-->Lieber Euklid,
die Sache hat einen Haken.
Was sind Politiker? Eigentlich auch nur"frühere Bürger".
Jeder Politiker im Bundestag kommt über die Liste oder seinen <font color="#FF0000">jeweiligen Wahlkreis</font> durch Wahlen hinein.
Fast alle Politiker haben auf Kommunal- und Kreisebene angefangen und waren früher Bürger die sich politisch engagierten und sich über die Landesebene im Laufe der Zeit nach oben gearbeitet haben.
Auch wenn unsere Politiker viel Mist bauen und Fehler machen und nicht wenige darunter vielleicht was mit"schwarzen Koffern" und ähnlichem zu tun haben so gehe ich dennoch davon aus, daß es von <font color="#FF0000">Grund auf</font> keine anderen, schlechteren, kriminelleren oder dümmeren Menschen sind als der große Rest der Republik.
Politiker sind letztendliche ebenso Bürger. Oder kommen Schröder, Merz und Merkel vom Mars?
Es sind Bürger die von Bürgern gewählt wurden.
Das sie ihrem politischen Amt vielleicht nicht gewachsen sind mag sein. Aber wer versichert denn, daß die 100 Bürger die in deiner Bank bestimmen sollen das nötige Wissen und die nötige Information haben alles richtig zu machen.
- Du kannst sagen, daß Politiker Fehler machen. Da gebe ich dir Recht
- Du kannst sagen, daß es nicht sein kann wenn Politiker mit"schwarzen Koffern" & Co. zu tun haben
- Du kannst dich beschweren wenn Politiker deiner Meinung nach Stuss reden oder die Wahrheit verdrehen.
Doch:
- Wir können nicht wirklich sagen (auch wenn wir es gerne in unserer Wut machen) das Politiker
a) dümmere
b) bestechlichere
c) fehlermachende
d) steuererhöhende
e)...
Leute sind
Es sind Leute aus ganz Deutschland die sich in ihrem jeweiligen Wahlkreis bzw. ihrer Heimat nach oben geschafft haben und mehr auch nicht. Es sind doch keine von Grund auf gemeinen Menschen die nur im Sinne führen uns die Steuern zu erhöhen.
Nein das wäre ja auch übertrieben.
Sicherlich läuft in diesem Staat ziemlich vieles schief. Doch man kann auch nicht alles nur immer den Politikern ankreiden meine ich. Auch wir Bürger tragen gewissermaßen unseren Teil dazu bei. Genauso wie nicht alle Politiker schwarze Schafe sind aber natürlich auch nicht alle eine weiße Weste haben ist es doch unter den Bürgern auch. Die einen handeln strikt nach dem Gesetz, andere stehlen, betrügen, lügen, erpressen, entführen auch oder Arbeiten schwarz oder machen Softwarekopien und kopieren DVD-Filme und was weiß ich.
Natürlich muß man Fehler der Politik erwähnen/nennen und diskutieren.
Aber welche Erwartungen hat man denn an die Politik?
Man kann doch auch nicht ernsthaft erwarten, daß die Politik alles weiß, alles immer richtig macht und es JEDEM einzelnen Recht machen kann.
Es gibt derart viele Interessengruppen das es normal ist, daß die Interessen des einen mit denen eines anderen kollidieren bzw. sich widersprechen.
Vielleicht liegt das Problem auch mehr an der Konstruktion des Systems.
Man beschwert sich - was ja verständlich ist und auch ich oft tue - häufig über den Wahrheitsgehalt von Wahlversprechen.
Doch wieviele Bürger die diese Vorgehensweise würden es wohl genauso machen wenn sie sich bis zu diesem Amt hochgearbeitet hätten. Die meisten genauso. Und da bin ich mir ziemlich sicher.
Es ist von unserer Seite der Bürger oft allzuleicht bei anderen irgendwelche Einschnitte und Einsparungen zu fordern solange es nicht uns selbst betrifft. Ich gebe zu, daß auch ich vor wenigen Tagen ein Posting losgelassen hatte indem ich forderte, daß die Rentern mehr zur Kasse gebeten werden sollten.
Es stellt sich immer die Frage der Durchsetzbarkeit der vielen Vorschläge die alle so einfach klingen und ich so oft höre und auch der Wahlstimmen aber auch die Frage ob und inwieweit die gemachten Vorschläge auch negative Auswirkungen auf andere Bereiche haben.
So höre ich oft: Die Großunternehmen müßten härter besteuert werden
Idee ist gut aber ist es umsetzbar
Ich meine es ist - wenn überhaupt - nur schwierig umsetzbar.
Viele verkennen, daß es den globalen Markt eben gibt. Die Großunternehmen haben heute eben eine stärkere Position durch den technischen Fortschritt und moderne Kommunikationsmittel sowie billige Transportmöglichkeiten usw.
Da geht das nicht so einfach wie man sich das vorstellt da man dann am Ende weniger Steuern einnimmt wenn die Unternehmen anderswo auf der Welt produzieren und hier nur noch ihre Produkte auch verkaufen. Außerdem sind auch die Arbeitsplätze futsch und das heißt für den Staat höhere Aufwendungen und geringere Einnahmen.
Dies soll jedoch nur mal ein Beispiel sein.
Ich glaube wenn ich Bundeskanzler wäre könnte ich viele meiner Vorschläge auch nicht so einfach realisieren, viele vielleicht gar nicht.
Es gibt viele Möglichkeiten wo man einsparen kann. Sicherlich. Doch die Frage wäre ja immer auch wie lange ich dann noch Bundeskanzler wäre wenn ich diese Bevölkerungsgruppen durch harte Einschnitte gegen mich bringe oder mein Image in den Keller geht. Auch wären viele Aktionen stark imageschädigend für die Republik selbst.
Oft höre ich auch Vorschläge á la"Laßt alle Sozialhilfeempfänger arbeiten"
Fakt 1: Unter Sozialhilfe zu leben ist kein Lachs essen und Cocktails schlürfen. Es mag ja sein, daß es Sozialhilfeempfänger gibt die durch 20 Kinder einen Haufen Geld bekommen oder manche Schwarz nebenher arbeiten und dadurch dann tatsächlich ein sonniges Leben. Aber der Standardsozialhilfeempfänger in Deutschland hat nun wirklich normalerweise nicht viel zu lachen.
Fakt 2: Wenn man die Sozialhilfe radikal kürzt und die Leute damit ZWINGT unbedingt irgendwas zu arbeiten wird die Folge davon sein...
a) das der Arbeitgebermarkt noch stärker wird. Dies wirkt sich zu Lasten der Arbeitnehmer aus. Höchstens Billig- und Billigstjobs würden entstehen die das Land aber kaum voranbringen. Die Löhne bei Aushilfsarbeiten, Tankstellenjobs, Bedienung und so weiter würden drastisch fallen.
Die armen Schweine sind oft Studenten oder Schüler die mit Hilfsarbeiten sich ein paar Euro hinzuverdienen.
b) sich die Bildung der 2-Klassen-Gesellschaft weiter fortsetzt.
Beispiel Amerika läßt grüßen: Dort ist es nämlich so, daß ein gutes Drittel der Bevölkerung ein großes Haus hat, zwei Autos die Sprit fressen ohne Ende und nen riesen Vorgarten und konsumiert das es nur so kracht während auf der anderen Seite auch fast ein Drittel der armen Schweine zwei Jobs für 3,00 US-$ die Stunde machen müssen um überhaupt noch leben zu können (Hire & Fire - Berufe).
c) sich die Gesellschaft radikalisiert. Ich erinnere an die Lehren von 1933. Am besten wird es noch sein wenn man nun versucht für möglichst die ganze oder fast die ganze Gesellschaft den Lebensstandard gleichmäßig nach unten zu bringen. Dann bleiben zumindest die relativen Lebensstandards untereinander in der Bevölkerung gleich. Die Menschen fühlen sich weniger benachteiligt und sind eher bereit und akzeptieren es leichter wenn sie selbst nicht die einzigen sind der weniger haben.
d) das sich die Kriminalität erhöht.
e) Man könnte hier noch vieles weitere aufzählen. Leider wird an alle diese Dinge häufig nicht gedacht.
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Was man machen kann: Die Sozialhilfe beschneiden oder die Menschen teilweise zu gemeinnützigen Arbeiten heranzuziehen oder für Parkarbeiten u.ä.
Aber Achtung: Auch hier besteht schon wieder die Gefahr das man gewerblichen Gärtnereien ihre Arbeit wegnimmt und somit neue Arbeitslose schafft. Denn wenn es nicht mehr die Gärtnerei mit ihren Angestellten ist die den Park reinigt sondern Sozialhilfeempfänger dann bringt das im Saldo wohl nix.
Um zum Fazit zu kommen:
Politiker zu sein ist auch nicht einfach. Man bekommt von jeder Interesengruppe hunderte von Argumenten zu hören und muß dann entscheiden. Außerdem sind immer auch Wahlstimmen im Spiel und die Finanzen. Wenn ich Bundeskanzler wäre hätte ich sicher auch viele Ideen aber viele würden alleine daran scheitern, daß das nötige Kleingeld fehlt. Wenn mir mein Freund vom Finanzministerium mitteilt, daß die Moneten verbraucht sind kann ich auch nicht viel mehr machen als zu schauen wo ich noch Geld holen kann oder wo ich was weggkürze.
Wir werden uns schlicht und einfach damit mehr oder weniger abfinden müssen, daß auch in Zukunft es mittel- bis langfristig natürlich nur darauf hinauslaufen kann, daß die Belastungen weiter steigen und die Leistungen weiter sinken. Denn ich glaube nicht mehr, daß dieses System noch zu retten ist. Die Karre steckt schon viel zu tief im Dreck und die Staatsverschuldung ist nicht mehr wirklich rückzahlbar.
Und wenn selbst Poltiker, die alles gerne wegen der Stimmen etwas neutraler oder besser darstellen als es eigentlich ist (keiner will ja schließlich der Buhmann sein) schon sagen"wir haben über unsere Verhältnisse gelebt" dann ist mir klar wo wir stehen. Damit gibt man ja zwischen den Zeilen etwas umschrieben zu, daß es so nicht mehr weitergehen kann und es uns praktisch fast alle irgendwie und irgendwo mit treffen wird wenn es nun bergab geht.
Viele Grüße
Sascha
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