gemüse, die Kali brauchen, zum Beispiel Möhren und Sellerie, können mit Holzasche gefördert werden.
Streuen Sie den feinen Staub dünn in Saatrillen und Pflanzenlöcher. Auch Rosen lieben Holzasche. Dieser kalireiche Dünger ist
ganz allgemein eine gute Ergänzung zu den meist kaliarmen tierischen Naturdüngern.
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Die Wichtigsten Düngemittel für den biologischen Garten
Tierische Dünger
Frischer strohiger Rindermist gehört seit alten Zeiten zu den wichtigsten Naturdüngern. Er enthält alle Nährstoffe in
ausgeglichener, milder Zusammensetzung. Achtung: Alle tierischen Dünger werden ohne Kalk kompostiert. Er entbindet den
wertvollen Stickstoff. Als Ammoniak würde er nutzlos in die Luft entweichen. Gut ist es dagegen, den Rindermist mit
nichtkalkhaltigem Steinmehl zu überstreuen.
Frischer Mist darf - wenn überhaupt nur im Herbst oberflächlich und dünn über die Beete gestreut werden, so daß er über Winter
verrotten kann. Rindermist eignet sich als Dünger für starkzehrende Gewächse.
Getrockneter Rindermist ist besonders reich an Kali. Dieser Nährstoff fehlt in den meisten anderen organischen Düngern, oder er
ist darin nur in geringen Mengen vorhanden. Achten Sie bei käuflichem Rinderdung auf Hinweise, die eine gesunde Tierhaltung
garantieren. Besonders gut eignet sich dieser Dünger für Rosen, Möhren und Sellerie.
Pferdemist gehört, wie jeder weiß, zu den hitzigen Düngern. Man benutzt ihn deshalb als Packung zum »Aufheizen« der
Frühbeete. Er hat ähnliche Nährstoffgehalte wie Rindermist. Beide können vermischt und gemeinsam kompostiert werden.
Pferdemist sollten Sie nur für Starkzehrer verwenden.
Schweinemist ist ein kalter Mist. Er enthält fast keinen Kalk, dafür aber Kali und etwas Stickstoff. Genau wie alle anderen
tierischen Exkremente sollte er kompostiert werden. Er eignet sich für Sellerie, Lauch und Himbeeren.
Schaf-, Ziegen- und Kaninchenmist
gehören zu den hitzigen Düngern. Ihr Stickstoffgehalt kann Geilwuchs hervorrufen. Am besten werden sie einzeln oder mit
anderem Mist vermischt kompostiert. Sie eignen sich für starkzehrende Gemüse.
Geflügeldünger haben im Gegensatz zu den meisten anderen Mistarten einen hohen Kaligehalt. Ihr Hauptnährstoff ist allerdings
der Phosphor (bis zu 12 % bei Guano). Auch der Stickstoffanteil ist beachtlich. Da sich dieser Stickstoff im Geflügelmist
besonders schnell umsetzt, können bei Überdüngung Verbrennungen entstehen. Geflügelmist ist hitzig! Er sollte mit Erde
vermischt kompostiert oder als Jauche angesetzt werden. Es gibt Hühner-, Enten- und Taubenmist.
Peru-Guano besteht aus den Exkrementen und den Kadavern der wilden Seevögel, die seit Jahrhunderten an den Küsten Perus in
meterdicken Schichten abgelagert wurden. Dieser Naturdünger wird abgebaut und verkauft. Er ist besonders stickstoff- und
phosphorreich. Achten Sie auf »Echten Guano«. Im Handel werden meist Mischdünger mit geringem Guano-Anteil angeboten.
Da die unkontrollierte Ausbeutung der Guanoablagerungen zu ökologischen Problemen an den natürlichen Standorten führt, sollte
ein verantwortungsbewußter Bio-Gärtner überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, heimischen Hühnermist vom Ã-kobauern zu
verwenden.
Alle Geflügeldünger werden nur sparsam verwendet. Sie eigenen sich für starkzehrendes Gemüse und fördern auch die
Blütenbildung bei Zimmer-, Balkon- und Gartenblumen.
Horn-; Blut- und Knochenmehl
sind tierische Düngemittel, die aus Schlachthausabfällen hergestellt werden. Diese organischen Dünger sind in praktischen
Portionen verpackt. Sie sind unkompliziert in der Anwendung und können im Garten zu vielen Zwecken benutzt werden.
Horn gibt es in verschiedenen Ausführungen: mehr oder weniger fein gemahlen als Mehl oder als Hornspäne. Je grober die
Substanz ist, desto langsamer wird sie im Boden umgesetzt. Horndünger enthalten vor allem Stickstoff und Phosphor. Blutmehl
hat einen besonders hohen Stickstoffgehalt. Hinzu kommen etwas Phosphor und Kali. Knochenmehl (entleimt oder gedämpft) hat
von diesen drei Schlachthausdüngern den höchsten Phosphorgehalt, einen mittleren Stickstoffgehalt und einen geringen Anteil
von Kali. Horn-, Blut- und Knochenmehl können miteinander vermischt werden. Es entsteht dann ein organischer »Volldünger«,
in dem die drei wichtigen Hauptnährstoffe NPK ebenso enthalten sind wie eine Fülle von Spurenelementen. Für den Laien ist es
aber schwierig, das günstigste Mischungsverhältnis zu finden. Deshalb sind in diesem Fall fertige Handelsdünger empfehlenswert.
Ein bewährter Naturdünger aus Horn-Blut-Knöchenmehl und anderen organischen Substanzen ist zum Beispiel »Oscorna
Animalin«. Weitere Bezugsquellen finden Sie im Anhang.
Ein wichtiger Gesichtspunkt ist bei allen tierischen Düngern, die im biologischen Garten die Erde verbessern sollen, zu beachten:
Sie müssen aus einwandfreier, möglichst naturgemäßer Viehhaltung stammen. Mist von Tieren, die mit Antibotika und
Hormonfutter aufgezogen werden, ist schädlich! Ein Bio-Gärtner sollte zum Beispiel nie Hühnermist aus den riesigen
Legefabriken verwenden, in denen die Tiere unter vollkommen unnatürlichen Bedingungen »leben« müssen! Die Exkremente sind
ja das indirekte Ergebnis der Fütterung und des Stoffwechsels.
Pflanzliche Dünger
Die Gründüngung
Die Bodenverbesserung mit Hilfe grüner Pflanzen ist eine sehr alte Düngemethode. Sie stammt ursprünglich aus dem Ackerbau,
kann aber mit Abwandlungen auf den Garten übertragen werden. Die Gründüngung bietet verschiedene Vorteile gleichzeitig an:
Die dichte oberirdische Pflanzenmasse schützt den Boden vor Verdunstung und unterdrückt unerwünschte Wildkräuter. Werden
die Blätter abgemäht oder ausgerissen, so liefern sie Material zum Mulchen und zum Kompostieren. Das vitale, ausgedehnte
Wurzelwerk dieser Pflanzenspezialisten bringt weitere wichtige Vorteile: Der Boden wird gelockert, durchlüftet und mit
organischer Masse angereichert. Einige Grünpflanzen sind in der Lage, in Knöllchen an ihren Wurzeln Stickstoff zu sammeln.
Diese Düngerproduktion funktioniert allerdings nur im Teamwork mit bestimmten Bakterien. Andere Pioniere, deren Wurzeln
sehr tief reichen, tragen durch ihre Ausscheidung dazu bei, Nährstroffe aus den Mineralien des gewachsenen Bodens zu lösen.
Weil die unterirdischen Wirkungen der Gründüngung so wichtig sind, werden die Wurzeln möglichst nicht ausgerissen, wenn die
oberirdische grüne Decke wieder entfernt wird.
Im Nutzgarten wird die Gründüngung als eine Art »Schichtwechsel« eingesetzt. Überall dort, wo ein Beet abgeerntet ist, kann
vorübergehend eine Pflanzenart eingesät werden, die die Erde regeneriert. Eine wichtige Rolle spielt die Gründüngung bei der
Erschließung eines Baugrundstücks. Dort hinterlassen Maschinen und Handwerker oft einen völlig verwüsteten und verdichteten
Boden. Die »grünen Pioniere« können hier helfen, wieder Luft und Leben in die Erde zu bringen. Sie sollten vor jeder anderen
Kulturmaßnahme ausgesät werden.
Stickstoffsammelnde Pflanzen sind die Leguminosen (Schmetterlingsblütler). Zu ihnen zählen einige Kleearten, Wicken, Lupinen
und auch die Gemüsepflanzen Erbsen,. Bohnen und Sojabohnen. Mit den Wurzeln dieser Pflanzen bilden bestimmte Bakterien
eine enge Lebensgemeinschaft (Symbiose). Sie sammeln Stickstoff, der in Knöllchen abgelagert wird. Deshalb spricht man von
Knöllchenbakterien. Mit Hilfe der Leguminosen kann der Gärtner eine gezielte Stickstoffdüngung durchführen. Einzelne
Gründüngungsarten oder Gründungsmischungen, die auf unterschiedliche Gartenböden abgestimmt sind, gibt es inzwischen
überall im Fachhandel zu kaufen. Die Mengen sind auf den Bedarf normaler Hausgärten abgestimmt. Gründüngung kann vor oder
nach der Gartenkultur ausgesät werden. Einige dieser Bodenverbesserer und Naturdünger eignen sich auch als Zwischenfrucht,
zum Beispiel Senf und Klee.
Senf ist für kleine Gärten ein praktischer, billiger und rasch wachsender Gründünger. Saatgut kann man überall im Handel kaufen.
Die Pflanzen keimen so schnell wie Kresse. Ihre weitverzweigten Wurzeln hinterlassen einen feinkrümeligen Boden. Senf kann
jederzeit bis spät in den Herbst ausgesät werden. Uber Winter frieren die Pflanzen ab. Im Frühling reißt man sie dort aus, wo Platz
für Kulturpflanzen benötigt wird. Rings um die Saatreihen und die Pflanzlöcher bleibt der Senf als lockere Bodendecke liegen.
Vorsicht: Wo Kohl angepflanzt wird, darf kein Senf ausgesät werden. Beide sind senfölhaltige Kreuzblütler und damit
Konkurrenten. Die Phazelia (Bienenfreund) ist hier als Zwischensaat oder Vorfrucht geeignet.
Algendünger sind pflanzliche Dünger, die aus dem Meer stammen. Viele Küstenbewohner, so zum Beispiel die Bauern der
Bretagne und die Landwirte Chinas, schätzen die Nährstoffe der Algen und des Seetangs schon seit Jahrhunderten. Heute weiß
man, daß Algen sehr viel Kali, etwas Stickstoff und wenig Phosphor enthalten. Wertvoll ist vor allem ihr hoher Gehalt an
Spurenelementen und Magnesium. Einige Arten haben bis zu 33% Kalkgehalt (Kalkalgen).
Im Handel werden Produkte aus zwei verschiedenen Algenarten angeboten: Präparate aus getrockneten Grün- und Braunalgen
sowie Algenkalk, der aus den Skeletten der Korallalgen gewonnen wird. Es handelt sich dabei um Rotalgen (Lithotamnium
calcareum); die vor der französischen Atlantikküste jahrtausendealte Ablagerungen bilden. Diese bestehen aus den Kalkgerüsten,
die von den absterbenden Algen übrigbleiben. Die Korallalgen-Riffe werden systematisch abgebaut.
Algenkalk ist reich an Magnesium und enthält außerdem noch andere Spurenelemente und Kieselsäure. Er aktiviert den Boden.
Meeresalgendünger aus Braun- oder Kieselalgen sind zum Beispiel »Algifert« und »Algan«. Die Mittel werden zur biologischen
Blattdüngung verwendet; sie stärken die Widerstandskraft der Pflanzen.
Rizinusschrot wird aus einem tropischen Wolfsmilchgewächs (Ricinus communis) gewonnen. Er besteht aus den Rückständen, die
beim Auspressen der ölhaltigen Rizinusbohnen übrigbleiben. Rizinusschrot ist ein stickstoffreiches Düngemittel, das auch
reichlich organische Substanz liefert.
Menschen, deren Haut leicht allergisch reagiert, sollten beim Ausstreuen Handschuhe tragen oder diesen Dünger meiden, denn
Rizinus kann Reizerscheinungen auslösen!
Trester Rückstände, die beim Auspressen von Trauben, Äpfeln und anderen Früchten entstehen, haben meist nur regionale
Bedeutung. In Wein- und Obstanbaugebieten können Gärtner dieses Material zur Humusanreicherung nutzen. Der Nährstoffgehalt
ist gering.
Achtung: Trauben- und Obstreste, die Spritzmittelrückstände aufweisen, sind für den Bio-Garten nicht geeignet!
Holzasche ist ihrem Ursprung nach gleichfalls ein Pflanzendünger. Jeder Gärtner kann sie selber herstellen, wenn er große Äste
oder verholzten Rosenschnitt verbrennt. (Falls dies erlaubt ist; die Bestimmungen sind regional unterschiedlich.) Auch die
Holzasche aus dem offenen Kamin kann als Dünger verwendet werden. Im Handel wird hochwertige Buchenholzkohle verkauft.
Holzasche ist ausgesprochen kalireich. Sie enthält auch Kalk und Spurenelemente. Dieser Dünger wirkt pilz- und
fäulnishemmend. Gemüse, die Kali brauchen, zum Beispiel Möhren und Sellerie, können mit Holzasche gefördert werden.
Streuen Sie den feinen Staub dünn in Saatrillen und Pflanzenlöcher. Auch Rosen lieben Holzasche. Dieser kalireiche Dünger ist
ganz allgemein eine gute Ergänzung zu den meist kaliarmen tierischen Naturdüngern.
Jauche - flüssige Düngung
Sowohl tierische als auch pflanzliche Dünger können in Wasser angesetzt und als flüssige Lösungen direkt an die Pflanzen
gegossen werden. Diese Jauchedüngung ist immer dann angebracht, wenn man einen kräftigen Wachstumsschub erreichen will.
Starkzehrende Gewächse wie Kohl und Tomaten können solche schnellwirkenden Sonderrationen während der Vegetationszeit
gebrauchen. Jauche ist im allgemeinen stickstoff- und kalihaltig. Man muß also vorsichtig damit umgehen, um Verbrennungen
und geile Triebe zu vermeiden. Durch Verdünnung ist es aber leicht möglich, milde Jauchelösungen herzustellen.
Brennesseljauche
Die bekannteste Pflanzenbrühe, die jeder Bio-Gärtner leicht selber ansetzen kann, ist die Brennesseljauche. Dafür wird frisches
Kraut verwendet, das vom Frühling bis zum Sommer geschnitten werden kann. Nur samentragende Pflanzen sind unbrauchbar.
Kleinere Mengen, zum Beispiel für Stadtgärten oder Balkone, kann man auch aus getrocknetem Brennesselkraut ansetzen.
Zunächst benötigt der Gärtner für die flüssige Düngerproduktion ein nicht zu kleines Holz- oder Kunststoff-Faß. Es kann auch ein
Steinguttopf sein. Metallfässer eignen sich nicht so gut, weil während der Gärung zwischen dem Metall und der Brühe ungünstige
chemische Reaktionen stattfinden können. Ober die Ã-ffnung sollten Sie einen Holz- oder Drahtrost legen, damit keine Vögel oder
andere kleine Tiere in die Flüssigkeit fallen können. Andererseits läßt das durchbrochene Gitter genügend Luft zirkulieren.
Für die Pflanzenjauche werden zunächst reichlich kleingeschnittene Brennesseln eingefüllt, dann gießt der Gärtner das Gefäß mit
Wasser auf. Regenwasser wäre ideal; wo es nicht vorhanden ist, da benutzen Sie am besten abgestandenes Wasser, das einige Zeit
der Sonne ausgesetzt war. Füllen Sie die Tonne nicht bis zum Rand; gut eine Handbreit sollte freibleiben, denn während der
Gärung schäumt die Jauche hoch. An einem sonnigen Platz verläuft dieser Prozeß schneller. Mindestens einmal am Tag müssen
Sie Ihre Jauche kräftig durchrühren, damit Sauerstoff in den Zersetzungsprozeß gelangt.
Jauche entwickelt immer unangenehme Gerüche. Eine Handvoll Steinmehl, das über die Oberfläche gestreut wird, oder etwas
Baldrianblüten-Extrakt können diese Begleiterscheinungen mildern. Manche Jauche-Spezialisten verpacken das Grünzeug in
poröse Säcke, ehe sie es in der Tonne versenken. So wollen sie verhindern, daß die zersetzte Pflanzenmasse später die Gießkanne
verstopft. Sie können die Brühe aber auch vor dem Gebrauch sorgfältig durchsieben. Dies ist aber nur nötig, wenn die
Brennesseljauche zur Pflanzenstärkung über die Blätter gebraust wird. Im allgemeinen gießt der Gärtner die nahrhafte Brühe mit
breitem Strahl direkt in den Wurzelbereich der Pflanzen. Dann stören Rückstände überhaupt nicht.
Die Jauche muß vor der Verwendung auf jeden Fall abgemessen und verdünnt werden. Im Normalfall rechnet man mit einem
Verhältnis von 1:10. Haben Sie in einem kleinen Topf einen sehr intensiven Extrakt angesetzt, dann verdünnen Sie besser auf
1:20. Auch für empfindliche Gewächse verwenden Sie lieber schwache Düngerlösungen.
Ihre Jauche ist fertig zum Gebrauch, wenn sie eine dunkle Farbe angenommen hat und nicht mehr schäumt. Je nach Witterung ist
das nach 11/2-3 Wochen der Fall. Nun können Sie auch einen Deckel auf das Faß legen. Die nahrhafte Brühe hält sich bis zum
Ende des Gartenjahres. Im Herbst können Sie unverbrauchte Reste über den Kompost gießen. Wenn das Wachstum im nächsten
Frühling wieder kräftig einsetzt, ist es auch Zeit, neue Jauche anzurühren.
Brennesseln ergeben eine ideale Flüssigdüngung für biologische Gärten. Sie wirkt ausgleichend und heilend, fördert das
Wachstum und die Chlorophyllbildung. Regenwürmer lieben Böden, die mit Brennesseljauche gedüngt werden. Die meisten
Pflanzen des Blumen-, Gemüse- und Obstgartens können mit dieser preiswerten, gesunden Pflanzenbrühe ernährt werden. Nur
Bohnen, Erbsen, Zwiebeln und Knoblauch vertragen diese stickstoffreiche Düngung nicht. Außer Brennesseln können auch noch
andere Pflanzen als Jauche angesetzt werden.
Andere Jauchen
Beinwell oder Comfrey (Symphytum officinale oder S. asperum) sind stark eiweißhaltige Heilpflanzen. Sie können im Garten
angebaut und mehrmals im Sommer abgeerntet werden. Die großen Blätter liefern reichlich Material für Jauche. Die
Comfreybrühe ist stickstoff- und kalihaltig. Nach Erfolgsberichten von Bio-Gärtnern fördert sie ganz besonders Tomatenpflanzen.
Comfreyblätter können auch gut mit Brennesseln gemischt werden.
Gemischte Kräuter können gleichfalls in Wasser angesetzt werden: Hirtentäschel, Schachtelhalm, Kamille, Löwenzahn sowie
Zutaten aus dem Küchenkräutergarten wie Pfefferminze, Schnittlauch, Ysop, Majoran und viele andere eignen sich für eine
»Gewürzjauche«.
Ein Bio-Gärtner, der die Natur genau und liebevoll beobachtet, darf bei der Zusammenstellung solcher Pflanzenjauchen ruhig
experimentieren. Die Kräuter können untereinander und mit Brennesseln oder Comfrey vermischt werden. Auch Rainfarn,
Farnkraut, Zwiebeln und Knoblauch eignen sich als Zutaten für Flüssigdünger. Sicher gibt es noch andere Möglichkeiten, die auf
die Entdeckung einfühlsamer Gärtner warten.
Ein wenig tierischer Dünger, zum Beispiel Kuhfladen, Hühnermist, Horn-, Blut- oder Knochenmehl, und Kompost-Starter können
zur Abrundung ebenso unter die Kräuterbrühe gemischt werden wie eine Schaufel voll reifer Kompost.
Kompost-Brühe ist ein Flüssigdünger, den man aus nahrhafter Komposterde ohne andere Zusätze erhält. Füllen Sie dazu einen
Eimer voll reifen Kompost in eine Tonne, und gießen Sie 10 Liter Wasser dazu. Alles wird nun kräftig durchgerührt.
Anschließend müssen sich die übriggebliebenen festen Erdteilchen am Boden absetzen. Nun kann der Bio-Gärtner das
Kompostwasser mit den darin aufgelösten Nährstoffen als milde Düngung direkt an die Pflanzen gießen.
Flüssiger Mist entsteht, wenn Sie tierische Exkremente in der gleichen Weise wie die Pflanzen in einer Tonne mit Wasser
ansetzen. Kuhmist ohne Stroh, frischer oder getrockneter Hühnerdung und Guano eignen sich dazu. Auch hier helfen Zusätze von
Steinmehl und Heilkräutern.
Jauche wird möglichst an trüben Tagen auf feuchte Erde verteilt. Gießen Sie die verdünnte Brühe in den Wurzelbereich der
Pflanzen, nicht über die Blätter! Besonders bei trockenem Wetter besteht sonst Verbrennungsgefahr. Je milder eine
Pflanzenjauche angesetzt ist, desto weniger sind unerwünschte Begleiterscheinungen zu befürchten. Mit dieser »Nahrung aus der
Gießkanne« können Sie im Mischkulturen-Beet sehr gezielt düngen. Ganz gefahrlos ist die Wirkung aller Jauchen, wenn Sie den
Kompost damit begießen. Dieser »Umweg« lohnt sich immer. Der große Vorteil der Naturdüngung mit Jauche: Sie ist sehr
preiswert, und Sie wissen immer, »was drin ist«.
Natürliche Mineraldünger
Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, Mineraldünger grundsätzlich mit chemischen, künstlichen oder synthetischen Düngern
gleichzusetzen. Unter »Kunstdüngern« versteht man nur die wasserlöslichen, industriell hergestellten Düngesalze. In der Natur
gibt es reiche Mineralvorkommen, deren Salze oder Gesteine abgebaut und dann als Dünger benutzt werden. Auch in biologischen
Gärten! Kalk, Rohphosphat und Kalisalze gehören dazu. Und sie sind keineswegs des Teufels! Allerdings sollten sie nur dann
benutzt werden, wenn ein Boden unbedingt Phosphor, Kali oder Kalk braucht.
Um die Nebel, die sich um den Begriff »Mineral« angesammelt haben, ein wenig zu lichten, ist es vielleicht nützlich, wenn auch
ein Bio-Gärtner sich einmal einprägt, wie dieses Wort aus dem Fachbereich der Geologie im Lexikon definiert wird. Im
»Brockhaus« ist unter dem Stichwort »Mineralien« nachzulesen:
»... chemisch und physikalisch einheitliche nicht an Lebewesen gebundene oder von Menschenhand erzeugte Bestandteile der
Erdkruste und der Meteorite, auch Reste abgestorbener Lebewesen und Neubildung bei Bränden an Bauten und Hochöfen.«
Zu den wichtigsten Mineralien auf der Erde gehören unter anderen: Elemente (Spurenelemente), Sulfide, Nitrate, Oxide, Sulfate,
Phosphate und Silikate. Mit solchen Stoffen, zum Teil Ablagerungen aus den Urzeiten unseres Planeten, haben wir es zu tun,
wenn wir von »natürlichen Mineraldüngern« sprechen. Sie stammen sozusagen »aus dem Bauch der Erde«.
Um sie wieder für die Erde nutzbar zu machen, müssen sie allerdings zuerst »von Menschenhand« bearbeitet werden.
Rohphosphat entstand in lange zurückliegenden Erdzeiträumen, als die Knochen und die Zähne toter Tiere in kalkhaltigen
Gewässern chemisch umgesetzt wurden. Daraus wuchsen Ablagerungen, die heute abgebaut und industriell verarbeitet werden.
Als feinvermahlenes Produkt kommt Rohphosphat in den Handel. »Hyperphos« enthält etwa 26% Phosphorsäure und wirkt sehr
langsam. Dieser Dünger eignet sich für saure und neutrale Böden. Schnellwirkende Phosphorsalze (zum Beispiel Superphosphat)
sind für naturgemäße Gärten nicht empfehlenswert.
Thomasmehl fällt als Nebenprodukt bei der Verhüttung phosphorhaltiger Eisenerze an. Die feinvermahlene Schlacke enthält etwa
15% Phosphorsäure. Hinzu kommen Mangan, ein hoher Kalkanteil und Spurenelemente. Thomasmehl gibt seine Wirkstoffe
langsam ab, da sein Phosphatgehalt erst von den Bodenorganismen aufgeschlossen werden muß. Deshalb wird es über Winter im
Garten ausgestreut. Thomasmehl eignet sich wegen seines hohen Kalkgehaltes vor allem für saure Böden.
Kalimagnesia (Patentkali) stammen aus den Salzablagerungen urzeitlicher Meere. Sie werden im Bergbau gewonnen. Kalisalze
enthalten Kochsalz. Sie müssen, um nicht pflanzenschädlich zu wirken, aufbereitet werden. Zu empfehlen sind Kalidünger mit
hohem Kalianteil und möglichst wenig Kochsalz. Patentkali ist ein chloridfreier Kali-Magnesiumdünger.
Bio-Gärtner sollten wissen: Kalisalzdünger setzen sich schnell im Boden um (im Gegensatz zu den langsam wirkenden
Phosphorsalzen). In lehmigen und tonhaltigen Böden ist der Nährstoff Kali meist ausreichend vorhanden. Unter Kalimangel
leiden vor allem Sand- und Moorböden. In biologischen Gärten, die schon länger nach naturgemäßen Methoden bearbeitet werden
und die deshalb eine lebendige, aktive Humusschicht besitzen, ist eine direkte Kalidüngung meist nicht nötig. Hier genügen die
Kalianteile in der Pflanzenjauche, im Kompost und wenig Holzasche. Durch das aktive Bodenleben werden die Kalireste in der
Erde ständig für die Pflanzen aufgeschlossen.
Ganz allgemein sollte ein Bio-Gärtner sich einprägen: Wo nicht unbedingt wegen akuter Mangelerscheinungen eine direkte
Nährstoffversorgung notwendig wird, da sollten alle Düngemittel zuerst in den Kompost gestreut werden (natürlich nicht alle auf
einmal, sondern in individueller Auswahl). Über diesen »Umweg« wirken sie besonders harmonisch, da sie bereits in die
vielfältigen Umsetzungsprozesse einbezogen werden. Andernfalls müssen Dünger 2-4 Wochen bevor ein Beet bepflanzt oder
eingesät wird, ausgestreut werden. Der Gärtner harkt sie in die oberste Bodenschicht ein - am besten, wenn der Boden feucht ist.
Bei trockener Witterung muß anschließend gewässert werden. Auch im Herbst kann mit langsam wirkenden Produkten schon »auf
Vorrat« gedüngt werden.
Dünger bedeuten für den biologischen Garten Hilfsmittel. Sie sind keine ständige Einrichtung. Nur wo es wirklich notwendig ist,
werden sie gezielt eingesetzt. Wer einen gepflegten, lebendigen Humus besitzt, kann weitgehend auf zusätzliche Dünger
verzichten.
Bodenverbesserungsmittel
Außer den direkten Nährstofflieferanten, den Düngern, gibt es für naturgemäße Gärten noch einige Mittel, die allgemein den
Zustand des Bodens verbessern. Sie regen entweder die Tätigkeit der Kleinlebewesen an, oder sie nehmen auf chemisch-physikalischem
Wege Einfluß auf die Erde. So verbessern sie ihre Struktur, ihren Säuregehalt oder ihre Fähigkeit, Wasser
festzuhalten. Wer diese Mittel im richtigen Zusammenhang einsetzt, der kann viel damit erreichen.
Gesteinsmehle
Ein mehlfeiner Staub aus Gesteinen entsteht seit Jahrmillionen überall, wo die Naturgewalten im Zeitlupentempo die Gebirge
abschleifen. Wind, Wasser und Gletschereis zermahlen die Oberfläche der Felsen. Der Wind trägt den Staub fort und lagert ihn
irgendwo ab. Aber auch die großen Flüsse der Erde bringen seit undenklichen Zeiten Steinmehl aus ihren Quellgebieten in den
Bergen hinunter in die Ebenen. Als fruchtbaren Schlamm wälzen die langsam und träger gewordenen Wasser den Felsenstaub an
die Ufer. In den großen Stromtälern des Nil, des Ganges und des Yangtsekiang entstanden auf diese Weise fruchtbare
Ackerlandschaften. Die Ströme düngten die Felder mit dem Mineralreichtum der Gebirge.
Etwas Ahnliches spielt sich im Zeitraffertempo ab, wenn Gesteine industriell bearbeitet werden. Auch hier fällt feiner Staub ab. Er
besitzt die gleichen Eigenschaften wie das unendlich langsam gewachsene Naturprodukt. Diese Gesteinsmehle aus Basaltwerken
oder Granitbrüchen sind der »Nilschlamm des kleinen Mannes«.
Gesteinsmehl ist allerdings nicht gleich Gesteinsmehl. Die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe wechselt, je nachdem aus welchem
Gebirge das Material stammt. Unterschiedlich ist vor allem der Gehalt an Kalk. Kali und Magnesium. Allen Steinmehlen
gemeinsam ist ihr Reichtum an Spurenelementen aller Art. Der feine, fruchtbare Staub wirkt aber nicht als direkte Düngung. Die
Mineralien und Spurenelemente müssen zuerst im Boden gelöst und aufbereitet werden. Dies geschieht vor allem durch die
Mikroorganismen, aber auch durch physikalisch-chemische Prozesse. Die gute Wirkung der Steinmehle ist deshalb sehr abhängig
von der Lebendigkeit der Humusschicht.
Diese Bodenverbessexungsmittel besitzen einige Vorteile, die kein anderes Präparat im Bio-Garten bieten kann: Sie bilden eine
Art Düngersparbüchse im Boden. Ihre Wirkstoffe gelangen ganz langsam und kontinuierlich in den lebendigen Kreislauf. Deshalb
kann ein Gärtner mit Steinmehl praktisch keine Düngefehler machen. Für Anfänger und für Gärten, die gerade auf naturgemäße
Methoden umgestellt werden, bedeuten sie daher eine wichtige Hilfe auf dem Weg zur Fruchtbarkeit.
Steinmehle verbessern außerdem die Fähigkeit des Bodens, Wasser und Nährstoffe festzuhalten. Wo regelmäßig Steinmehl
gestreut wird, da werden die Bodenkrümel stabiler, da nehmen die wertvollen Huminstoffe zu, da vermehren sich die
Mikroorganismen, da gibt es immer Nahrungsreserven.
Der Felsstaub hat auch die Eigenschaft, seine Oberfläche außergewöhnlich weit auszudehnen. Dadurch kann sehr viel
lebenswichtige Feuchtigkeit im Boden gebunden werden. Dadurch steigt aber auch die Fähigkeit zum Ionen-Austausch. Dies ist
ein so wichtiger Vorgang für die Pflanzenernährung, daß er kurz erklärt werden muß: Kleine Bodenteilchen besitzen die
Fähigkeit, winzige elektronisch-geladene Molekülteile an ihrer Oberfläche festzuhalten. Sobald das Element Wasser hinzukommt,
können diese Miniteilchen gegen andere chemisch gleichwertige Teilchen ausgetauscht werden. Die winzigen Einheiten, mit
denen hier »gehandelt« wird, nennt man Ionen. Da einige Steinmehle ihre Oberfläche sehr weit ausdehnen können, haben sie Platz
für viele Ionen, die sie dann im großen Wechselspiel des Bodenlebens den Mikroorganismen oder den Wurzeln der Pflanzen als
Nährstoffe anbieten können.
Eine solche Quellfähigkeit besitzen vor allem die Tonmehle. Sie werden nach ihren Fundorten in Frankreich oder Amerika
Montmorillonit oder Bentonit genannt. Diese Steinmehle, die reich an wertvollen Tonmineralien sind, eignen sich besonders zur
Verbesserung sandiger Böden. Außerdem gibt es noch die sogenannten Urgesteinsmehle, die meist aus Granit oder Basaltmehl
bestehen. In der Schweiz kennt man das Gesteinsmehl »Gotthard«, das aus verschiedenen Gesteinen des gleichnamigen Gebirges
gemischt wird. Es besitzt eine ähnliche Zusammensetzung wie der Nilschlamm. Aus Kalksteinmagnesium wird dagegen ein kalk-
und magnesiumreiches Steinmehl gewonnen, das sich besonders für kalkarme, saure Böden eignet. Reich an Tonerde, Kalk, Kali,
Magnesium und Spurenelementen ist auch Lava-Mehl, das von Vulkangestein stammt. Es wird zum Beispiel in der Eifel
gewonnen.
Beim Kauf eines Steinmehls muß der Gärtner immer auf die Zusammensetzung achten. Sie sollte diejenigen Stoffe enthalten und
diejenigen Eigenschaften besitzen, die seiner Erde fehlen. Steinmehldüngung und Bodenverbesserung bedeuten immer die Wahl
des kleinsten Risikos. Grobe Fehler kann niemand damit machen.
Kalk
Kalk ist, so wie er heute gefunden und abgebaut wird, ein Mineral. Er wird aus Kalkgestein wie Marmor, Kreide, Dolomit oder
Mergel gewonnen. Da diese Gesteine aber in sehr weit zurückliegenden Zeiten der Erdgeschichte aus Ablagerungen von Tieren
und Pflanzen entstanden sind, gehörte dieses versteinerte Material ursprünglich einmal zu den organischen Stoffen. Aus diesem
lebendigen Zustand versank es gewissermaßen in einen anorganischen Tiefschlaf. Caspari definiert sehr treffend: »Kalk ist ein
fossiles Produkt aus lebendigem Stoffwechsel geologischer Epochen.«
Im Garten wird dieses »Fossil« wieder zum Leben erweckt. Kalk bindet Säuren im Boden. Er schließt Nährstoffe auf. Er
verbessert die Krümelstruktur und regt das Bodenleben an. Dennoch ist Vorsicht geboten beim Umgang mit diesem
Bodenverbesserer. Ein Übermaß an Kalk kann Schäden hervorrufen, die nur schwer wieder zu regulieren sind. Es entsteht eine
stark alkalische Bodenreaktion. Dadurch werden wichtige Spurenelemente, aber auch die Phosphorsäure in der Erde gebunden.
Sie sind für die Pflanzen nicht mehr erreichbar, so daß Mangelkrankheiten entstehen.
Eine kräftige Kalkdüngung kann zunächst sehr wachstumsanregend wirken. Sie hat aber durch den gesteigerten Stoffwechsel der
Pflanzen auch einen höheren Humusverbrauch zur Folge. Wenn dann nicht für organischen Nachschub gesorgt wird, verarmt der
Boden. »Kalk und Humus fressen sich gegenseitig auf«, warnt Caspari. Nicht umsonst sagten die Bauern früher: »Kalk macht
reiche Väter und arme Söhne!«
In einem nach biologischen Methoden gepflegten Garten ist das Kalkproblem eigentlich nur eine Randerscheinung. Durch die
naturgemäßen Pflegemaßnahmen wird der Kalkgehalt im allgemeinen ausgeglichen sein. Deshalb sollte sich der Bio-Gärtner vor
allem einige grundsätzliche Gesichtspunkte merken: Böden mit niedrigem pH-Wert brauchen eine.Kalkaufbesserung. Aber
gerade hier ist besondere Vorsicht geboten, weil zum Beispiel leichte Sandböden größere Mengen dieses Minerals nicht verkraften
können. Lehmige Erde enthält meist genügend Kalkvorräte. Ihr pH-Wert liegt in der Regel in einem schwachsauren bis neutralen
Bereich, der den meisten Pflanzen zusagt. Wenn schwere lehmige oder sogar tonige Böden dennoch einmal unter Kalkmangel
leiden, so können sie mit schnellwirkendem Branntkalk versorgt werden. Genauen Aufschluß über den Kalkgehalt eines Bodens
gibt eine Bodenanalyse. Der Gärtner kann auch selbst eine schnelle Probe machen, wenn er sich einen der überall im Handel
erhältlichen Kalkprüfer besorgt. Unkompliziert und zuverlässig ist zum Beispiel der »Calcitest«.
Einen deutlichen Fingerzeig in Richtung Kalkgehalt können auch Pflanzen geben. Schlechten Kalkzustand signalisieren zum
Beispiel Ackerstiefmütterchen, Adlerfarn, Pechnelke, Kleiner Ampfer und Silbergras. Von gutem Kalkzustand »erzählen«
dagegen Huflattich, Kleiner Wiesenknopf, Esparsette, Salbei und Wegwarte.
Bio-Gärtner können den Kalkgehalt ihrer Gartenerde im Gleichgewicht halten, wenn sie mäßig, aber regelmäßig kalkhaltige
Düngemittel verwenden. Dazu gehören: Steinmehl, Knochenmehl, Holzasche und Kompost. Auch Thomasmehl enthält Kalk.
Eine Extradüngung mit Kalk ist bei konsequenter Anwendung der biologischen Maßnahmen meist nicht nötig. Kalkdünger für
»Notfälle« sind:
Kalksteinmehl ist ein kohlensaurer Kalk, der aus gemahlenem Kalkbruch besteht. Er eignet sich für leichte und mittelschwere
Böden.
Kalkmergel besteht aus einer erdigen Mischung, die Ton, Sand und 50-75% kohlensauren Kalk enthält. Er wirkt mild und
langsam und eignet sich deshalb vor allem für leichte Böden. Mergel ist ein seit Jahrhunderten bewährter, empfehlenswerter
Kalkdünger.
Kohlensaurer Magnesiumkalk enthält das wichtige Spurenelement Magnesium.
Branntkalk entsteht aus gebranntem Kalkstein. Er ist sehr »durstig« und verbindet sich schnell mit dem Wasser in der Erde.
Deshalb wirkt er in sehr kurzer Zeit. Branntkalk eignet sich für schwere Böden. Er darf aber nie auf leichten Sandböden eingesetzt
werden. Löschkalk wirkt ähnlich wie Branntkalk.
Meeresalgenkalk ist ein Produkt aus den Ablagerungen der Korallalgen. Er enthält 80% kohlensauren Kalk, 10% Magnesium und
viele Spurenelemente. Für Bio-Gärten ist er.besonders empfehlenswert.
Kalkdünger werden am besten im Herbst auf den Erdboden gestreut und nur sehr oberflächlich eingeharkt. Der raschwirkende
Branntkalk kann auch noch im Frühling - spätestens 14- Tage vor der Aussaat oder Pflanzung - verwendet werden. Vergessen Sie
aber nie: Kleine Kalkgaben, wenn nötig öfter wiederholt, sind besser und ungefährlicher als eine starke Kalkdüngung!
Torf
Torf wurde jahrzehntelang in vielen Gärten als »Mädchen für alles« benutzt. Es war geradezu eine gedankenlose Unsitte, überall
den braunen Mull auszustreuen, weil es so »schön ordentlich aussieht«. Sogar Rosen wurden im Herbst bis zur »Halskrause« mit
Torf eingepackt. Die meisten Freizeitgärtner vergaßen dabei zwei wichtige Gesichtspunkte: Torf macht den Boden, wo er ständig
benutzt wird, sauer. Und: Torf besitzt in seiner Naturform keinerlei Düngewirkung. Er wird zwar im Handel »Düngetorf«
genannt, aber das ist eine mißverständliche Bezeichnung. Nährstoffe besitzen nur die Torfmischdünger, die mit Stickstoff,
Phosphorsäure, Kali und Spurenelementen künstlich angereichert werden.
Der besondere Wert des Torfs liegt in seiner Fähigkeit, viel Feuchtigkeit aufzunehmen. Dadurch kann er sowohl in schweren als
auch in leichten Böden den Luft- und Wasserhaushalt verbessern. In sandiger Erde dient Torf als Feuchtigkeitsreservoir, in
lehmiger Erde bindet er überschüssiges Wasser. Sehr gefährlich kann es sein, trockenen Torf in den Boden einzuarbeiten. Er
nimmt in diesem Zustand keine Feuchtigkeit auf, und die Pflanzen in der näheren Umgebung können regelrecht verdursten. Wo
dieser physikalische Bodenverbesserer benutzt wird, da muß er vorher immer gut angefeuchtet werden.
Im Bio-Garten sollte Torf nicht mehr eingesetzt werden. Höchstens im Notfall kann einmal ein zu stark alkalisch reagierender
Boden mit Torf in eine saure Richtung gelenkt werden. Eine naturgemäße Wohltat wäre dieses Produkt der Sümpfe für
Moorbeetpflanzen, wenn seine- Gewinnung nicht durch die Zerstörung wertvoller Lebensräume erkauft würde. Rhododendren,
Azaleen, Heidekraut und Hortensien brauchen zwar ein saures Bodenmilieu, aber dies kann ein Bio-Gärtner auch mit
Laubkompost und Rindenmulch erreichen. Rosen lieben dagegen lehmige Erde. Es ist Unsinn, sie mit saurem Material zu
»füttern«.
Zum allgemeinen Verständnis der Zusammenhänge trägt sicher die Entstehungsgeschichte dieses vielgepriesenen braunen Stoffes
bei. Torf ist ein überwiegend organisches Material. Verwesende Pflanzenteile wurden unter Wasser durch Sauerstoffmangel
konserviert. Wir haben es sozusagen mit »Mumien« zu tun, einem merkwürdigen Grenzzustand zwischen Leben und Tod. Es gibt
Niedermoortorf, der kalkhaltig ist und einen neutralen bis schwach alkalischen pH-Wert besitzt. Er entstand aus verschiedenen
Wasserpflanzen. Hochmoortorf setzt sich dagegen hauptsächlich aus Moosen zusammen. Er ist arm an Nährstoffen und Kalk. Die
ältere Form des Hochmoortorfes ist der Schwarztorf. Dieses Material ist schon stärker zersetzt und nimmt weniger Wasser auf.
Die jüngere Form des Hochmoortorfes, der sogenannte Weißtorf, ist wenig.zersetzt und kann durch seine faserige Struktur am
besten schwere Böden lockern und reichlich Wasser aufnehmen. Wer Torf benutzt, der sollte daran denken, daß durch den
rasanten Abbau dieses Naturstoffes Sumpfgebiete und Moore mit ihren reichen Lebensgemeinschaften unwiederbringlich
vernichtet werden! Im Bio-Garten hat dieser Naturstoff trotz der beschriebenen Eigenschaften nichts mehr zu suchen. Der Schutz
der gefährdeten Natur geht vor. Für die Bodenverbesserung gibt es genügend andere organische Hilfsstoffe.
Rindenmulch und Rindenhumus
Anstelle von Torf gewinnen Produkte aus Baumrinde immer mehr Bedeutung für den Garten. Dieser natürliche, stets
nachwachsende Rohstoff bleibt als Abfall in der Papierindustrie, der Bauholzproduktion, der Möbelherstellung und anderer
Holzverarbeiter übrig. Der größte Teil der Rinde fällt in großen Entrindungsanlagen an.
Rindenmulch besteht aus grob zerkleinerten Rindenstücken. Dieses Material eignet sich gut zur Bodenbedeckung, vor allem für
säureliebende Pflanzen. Es besitzt einen niedrigen pH-Wert und keine Nährstoffe. Wo Rindenabfälle leicht in den Boden
eingearbeitet werden und langsam verrotten, muß mit Stickstoff gedüngt werden, sonst entstehen bei den Umsetzungsprozessen.
Mangelscherscheinungen. Rindenmulch schützt die Bodenfeuchtigkeit, unterdrückt Unkraut, lockert den Boden und bewirkt eine
Veränderung in den sauren Bereich.
Rindenhumus besteht aus kompostierter Rinde, die mit Stickstoff angereichert wurde, Während der Umsetzungsprozesse in
großen Mieten werden auch schädliche Stoffe wie zum Beispiel Gerbsäuren, Harze, Phenole u. a. abgebaut.
Rindenhumus hat einen mittleren pH-Wert um 6. Er dient mit seinem hohen Gehalt an organischer Masse der Bodenverbesserung.
Beim Kauf von Rindenprodukten sollte ein Bio-Gärtner auf seriöse Firmen und gute Qualität achten. Wichtig ist auch, daß das
verwendete Holz keine Lindan-Rückstände enthält! Eine Qualitätsgarantie verspricht zum Beispiel das RAL-Zeichen.
Stroh
Stroh wird von Gärtnern noch verhältnismäßig wenig benutzt. Es könnte aber anstelle von Torf als Mittel zur
Strukturverbesserung schwerer und leichter Böden eingesetzt werden. Da Stroh alle Jahre neu erzeugt wird, bedeutet seine
Nutzung keinerlei Raubbau. Wertvolle Naturschätze können dadurch geschont werden.
Im Handel wird das Produkt »Bihutherm« angeboten, das aus fein zerkleinertem Getreidestroh besteht und mit Stickstoff sowie
rottefördernden organischen Substanzen angereichert ist. Dadurch wird das von Natur aus weite C/N-Verhältnis des Strohs auf
günstige Werte reduziert. Dies bedeutet ganz einfach: Die Mikroorganismen haben es leichter, sich auf dieses organische Material
zu stürzen und es zu zersetzen. Deshalb fördert der Strohdünger das Bodenleben und die Humusbildung. Durch die starke
Aktivität entsteht sogar zeitweise erhöhte Bodenwärme. Gleichzeitig bewirkt das Material eine Lockerung und Durchlüftung des
Bodens. Sowohl in lehmiger als auch in sandiger Erde wird der Wasserhaushalt verbessert.
Ein Bio-Gärtner hat noch mehr als jeder andere Verantwortung zu tragen für die Erde. Er sollte deshalb nie unüberlegt oder aus
Bequemlichkeit irgendein Verbesserungsmittel in seinem Garten einsetzen. Immer drängender wird in Zukunft die Frage
auftauchen: Ist das, was mir in meinem kleinen Garten das Leben leichter macht, nicht in der großen Natur unter viel zu hohen
Verlusten gewonnen worden?
Die »hausgemachte« -Bodenverbesserung bleibt deshalb im biologischen Garten wichtiger als alle Zusatzstoffe.
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