>Hallo Herr Doktor,
>kannst Du mir bitte eine (gerne auch mehrere) _SCHOENE_ Sammlermuenze (Gold oder Silber ist egal) empfehlen, von der/denen Du Dir eine (Sammler-)Wertsteigerung versprichst? Ich steh aber schon auf gut erhaltene Oberflaechen.
Hi pecunia,
wie ich vermute, hat Du"neue" Sammlerprägungen im Visier, also Prägungen der Gegenwart. Davon vestehe ich nun rein gar nichts. Ich selbst sammle nur"alte" Stücke, allerdings möglichst auch in bester Erhaltung ("vorzüglich" oder"prägefrisch").
Da der Münzenmarkt international ist, müssen einige nationale Sonderheiten berücksichtigt werden:
Die US-Sammler nehmen fast nur Stücke in Top-Erhaltung, allerdings sammeln sie Kurantmünzen (fast immer nur US-Stücke), keine Sonderprägungen. Seltene"Eagles" gehen da auch zu extremen Preisen um, etwa solche mit hohem Relief. Ideal bei Silbermünzen: Der bekannte"bläuliche" Schimmer.
Die Franzosen sammeln nach Ästhetik. Besonders gesucht sind dort sogar römische Stücke mit unterschiedlicher Patina. Ein Sesterz (bis 3. Jh. ausgeprägt) kann da schon mal sehr teuer sein, wenn er eine wunderschöne grüne oder sogar ins Orange changierende Patina hat.
Die Engländer sammeln mit Vorliebe Antike, sehr starker Markt. Und natürlich die englischen Gepräge ("hammered coins" usw.) ihrer zahlreichen Herrscher.
Neuerdings treten reiche Russen mit Verve auf. Sie kaufen natürlich zuerst Russland, aber lassen auch sonst ungern Top-Stücke liegen.
Die Deutschen lieben"Reichsmünzen" (ab 1871) nach dem Jäger-Katalog und versuchen möglichst zu komplettieren (der bekannte Ordnungsfimmel). Unerfahrene Sammler nehmen auch Mal"Medaillen", die aber viel kosten und dann - wie schon geschrieben - bei der Rückgabe an einen Münzhändler sich als fast wertlos herausstellen (die berühmte Szene, wenn die Witwe kommt und Kasse machen will).
In D sind auch gute Sondermünzen en vogue, weil die Sammler Ästhetik (zugegeben, die Stempelschneider arbeiten z.T. sehr fein) mit Wert mixen wollen. Das Geschäft machen aber in erster Linie die Händler, die solche Stücke, u.a. in"Serien" oder gar als"Abos" in den Markt pumpen. Der Zweitmarkt ist schwach bis nicht vorhanden.
Falls weitere Adressen zur objekten Beratung gewünscht: Lanz und Gorny (München) Kricheldorf (Freiburg), Peus (Frankfurt), Küncker (Osnabrück, Münster), dazu UBS (Frankfurt und Zürich), und bei"Granaten" natürlich Sotheby's und Christie's.
>
>Besten Dank und
>Liebe Gruesse sagt
>pecunia
>
>P.S.:
>Folgendes Statement zu meiner Einstellung dem Sammeln gegenueber wollte ich noch loswerden:
>Ich bin etwa 30 Jahre alt und felsenfest davon ueberzeugt, dass es zu meinen Lebzeiten noch ganz schoen rauschen wird, vermutlich sogar so stark, dass das ganze Papiergeldsystem endgueltig den Bach runter geht. Vollkommen unabhaengig davon erwarte ich aufgrund meiner Kenntnis der Metallmaerkte (speziell des Gold- und Silbermarktes) einen explosionsartigen Anstieg der Kaufkraft dieser Metalle. Vor diesem Hintergrund sind mir selbst 100 und 150% Aufschlag auf den Materialwert einer Muenze nicht zu viel, sofern sie durch ein exzellentes Aeusseres besticht. Fuer manche Stuecke habe ich bis zu 500% Aufgeld gezahlt (z.B. aeltere Silberpandas). All diese Stuecke sind ausgesprochene LIEBHABERSTUECKE (die eines Tages VIELLEICHT mal von unschaetzbarem Wert sind), die durch ihre wunderbare Schoenheit bestechen. Sie sind keinesfalls als KAPITALANLAGE mit hoher Rendite gedacht/zu verstehn.
Diese Einstellung will ich überhaupt nicht in Frage stellen. Und mir ist auch klar, dass Du in diesem Segment schon sehr gut zu Hause bist.
Meine Einstellung kommt aus der"historischen" Ecke: Ich sammle Stücke, die mir eine Geschichte erzählen. Ein Kroisos-Stater zu 10 und einer zu 8 g erzählen mir die Geschichte der ersten Abwertung, ein Kupferstück des Nero erzählt mir die Geschichte des Beginns der"öffentlichen Unterstützung" durch den Staat, ein Hamburger Groß-Silber-Stück zeigt mir den Plan der Stadt im 17. Jh. oder die Ansicht des Hafens, ein Silbergulden von Sigismund dem Münzreichen ist die erste Großsilbermünze der Neuzeit, ein Taler der Gebrüder Schlick ist die erste Münze dieses Namens (später"Dollar"), usw.
Jeder geht halt anders ran. Hauptsache, es macht Spaß.
Sorry, dass ich zu Deiner Spezialität nicht mehr weiß.
Besten Gruß
d.
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