-->>Das Buch von Haasis war mir sehr wohl bekannt. Es ist in der `Welt', die ich damals noch abonniert hatte, verrissen worden.
Dann hat die Systempresse also ihre Pflicht erfüllt und das Mossad-Machwerk ins richtige Licht gerückt.
>Das Argument des `Welt'-Rezensenten bestand, soweit ich mich erinnere, unter anderem darin, daß das bei Jud Süß gefundene Vermögen schwerlich aus ehrlichen Aktivitäten stammen konnte.
Lt. Haasis (Mossad) wurden einige 10.000 fl. gefunden, z.B. brachte die Versteigerung in STR 13.444 fl. (269). Die anderen Versteigerungen (FRA, Mannheim usw.) waren enttäuschend. Süß selbst wollte sich für 20.000 fl. vom Herzog freikaufen (300). Wenn man diese fl.-Summen umrechnet, kommt man locker auf mehrere Tonnen Gold, was Süß ja bekanntlich vorgeworfen wurde. Die muss Süß geschickt beiseite geschafft haben. Aber vielleicht sind sie auch vergraben und ein Glücklicher findet sie noch?
>Der Rezensent hat das Haasis-Buch als unseriös verrissen und statt dessen das ältere Buch von Selma Stern empfohlen. Ich müßte die `Welt'-Rezension eigentlich noch besitzen. Aber vielleicht erinnern Sie sich auch selbst daran, es ist ja schließlich Ihr Verlag. Im Netz verfügbar scheint die Rezension nicht zu sein.
Demnach arbeiten die Kollegen der Systempresse doch ganz gut, wenn sie das Haasis-Machwerk verreißen.
>Ich habe damals beide Bücher in der Bibliothek eingesehen. Bei Stern liest sich das Ganze natürlich weniger dramatisch als bei Feuchtwanger, aber ich konnte damals keinen Widerspruch zu der von mir zitierten Feuchtwanger-Stelle sehen.
Ja, Feuchtwanger hat erstklassige Arbeit geleistet. Er wird als Romancier allgemein gelobt.
>Soweit ich sehe, streitet sie die katastrophalen Folgen der Politik Oppenheimers für die Bevölkerung Württembergs keineswegs ab.
War es nicht vielmehr die Politik des Herzogs (überschuldet, keine Steuergenehmigung von den Ständen, Verpachtung der Münze an Süß usw.), welche das Land ins Elend gestürzt hatte? Ich sehe darin eine wunderschöne Parallele zu heute. Man muss nur das Wort"Herzog" durch das Wort"politische Klasse" (Helmut Schmidt) ersetzen.
>Sie stellt das Ganze aber in den Rahmen der Errichtung einer `modernen', absolutistischen Staatsform in Württemberg. In genau diesem Sinne hat man vermutlich die oft aufgestellte Behauptung zu verstehen, Oppenheimer habe ein `modernes Finanzwesen' in Württemberg errichtet.
Inzwischen ist es sogar noch"moderner" geworden, wie wir anhand des Staats-ZB-Sytems beobachten können. Der moderne Staat richtet seine Bevölkerung entweder per DeDe hin oder über den etwas eleganteren Weg der Hyperinflation.
>Nun kann man nicht bestreiten, daß der Absolutismus damals `modern' war. Das hat aber absolut nichts mit der Frage zu tun, ob es sich um eine Entwicklung handelte, die gut oder schlecht für die betroffene Bevölkerung war.
Alles, was der Staat in finanziellen Dingen macht, ist schlecht für die betroffene Bevölkerung. Ich wüßte von keiner historischen Ausnahme. Deshalb bin ich vom Staat auch so begeistert.
>`Modern' waren auch die Einhegungen in England, die große Teile der Bevölkerung entwurzelt und ins Elend gestürzt haben.
Ja, das war ein sehr gutes Gesetz, um die Bevölkerung zu entwurzeln und ins Elend zu stürzen. Komischerweise gelang dies sogar ganz ohne Juden. Denn die waren schon 250 Jahre zuvor aus England vetrieben worden. Aber vielleicht waren noch einige incognito zugange?
>`Modern' war auch der Soldatenhandel des Fürstentumes Hessen, den es bereits zur Zeit der Herrschaft des Jud Süß in Württemberg gab.
Richtig. Die gab's präzise schon seit dem 30jährigen Krieg.
>Das parlamentarische System in Württemberg, gegen das sich die Herrschaft des Jud Süß richtete, hat offenbar ähnliche Auswüchse verhindert.
Dass Süß geherrscht hätte, ist mir neu. Aber vermutlich war er ein Alias von Carl Alexander?
>Zwischen den beiden Büchern gibt es nicht nur in dieser Hinsicht Widersprüche. Beispielsweise wird die oft kolportierte Behauptung vom Einspruch Harpprechts gegen das Todesurteil von einem der Bücher akzeptiert (wenn ich mich richtig erinnere, bei Stern), von dem anderen hingegen abgestritten (ich glaube, von Haasis).
Der Uni-Tübingen-Harpprecht (so Mossad-Haasis) war nur in 12 von 102 Verhören anwesend. Das Urteil erfolgte einstimmig. Ein Zitat, dass H. sich gegen das Urteil irgendwann ausgesprochen hätte findet sich in den 121 Aktenbänden nicht (Hassis, 419). Das ist natürlich gelogen bzw. verfälscht. Schließlich ist es oberstes Gebot in der Stunde nationaler Not zusammen zu stehen.
>Das Buch von Haasis habe ich nach dem Verriß in der `Welt' nicht gekauft.
Bestens. Damit hat die WELT ihr Ziel erreicht: Feuchtwanger hatte rundum recht. Wozu dann noch weiter darüber diskutieren?
>Zu den Edelhuren möchte ich sagen, daß sich das auf die von Feuchtwanger geschilderten Personen bezog. Mir ist durchaus klar, daß es auch Frauen gab, die sich dem Jud Süß aus äußerster Not prostituiert haben. In wenigstens einem der beiden Bücher (Stern oder Haasis) wurde ein derartiger Fall geschildert. Ich werde sehen, ob ich das in der Bibliothek nochmals nachlesen kann, werde aber vor Mitte der nächsten Woche nicht dazu kommen. Natürlich möchte `Edelhure' nicht auf solche Fälle beziehen.
Ja schrecklich. Süß beherrschte sogar den Interruptus.
>Im Übrigen sind Sie nicht auf meine Frage eingegangen, warum Feuchtwanger seinen `Jud Süß' in einem derart schlechten Licht zeichnet (z. B. auch verglichen mit der Darstellung dieser Person bei Hauff).
Ganz geschickt über Bande gespielt: Er wollte den Judenhass schüren, damit der sich irgendwann in neuen Pogromen entlädt, woraufhin dann gigantische Entschädigungen eingefordert werden können. Oder wer sollte es anders sehen können? Nur ich Blödmann sehe es anders und entschuldige mich nochmals für meine Blödheit. Als hoffnungslos Verstockter sollte ich wohl alsbald eingeliefert werden.
>(Die Behauptung, der Mossad habe die Akten manipuliert, nehmen Sie wohl selber nicht ernst.)
Doch. Wie anders könnte Haasis Anti-Feuchtwanger-Quellen präsentieren? Die Akten sind nach wie vor vorhanden: Die echten in Tel Aviv (verfilmt), die gefälschten im Hauptstaats-Archiv Suttgart. Der letzte Brief von Süß (5. 1. 1738) (Faksimile 370) ist auf den ersten Blick als plumpe Fälschung zu erkennen. Wer schreibt denn so unordentlich und dann noch mit so einer Unterschrift?
>Dasselbe gilt auch für Wilson, d. h., warum sollte Wilson den Mayer Amschel zum Soldatenhandel in Beziehung bringen (wenn auch nur indirekt), wenn nichts daran ist?
Alles stimmt. Nur haben Rothschild-Agenten und später der Mossad sämtliche diesbezüglichen Akten verschwinden lassen, damit den Rothschilds nichts"schwarz auf weiß" nachgewiesen werden kann. Die Rothschilds haben sich am Menschenhandel schamlos bereichert, worauf auch deren Tonnen von Gold (Vermögen 1800 = 60.000 fl.) hinweisen. Die Parität fl. zu Gold darf als bekannt vorausgesetzt werden. Die Finanzierung des Wellington-Feldzugs in Spanien, die sie vornahmen (der grundgute Nathan!), diente nur zur Tarnung. In Spanien konnten leider keine hessischen Soldatensklaven mehr eingesetzt werden.
>Außerdem unterstellen Sie mir indirekt Dinge, die ich nie behauptet habe. Beispielsweise habe ich nie behauptet, daß alle Leute, die in irgendeine Weise jüdische Interessen vertreten, vom Mossad bezahlt werden.
Das behaupte doch ich. Etwas gegen den Mossad zu behaupten, ist nicht strafbewehrt, allerdings ist es riskant wie Ereignisse der jüngsten Vergangenheit immer wieder bestätigen. So mutig muss man halt sein. Ich lasse jeden Morgen mein Automobil von KfZ-Meistern (wechselnden) durchchecken.
>Einmal gibt es ja auch andere Posten im israelischen Staatshaushalt.
Wie in jedem Staatshaushalt sind die Positionen untereinander verschiebbar. Darüber klärt jedes moderne Haushaltsrecht auf.
>Beispielsweise wurde die Anzeige in dem (seinem Selbstverständnis nach Stalinistischen) Blatt `konkret' (S. 11 Heft 8/2002) nicht vom Mossad finanziert, sondern von der israelischen Botschaft (behauptet jedenfalls die Redaktion aaO S. 4).
Die israelischen Botschaften stehen in einem Haushaltstitel, der unschwer auf andere Titel umgewidmet werden kann.
>Davon abgesehen kann jeder, der die DDR kennengelernt hat, Beispiele dafür geben, daß manche Helfer des DDR-Systems Überzeugungstäter waren. Ich kann mir also durchaus vorstellen, daß Haasis sein tendenziöses Buch aus Überzeugung geschrieben hat.
Da gebe ich Ihnen recht: Auch Honecker, Stoph und Mielke trugen Hüte. Sogar Mischa Wolf wurde in Schweden mit Hut (!) und Sonnebrille fotografiert.
>Wieso es strafbewehrt sein soll, ein Pamphlet gegen Feuchtwanger zu schreiben, werden Sie noch nicht mal selber wissen (die entsprechenden Gesetze beziehen sich auf Leugnung/Rechtfertigung des Holocaust, nicht auf das Ansehen des Schriftstellers Feuchtwanger).
Der Schriftsteller Feuchtwanger verließ das Reich 1933. Tod: 1958. Ihn zu diffamieren würde sein Ansehen und das Ansehen all jener, die 1933 das Reich verließen oder verlassen mussten, schwer verunglimpfen (§ 130 plus $ 189 StGB).
Ich gartuliere jedem, dem es gelingt, sich dem StGB zu entziehen. Deshalb betone ich auch meinerseits: Feuchtwanger hat die ultimativ richtige Beurteilung des Jud Süß gefertigt.
Gruß!
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