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Japans Regierung will Großbank retten
Kapitalspritze von bis zu 15 Milliarden Euro für Resona / Koizumi sieht keine Finanzkrise
18. Mai 2003 Japans Regierung will mit einer Kapitalspritze die fünftgrößte Bankengruppe des Landes, die Resona Holdings, retten. Ministerpräsident Junichiro Koizumi kündigte die erste größere Rettungsaktion seit vier Jahren nach einer Sondersitzung seines Kabinetts am Wochenende an.
Zuvor hatte die Resona-Gruppe für das vergangene Geschäftsjahr einen Verlust von mehr als 800 Billionen Yen (6 Milliarden Euro) angekündigt. Damit stünde die Gruppe ohne staatliche Hilfe vor der Insolvenz. Die Regierung dürfte für die geplante Hilfe nun öffentliche Gelder in Höhe von umgerechnet bis zu 15 Milliarden Euro bereitstellen, wird in Tokio spekuliert.
Neue Rekordverluste
In der Banken- und Finanzkrise Asiens Ende der neunziger Jahre stützte die japanische Regierung die gesamte heimische Bankenbranche mit fast 75 Milliarden Euro."Wir haben Vorsorge getroffen, daß es keine Krise im Finanzsektor geben wird", warnte Koizumi. Derzeit gelten alle japanischen Großbankengruppen als finanziell angeschlagen. Gründe dafür sind massenhaft fehlgeschlagene Kreditgeschäfte und hohe Wertberichtigungen auf die Aktienportfolios.
Daher haben die Institute schon neue Rekordverluste für das im März beendete Geschäftsjahr angekündigt. Um die Finanzlöcher zu stopfen, sammelten die fünf größten Banken des Landes in den vergangenen Wochen umgerechnet 15 Milliarden Euro frisches Kapital ein. Davon entfiel allein die Hälfte auf die Mizuho Financial Group, die größte Bankengruppe Japans. Resona gab für knapp eine Milliarde Euro neue Vorzugsaktien aus.
Für eine weitere Stabilisierung der angespannten Lage sicherte am Sonntag die Bank of Japan der Regierung abermals ihre Unterstützung zu. Finanzminister Masajuro Shiokawa mußte die Beratungen auf dem G-7-Gipfel in Frankreich eher als geplant verlassen und nach Tokio zurückkehren.
„Keine Verstaatlichung“
Staatsminister Heizo Takenaka, welcher der Bankenaufsichtsbehörde FSA vorsteht, erklärte, die Hilfe für Resona"ist keine Verstaatlichung, es ist eine öffentliche Unterstützung". Im Moment sehe er keine weitere Großbank, die in einer ähnlichen Lage sei wie Resona. Der Präsident der Gruppe, Yasuhisa Katsuta, kündigte seinen Rücktritt an. Zuvor hatte er mitgeteilt, daß Resona angesichts der Verluste im vergangenen Jahr die für inländische Geschäfte allgemeinverbindliche Kernkapitalquote von mindestens 4 Prozent nicht mehr erreicht.
Nun zielt die Regierung darauf ab, den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital der Gruppe auf 10 Prozent zu erhöhen. Über Einzelheiten werde erst mit dem Eingang einer formalen Anfrage durch die Bankengruppe entschieden, hieß es.
In der Zwischenzeit wird der Geschäftsbetrieb aufrechterhalten. Die Auszahlungen aller Kundeneinlagen in Höhe von 34 Billionen Yen (255 Milliarden Euro) sind staatlich garantiert, die Geldautomaten arbeiteten am Sonntag normal. Warteschlangen vor einzelnen Geschäftsstellen gab es nicht. Auch können den Worten von Staatsminister Takako zufolge die Resona-Aktien nach einer staatlichen Kapitalspritze an der Tokioter Börse gehandelt werden.
Die in Osaka ansässige Bankenholding war 2001 aus der Daiwa Bank Holdings Inc. hervorgegangen. Ihr trat im März vergangenen Jahres die Asahi Bank bei. Die Institute der Gruppe hatten Ende der neunziger Jahre Staatshilfen von insgesamt mehr als 8 Milliarden Euro erhalten. Im Gegenzug übernahm die japanische Regierung Vorzugsaktien der betroffenen Banken. Wie bei allen unterstützten Banken können diese Papiere in stimmberechtigte Anteilsscheine umgewandelt werden, wenn vereinbarte geschäftliche Ziele verfehlt werden. Damit könnte der Staat als Großaktionär der Bank die unternehmerische Kontrolle übernehmen.
Text: fib., Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.05.2003, Nr. 115 / Seite 15
Bildmaterial: AP
Krachen im Gebälk
18. Mai 2003 fib. Im Gebälk von Japans Banken knackt es an allen Ecken und Enden. Jetzt hat es bei Resona richtig gekracht. Die fünftgrößte Bankengruppe des Landes, aus der Fusion von Daiwa und Asahi hervorgegangen, steht vor dem unternehmerischen Scherbenhaufen ihrer hochgesteckten Visionen. Ohne eine kräftige staatliche Injektion würde das Institut kollabieren. Und es wird damit wohl nicht die einzige sein. Denn die desolate Lage bei Resona ist das Ergebnis von Fehlern bei der Fusion und einer bar jeden kaufmännischen Vorsichtsprinzips verfolgten Geschäftspolitik. Vor allem aber ist sie Folge der jahrelang schlampigen Arbeit der Aufsichtsbehörden. Diese haben die Probleme der gesamten Branche erst verborgen, dann verschleiert und schließlich deren Lösung verzögert. Unter der neuen Führung der Finanzaufsicht FSA hat sich das geändert. Bei den jüngsten Kontrollen ist es hinter den Kulissen zu lautstarken Auseinandersetzungen zwischen Kontrolleuren und Vorständen gekommen, das erstemal seit Jahren. Es wird nicht das letztemal gewesen sein. War mit dem"Big Bang" der japanischen Bankenbranche in den neunziger Jahren noch von einer Rückkehr an die Weltspitze die Rede, so kann heute nur noch von Sanierung gesprochen werden. Sie muß kommen, schnell und ohne Kompromisse, sonst bricht das ganze Haus zusammen. Und das würde nicht nur Japan tangieren.
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.05.2003, Nr. 115 / Seite 15
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