-->Neue Umfrage unter Berufstätigen: Lieber Lohnkürzung als Kündigung
Freizeit aktuell - Ausgabe 172, 24. Jahrg., 31. März 2003
<font size=5>"Lieber Lohnkürzung als Kündigung"</font>
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<font color="#FF0000">Mit dem Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland wächst auch die Angst der Arbeitnehmer, ihren Job zu verlieren</font>. Die aktuelle Diskussion in Wirtschaft und Politik um mehr Rechtssicherheit im Arbeitsrecht, bei der es um die Frage geht, wer wann und wie viel Abfindung bei Kündigungen erhält, beantworten die Beschäftigten auf ihre eigene Weise. <font color="#FF0000">Fast drei Viertel der Berufstätigen (71%) vertreten die Auffassung: „Wenn es einem Betrieb schlechter geht, sollte eine Senkung des Arbeitslohns möglich sein, bevor eine Kündigung ausgesprochen wird</font>.“ Insbesondere Führungskräfte und Leitende Angestellte (77%) votieren für eine solche Problemlösung. Aber auch die jungen Berufstätigen im Alter von 18 bis 24 Jahren nehmen lieber eine Einkommenskürzung in Kauf (77%), <font color="#FF0000">als gleich zu Beginn ihres Berufslebens den ersten Job zu verlieren</font>. Dies geht aus einer aktuellen Repräsentativumfrage des B.A.T Freizeit-Forschungsinstituts bei 2.000 Personen ab 14 Jahren hervor, in der 911 Berufstätige nach ihren Vorstellungen befragt wurden.
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Umdenken in der Arbeitnehmerschaft: „Länger arbeiten - mehr verdienen!“
Wie würden sich die Arbeitnehmer entscheiden, wenn sie über längere oder kürzere Arbeitszeiten selber bestimmen könnten? Zunächst einmal wollen zwei von fünf Berufstätigen (42%) <font color="#FF0000">möglichst „alles beim alten“ lassen</font>, sind also mit den bisherigen Regelungen durchaus zufrieden. Sie wollen allerdings ihre Arbeitszeit „flexibler und individueller“ einteilen. <font color="#FF0000">Und je jünger die Arbeitnehmer sind, desto stärker sind ihre Individualisierungswünsche ausgeprägt</font>. Professor Opaschowski: „Vor dem aktuellen Hintergrund von Konjunkturkrise und steigenden Sozialabgaben <font color="#FF0000">findet derzeit ein radikales Umdenken in der Arbeitnehmerschaft statt</font>. Länger arbeiten - mehr verdienen: Das ist die zeitgemäße Antwort der Arbeitnehmer aus Angst vor Wohlstandsverlusten.“
Noch in den neunziger Jahren dominierte die Zeitkultur vor der Geldkultur. <font color="#FF0000">Kontinuierlich stieg der Anteil der Arbeitnehmer, die sich für Arbeitszeitverkürzungen und Lohnverzicht aussprachen</font>. Für Wochenendarbeiten konnten sich immer weniger begeistern (1993: 20% - 1995: 19% - 2000: 15%). Und auch ein Zehn-Stunden-Tag mit entsprechendem Mehrverdienst fand immer weniger Anhänger (1993: 21% - 1995: 19% - 2000: 14%).
Jetzt ist plötzlich ein gravierender Stimmungsumschwung in der Arbeitnehmerschaft feststellbar:
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~ „Um mehr zu verdienen“ ist mittlerweile fast jeder vierte Beschäftigte (22% - Arbeiter: 24%) bereit, <font color="#FF0000">„die tägliche Arbeitszeit gelegentlich auf bis zu zehn Stunden zu verlängern“</font> (Frauen: 20% - Männer: 24%).
~ <font color="#FF0000">Auch die Bereitschaft zur Wochenendarbeit (Samstags- oder Sonn- und Feiertagsarbeit) hat sprunghaft von 15 Prozent (2000) auf 23 Prozent (2003) zugenommen </font>(Frauen: 18% - Männer: 27%). Spürbare Zurückhaltung ist lediglich bei der Berufsgruppe der Beamten (10%) feststellbar, während die Arbeiterschaft einen fast dreimal so hohen Interessentenanteil aufweist (27%).
~ <font color="#FF0000">Selbst die populärste Form von Glück, der Urlaub, steht für einige Arbeitnehmer zur Disposition. Einige würden auch auf einen Teil des Urlaubs verzichten (2000: 3% - 2003: 7%), wenn dadurch die Haushaltskasse spürbar aufgebessert werden könnte</font>.
~ Und auch eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit ist für einige Beschäftigte kein Tabu mehr. Auch über das 65. Lebensjahr hinaus arbeiten und später in den Ruhestand eintreten, können sich einige Beschäftigte (2000: 5% - 2003: 7%) durchaus vorstellen, wenn sie dadurch ihren Lebensstandard verbessern oder die Rente erhöhen können.
„Bei anhaltender Konjunkturschwäche kann sich die Einstellung ‚Mehr leisten, um sich mehr leisten zu können‘ in der Arbeitnehmerschaft noch verstärken“, so Professor Opaschowski. „Die Geldkultur wird wieder wichtiger als die Zeitkultur. <font color="#FF0000">Schließlich will niemand zu den Wohlstandsverlierern gehören</font>. In dieser Frage stoßen zwei verschiedene Lebenskonzepte aufeinander: Die Anhänger einer Zeitkultur, die das Zeitdenken favorisieren und mehr vom Leben haben wollen und die Befürworter der Geldkultur, die ihren <font color="#FF0000">Lebensstandard erhalten </font>oder verbessern wollen.“ Unter ihnen sind die Selbstständigen und Freiberufler (11%) sowie die Beamten (9%) überrepräsentiert, die gerne (=freiwillig) über das 65. Lebensjahr hinaus arbeiten würden. Bei den Angestellten sind es neun Prozent und in der Arbeiterschaft sieben Prozent, die nach Erreichen der offiziellen Altersgrenze noch weiter tätig sein würden, wenn sie nur dürften.
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Eigene kurze Wertung: Es ist schon schockierend wenn man sieht wieviele Menschen (Dreiviertel!!!! - rund 75%!!!!) mittlerweile sogar auf Lohn verzichten würden um ihren Arbeitsplatz zu behalten. Das zeigt wie grausam es auf dem Arbeitsmarkt heute schon zugeht. Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren und keinen neuen mehr zu finden oder zu den Wohlstandsverlierern zu gehören ist den Menschen auch anzumerken. Die Menschen sind zufrieden wenn es so bleibt wie es ist und sind schon heute dazu bereit mehr dafür zu tun um ihren Stand noch zu <font color="#FF0000">HALTEN</font>. Normale Verhältnisse sind das schon lange nicht mehr wenn weit mehr als die Hälfte auf Lohn verzichten würde nur um den Arbeitsplatz zu behalten. Es zeigt in gewisser Hinsicht die Hilflosigkeit vieler Arbeitnehmer und die Machtlosigkeit und Schwäche der Position. Es zeigt auch wie stark dieser Arbeitgebermarkt schon geworden ist.
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