-->In fünf Jahren hat das Passfoto ausgedient
Strasser im STANDARD-Gespräch: Die biometrische Datenerfassung für den Reisepass wird kommen
Wien - Das Passfoto bleibt schmückendes Beiwerk, die biometrische Datenerfassung für Reisepässe wird kommen. Daran lässt Innenminister Ernst Strasser (VP) keinen Zweifel. So schnell, wie es die USA gerne hätten, nämlich bereits im Herbst 2004, werde es allerdings nicht gehen. Strasser rechnet mit einer verbleibenden Entwicklungszeit von fünf Jahren. Dann sollen Personenkontrollen in Europa per Gesichts- oder Iris-Erkennung funktionieren.
"Wir müssen uns die Technik mit den Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts nutzbar machen", sagte Innenminister Ernst Strasser (VP) Montag im Standard-Gespräch. Er strebe keine"Insellösung" an, sondern ein"europäisches Programm". Konkrete Gespräche dazu werde es im Sommer bei einem Innenministertreffen in Salzburg geben. Strasser will vor allem Systementscheidung und Datenschutzregelungen vorantreiben.
Visum nötig
Wie berichtet, verschärfen die USA ab Oktober schrittweise die Einreisebestimmungen. Das neue Antiterrorgesetz sieht vor, dass Personen, die keine maschinenlesbare Pässe haben, zusätzlich ein Visum beantragen müssen. Darunter fallen auch alle 180.000 Ã-sterreicher, die noch alte grüne Reisepässe besitzen. Ab Jänner 2004 werden alle US-Besucher mit Visum bei ihrer Einreise fotografiert und deren Fingerabdrücke genommen. Ab Herbst 2004 werden die USA biometrische Datenverarbeitung auch in Europa einfordern.
Derzeit laufen in mehreren Flughäfen Biometrie-Großversuche. Manche Systeme haben aber noch Fehlerquoten bis zu 20 Prozent. In Nürnberg wurde nun ein Projekt zur Gesichtsfelderkennung abgebrochen. Das System, das Passfotos mit Menschen in Fleisch und Blut verglich, leistete laut bayerischem Innenministerium"weniger als das geschulte Auge der Polizei".
Viele Flughäfen testen biometrische Systeme am eigenen Personal. In Wien-Schwechat besteht für nicht öffentlich zugängliche Bereiche ein Zugangskontrollsystem, bei dem Beschäftigte mit ihren Spezialausweisen verglichen werden - und zwar sowohl vom Computer als auch von einem Diensthabenden. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.6.2003)
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...und dazu eine der Antworten von Leuten, vor denen man wirklich Angst haben muß, weil sie nichts verstanden haben!
hoba goas | 17.06.2003 11:58 antworten
Re: '1984' und 'brave new world'
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Das Prinzip"Orwell 1984" funktionierte im Großen und Ganzen schon in Nazi-Deutschland 1933-45 bzw. im ehemaligen Ostblock bis 1989. Beide Systeme sind zusammengebrochen, deshalb finde ich jetzt diese Tendenzen nicht ausgesprochen Besorgniserregend.
Ob mein Foto von einem Polizisten oder einem Computer mit meinem Gesicht verglichen wird - das macht für mich keinen Unterschied, für das ist es ja da. Und registriert wurde eine Ein- und Abreise in die USA immer schon. Also was ändert sich prinzipiell, außer dass ich es schwerer habe, unter falscher Identität einzureisen?
Überhaupt konnte man sich innerhalb von Europa noch nie so frei bewegen wie momentan!
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Na super! Dass man in einem solchen Fall als Privatperson nicht mehr von A nach B kommen kann, ohne dokumentiert zu werden, kann sich der werte Herr wohl gar nicht vorstellen. Einmal in einer Demo gegen den Krieg und in der Datenwelt gebrandmarkt für´s Leben. Oder anders:
Heute meinen diese schlauen Leute wie dieser hoba goas vielleicht, dass nur Verbrecher etwas zu befürchten haben, die Banken ausräumen oder Spirituosenmärkte mit Schußwaffen überfallen. Dass es aber in der bekloppten Überwachungswelt von morgen vielleicht schon als Verbrechen gilt, sich zu vermeintlich konspirativen Treffs mit R.Deutsch, dottore, Baldur und Tempranillo zu begeben, obwohl man eigentlich nur Doppelkopf spielen wollte... [img][/img]
...oder man beim Einkaufen nur mal zufällig an der Kasse vor einem Mann stand, der von irgendwem der Al Qaida zugerechnet wird. Rummsbumms. Ein paar Tage später dann noch ein weiterer Zufall, auf das big brother aufmerksam wird und nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung und ein paar vorschnellen"Ermittlern" sitzt man im Handumdrehen in Guantanamo. Lebenslänglich ohne Haftbefehl. Schade eigentlich.
Nichts entgeht dem allsehenden Auge.... oder etwa doch? Wie auch immer: Die Datenpolizei meint, sie weiß bescheid und vermutlich auch die angeschlossenen Marketingabteilungen diverser Unternehmen, die Freunde kennen, die Freunde haben... und mittlerweile genau wissen, dass stocksorcerer sich jeden Dienstag abend bei schönem Wetter auf dem Balkon anständig Fiege/Radler hinter die Binde kippt und sich regelmäßig ins Web einklinkt, um den Goldpreis zu kontrollieren.
Die Welt von morgen wird für jeden Querdenker um einiges komplizierter werden und die Freiheit landet im Klo. Drauf geschissen. Danke Schily.
winkääää
stocksorcerer
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