-->>Hallo!
>>Hi mat,
>>>Ich möchte noch wissen, was mit dem Zinsniveau passiert, wenn der Staat sich nicht verschuldet und auch die Konsumenten und Unternehmen ihre Schulden abbauen wollen, die Gläubiger aber weiter ihre Guthaben+Zinsen reinvestieren wollen.
>>Was heißt"reinvestieren"? Sie haben mit ihren Zinsen eine tägiche Fälligkeit. Gibt es keine spätere Fälligkeit, die sie sich dafür kaufen könne, bleibt das Geld, was es ist: ein täglich fälliges (und ergo unverzinsliches) Guthaben oder halt gleich Bargeld.
>Heisst das,"tägliche Fälligkeit" ist"gratis"? Ist das selbstverständlich?
Sie verzinst sich nicht (außer im Interbankenhandel) zwischen Bank und Publikum.
>Das wäre ja so:
>"Ich stelle einem Handwerker Produkte zur Verfügung damit er seine Werkstatt bauen kann, und sage ihm:"Irgendwann, ich weis nicht wann,(vielleicht auch schon morgen) möchte ich diese Produkte in vollster Frische wiederhaben, und wehe, wenn du sie nicht hast,....."
Erkannt: Es geht ums Problem der Fälligkeit. Setzt Du keinen Termin, hast Du es verschenkt.
>>Können sie eine spätere Fälligkeit kaufen, ist das zwar schön für sie, führt aber, wenn alle das machen (oder sehr viele, je nachdem) dazu, dass der Kurs der späteren Fälligkeit steigt.
>Übersetzt:
>Wenn viele spätere"Fälligkeiten" haben wollen ="Reinvestieren", dann steigt der Kurs, der"Fälligkeit", also die Zinsen sinken.
Ja. Einfacher Kauf von späteren Fälligkeiten mit früheren.
>Damit das überhaupt geschieht, müsste natürlich Liquidität dementsprechend teurer sein. Ich würde mir keine spätere"Fälligkeit" kaufen, wenn ich Liquidität zum gleichen oder nur leicht höheren Preis haben kann.
Liquidität ist dadurch definiert, dass Du sie hast. Nicht dadurch, dass Du sie Dir beschaffen musst.
>
>>Die spätere Fälligkeit besteht aus einer Gesamtsumme, auch wenn diese in Kapital und Zinsen getrennt wird. Nehmen wir an, es gibt nur eine Endfälligkeit für den gesamten Betrag, dann steigt der Kurs des Papiers so, dass der Betrag, mit dem man sich die Endfälligkeit heute kaufen kann (Deine"Zinsen") genau pari zum Betrag der Endfälligkeit selbst wird.
>Verstanden.
>>Das ist dann der sog."Nullzins", den wir sehr schön in Japan beobachten können.
>>>Weiter möchte ich wissen, ob derartige Zinsniveaus, von unserem Wirtschaftsystem vertragen werden.
>>Da die Endfälligkeit nicht weniger wert sein kann als das, was Du heute hast, um sie zu kaufen, sonst würdest Du ja für 100 heute 90 in 5 Jahren kaufen, was keinerlei Sinn macht, da du ohne Kauf die 100 heute 5 Jahre lang aufbewahren kannst und dann die 100 immer noch hast, ist die Frage nach dem"vertragen" müßig.
>Also muss der Wirtschaftsraum allzeit bereit sein (wie der Handwerker oben), dass ich mit meinen 100 auf den Markt komme, und etwas dafür haben will? Lagert der Wirtschaftsraum das ein, oder was?
Wenn Du etwas haben willst, musst Du einen Vertrag schließen. Den erfüllst Du entweder mit der Liquidität, die Du hast oder Du vereinbarst eine spätere Fälligkeit. Diese spätere Fälligkeit kann der andere dann seinerseits gegen Disagio in eine frühere verwandeln.
>Da nicht nur ich das machen würde, sondern auch alle anderen (nehme ich mal an) steigt der Bargeldbedarf.
Du brauchst Bargeld nur zur Fälligkeit, ansonsten kannst Du es solange begucken, bis Deine Fälligkeit auf Dich zukommt. (Oder eben eine spätere Fälligkeit kaufen, was bei Nullzins über alle Fristen keinen Sinn macht).
>Ausserdem fällt zusätzlich noch Nachfrage nach diesen"Fälligkeiten" aus, weil man ja als Alternative das Bargeld hat, das hält die Zinsen so weit oben, dass sich reales Investieren nicht mehr auszahlt.
Nein. Wenn Du das Bargeld hältst, muss die Steuer darauf (Leitzins) die Bank tragen. Gibst Du es an die Bank, reicht sie es an die ZB weiter, um das zu sparen. Geht alles Bargeld in alle Banken zurück, geht es von dort in alle ZBs zurück. Am selben Tag.
>Dann halten wir alle (frisch gedrucktes) Bargeld, oder was machen wir dann?
Anschauen.
>Wenn die Zentralbank nicht schnell genug nachdruckt sinken noch die Preise. Dadurch zahlt sich nicht mal mehr Konsumieren richtig aus (neben Investieren).
Die ZB kann nachdrucken, was sie will. Wenn alles Bargeld wieder bei ihr liegt, kann sie es niemandem aufzwingen.
>Das ist doch schlecht?
Schlecht ist, wenn niemand kauft, also mit dem Kauf (Fälligkeit der Kaufsumme, wann auch immer) etwas bewegt. Kaufen hat mit Geld absolut nichts zu tun. Geld dient nur der Erfüllung des Vertrages, wenn er erfüllt werden muss.
>Ist es gut, dass man einfach so"BargeldGuthaben" halten kann, ohne dass man mit den"Schuldnern" die Zinsen verhandelt,
Wozu welche Zinsen verhandeln, wenn der Halter der Titel, warten will, bis der Titel fällig ist. Dann müsstest Du dem Halter den Titel für mehr als 100 % abkaufen, was beim Nullzins-Titel keinerlei Sinn macht, da Du Geld verschenkst.
>und ohne dass man den"Schuldnern" mitteilt, wann man gedenkt diese"Guthaben" zu konsumieren? Das ist doch der Zustand, wenn man Bargeld als Sparmittel verwendet.
Wenn keiner von Dir das Bargeld haben will, also Dir 100 in einem Jahr zum Abkauf zu 90 jetzt anbietet, hast Du Bargeld zum Begucken.
>>Es geschieht, wenn es auf dem Markt durch Kauf und Verkauf so ergibt.
>>Dadurch dass gekauft und verkauft wird ist der Beweis erbracht, dass des System es erträgt, da es sonst nicht zu Kauf bzw. Verkauf kommen könnte.
>Den Beweis verstehe ich nicht. Meine Befürchtungen oben fallen leider nicht in mein Verständnis von"Ertragen". Zumindest ist es nicht das, was ich unter einem funktionierendem Markt verstehe.
Doch der Markt funktioniert immer. Sind alle Fälligkeiten entweder gleich (= Nullzins) oder wurden alle Fälligkeiten später bereits aufgekauft, so dass sich Nullrendite ergibt, ist es wurscht, ob Du Bargeld hältst oder nicht.
Gruß!
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