-->Hallo R.,
jetzt habe ich mir den Artikel von Herrn Fekete und das Testimony vom 21.5.03 von Alan Greenspan noch mal durchgelesen.
Ă-konomieprof. emeritus ist ja nicht gerade ein QualitĂ€tssiegel und ungar. Nationalbank ebenso wenig.....Jedenfalls strotzt der Artikel, was die Derivate betrifft, von, gelinge gesagt, Ungenauigkeiten und Hetze. Wie gesagt: Es ist ein Nullsummenspiel, einen Ăberhang an Long-Positionen kann es nicht geben. Jede Diskrepanz zu den Preisen des Underlyings wĂŒrde von Arbitrageuren ausgenutzt werden, so dass der Future immer wieder zu einer relativ fixen PrĂ€mie in Bezug auf das Underlying (also den Bond oder die Bill)zurĂŒckkehrt.
Mit seinem Fazit, dass die FED gegen die Deflation nichts machen könne, wird er indes recht haben. Da kann aber die FED nix fĂŒr, das ist strukturbedingt. Die Macht von Zentralbanken wird weit ĂŒberschĂ€tzt. Das wurde in diesem Board ja schon diskutiert.
Was Greenspan sagt...Er will dazu beitragen, dass die Long-term Zinsen sinken, da die kurzfristigen FED Funds eh gegen 0% streben. Das ist aber eher unkonkret dargestellt, da er bei der Zinsrate der Longterms von der Bereitschaft des Marktes abhĂ€ngt, diese abzunehmen. Bonds und Bills werden per Auktion verĂ€uĂert. Angebot und Nachfrage bestimmen. FrĂŒher, zu Bush-Vaters Zeiten betete man, dass die Japaner 30% abnehmen. Heute wird das schwieriger.
Wenn die FED Bonds kauft, damit die Nachfrage angekurbelt wird und zu niedrigem Yield verauktioniert wird, und Spekulanten daraufhin zuvor Derivate kaufen, dann ist der Preis schon lange da, wo die FED ihn hinhaben will.
Der Future des 30-Jahres-T-Bond notiert gerade bei ĂŒber 120. Das heiĂt: Nach 30 Jahren bekommt man 100.000 US-Dollar zurĂŒck, fĂŒr die man heute 120.000 US-Dollar zahlen mĂŒsste. In den 30 Jahren bekommt man natĂŒrlich Zinsen. Nichtsdestotrotz sind das zur Zeit relative Höchstkurse und ein weiteres Kaufen ist keineswegs risikoarm. Und ebenso nichtsdestotrotz: Bei weiterem Anstieg sind die Verlierer nicht die FE oder die Ă-ffentlichkeit, sondern Spekulanten die darauf bauen, dass die Bewegung ĂŒberhitzt ist und der Markt fĂ€llt und/oder auf Grund der flauen Nachfrage die Yields der T-Bonds eher falle nm,ĂŒssten, also Zinsen steigen fĂŒr Langzeit-Zinstitel. Was angesichts der Unsicherheiten ĂŒber den Dollar und des Budgets usw. auch sinnvoll erscheint. Argentinische Bonds zahlen jedenfalls weit höhere Zinsen und den Weg Argentiniens gehen alle, weshalb also jetzt 120 fĂŒr 100 zahlen, wenn es das Ding aus Verzweiflung im nĂ€chsten Jahr schon fĂŒr 100 gibt?
Seitenbemerkung: Wenn die FED Privatbesitz ist (glaubhafte Verschwörungstheorie), dann wird sie kaum Milliarden bei BondkĂ€ufen versieben (unglaubwĂŒrdige Verschwörungstheorie).
Die FED fungiert als zentraler Broker der Bonds, Bills und Notes, mit denen das Schatzministerium (Trreasury)die Staatsschuld finanziert. Wenn sie diese selbst kauft und hÀlt, nimmt sie die Staatsschuld. Und bekommt die Zinsen darauf.
Angesichts der Staatsverdrossenheit der Amis indes ein riskantes Unterfangen. Und das Offenlegen der BesitzverhĂ€ltnisse an der FED kommt ja dann auch nicht von ungefĂ€hr. Der Antisemitismus wird auch den Antiarabismus ĂŒberholen. Ob eine staatliche Zentralbank unbedingt das Nonplusultra ist, kann ja bezweifelt werden.
USA-Regierung und FED, das könnte eine Story wie Kaiser-des-Hlg-Röm.-Reiches-deutscher-Nation vs. Fugger sein.
Letzendlich ist immer der GlÀubiger der Gelackmeierte, notfalls werden diese deportiert.
Geschichte: Machthabender Schuldner (Staat, Kaiser) - GlÀubiger - Schuldner ohne Macht
ProsperitÀt entsteht, wenn die GlÀubiger die Machthaber sind. Ansonsten werden die machthabenden Schuldner, bevor sie diese wegen Geldmangel verlieren, mit dem machtlosen, verschuldeten Mob zusammentun.
Jedenfalls: Die riesigen und sicheren Gewinne auf grund der Ansage vom FED-Chef gibt es nicht. Man schaue sich die Ergebnisse der Hedge-Funds an. Die sind zumeist zufrieden, wenn sie im Plus sind.
nun geh ich
Amstrand
p.s. Eine rasant zunehmende Verschuldunbg der Bush-Regierung schafft LiquiditĂ€ten, die sich auch in steigenden Aktien- und Bonds-MĂ€rkten ausdrĂŒckt, das ist richtig. Platzen tun diese Blasen, wenn die Verschuldung zurĂŒckgefahren wird (Balanced-Budget-Act unter Clinton fördert Nasdaq-Crash) oder der Staat bankrott macht.
inflationÀres Loch: Es schwappt in Derivat- und ForexmÀrkten herum. Das sind aber alles Nullsummenspiele, reich wird da niemand (mehr). Und die, die erste sein wollen, laufen unvermittelt lemmingiös ins deflationÀre Loch.
>Lieber Amstrand,
>zunĂ€chst einmal schön, dass Du Dich hier beteiligst. WĂ€re schön, wenn es uns allen gemeinsam gelĂ€nge, hinter das Geheimnis der Derivate zu kommen. Vielleicht liegt ja hier das groĂe inflationĂ€re Loch, nach dem wir suchen. Die Frage ist doch, wo entfalten die riesigen Geldmengen (Schuldmengen) die jetzt immer schneller entstehen, Wirkung. Wo entsteht die dazugehörige Riesenblase, die wir jetzt noch nicht sehen, die aber irgendwann auch platzen muss. Schon allein von der Dimension her kommen die Derivate wohl als erstes in Frage.
>Aber wie funktioniert es konkret - wie funktioniert der Zaubertrick wirklich und was ist nur Ablenkung. Der zentrale Punkt in der Argumentation von Fekete ist, so wie ich es verstehe: Die FED hat bisher nur die Kurzfristzinsen beeinflusst und erklÀrt jetzt offen, die langen Zinsen senken zu wollen durch BondkÀufe. Wie wirkt sich das auf die Bondspekulation und den Derivatehandel aus?
>Antal E. Fekete ist Prof.em. in Kanada und war m.W. PrÀsident der ungarischen Nationalbank.
>GruĂ
>R
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