--> <font size="5">Freddie Mac gesteht Manipulationen ein </font>
Skandal um zweitgrößten US-Immobilienfinanzierer weitet sich aus -
Wall Street alarmiert
von Martin Halusa
New York - Freddie Mac, der zweitgrößte Immobilienfinanzierer in den USA, hat erstmals von"absichtlichen Manipulationen" gesprochen und zugleich angekündigt, sich künftig den üblichen Bilanzregeln zu unterwerfen. Bislang war die Geldfirma von dieser Regelung ausgenommen, weil sie als staatlich eingerichtete Institution Sonderrechte beanspruchen konnte. Das Unternehmen warnte aber davor, dass durch die Umstellung eine höhere Volatilität der Finanzergebnisse drohe. Der Aktienkurs, der in den vergangenen Wochen um 20 Prozent gesunken war, erhöhte sich nach Bekanntgabe der neuen Rechnungslegung um fast zwei Prozent.
Erstmals gestand Freddie Mac öffentlich ein, dass die Bilanzierung in den vergangenen Jahren"in ein paar Fällen" absichtlich manipuliert worden sein könnte, um die Erwartungen der Börse zu erfüllen. In den meisten Fällen seien die Probleme aber eher versehentlich entstanden. Wie Freddie Mac mitteilte, müssen die Gewinne der Jahre 2000 bis 2002 neu berechnet werden. Dabei könne es sein, dass die Firma ihren Gewinn um bis zu 4,5 Mrd. Dollar zu gering angegeben hat; der Vor-Steuer-Gewinn könne sogar um bis 6,9 Mrd. Dollar zu niedrig bemessen worden sein. Die neuen Zahlen werde man im Verlauf des dritten Quartals bekannt geben.
Unterdessen gerät auch die Schwesterfirma Fannie Mae in den Verdacht, dass es dort nicht mit richtigen Dingen zugegangen sein könnte. Noch weist Fannie Mae derlei Vorwürfe kategorisch zurück: Man bilanziere anders als die Schwester Freddie Mac und habe deshalb auch nicht die gleichen Probleme. Doch Experten sind sich da nicht so sicher. Sie glauben, dass es bei Fannie Mae auf Grund unübersichtlicher Finanzkonstruktionen sogar zu einem bislang unerkannten Verlust gekommen sein könnte.
Ihre milliardenschweren Positionen haben die beiden Finanzfirmen teilweise durch Derivate abgesichert. Dies sind hochkomplexe und riskante Finanzgeschäfte. Bei der Bewertung dieser Derivate soll es nun bei Freddie Mac zu"zahlreichen Fehlern" gekommen sein, die nun überprüft werden. Anders als in Fällen wie Enron, Worldcom oder Tyco unterstellen die Behörden dem Management der Firma bislang keine betrügerischen Absichten.
Ermittlungen in diese Richtung laufen allerdings. In den USA gilt der"Fall Freddie Mac" schon jetzt als einer der größten Unternehmensskandale. Im Zuge der Umstellung ihrer Wirtschaftsprüfer war die Firma auf Ungereimtheiten gestoßen. Derzeit prüft Pricewaterhouse-Coopers die Bilanzen. Vom Hause Arthur Andersen, das durch seine Verwicklung in den Enron-Skandal in Misskredit geraten war, hatte sich Freddie Mac vor einem Jahr getrennt. Vor wenigen Wochen entließ die Firma ihren Präsidenten David Glenn, der sich geweigert hatte, mit den neuen Wirtschaftsprüfern zusammenzuarbeiten. Dabei soll auch ein Notizbuch Glenns eine Rolle gespielt haben, bei dem wichtige Seiten fehlten. Neben Glenn verloren auch der Chief Executive Officer Leland Brendsel sowie Finanzchef Vaughn Clark ihren Posten. Die geschassten Manager sollen Abfindungen in Höhe von bis zu 25 Mio. Dollar erhalten haben.
<font size="5">Good-bye Wilder Westen </font>
von Martin Halusa
Freddie Mac und Fannie Mae, deren Namen wie zwei freche Helden aus einem Comic klingen, stehen seit ihrer Gründung durch den Kongress vor 30 Jahren über den Dingen. Doch die Geschäftspraktiken der beiden muten vielen Ã-konomen seltsam an: Während andere börsennotierte Unternehmen jedes Quartal ihre Ergebnisse vorlegen müssen, gilt diese Regel für die beiden Immobilienfinanzierer nicht. Anders als andere Firmen können sich beide direkt bei der Zentralbank Federal Reserve Geld leihen. Erst im vergangenen Jahr begannen die Schwesterfirmen überhaupt damit, eine testierte Bilanz vorzulegen.
Weder die Börsenaufsicht, noch der Gesetzgeber und die Regulierer schauten allzu genau hin, wie die Unternehmen ihr Geschäft betrieben. Freddie Mac und Fannie Mae waren"Untouchables" - nahezu unberührbar. Ihr exzellenter Kontakt zur Regierung ist Legende.
Mit diesem schönen Leben dürfte es aber schon bald vorbei sein: In Zukunft werden sich die beiden Geldfirmen - die außerhalb von Wall Street auch in den Vereinigten Staaten kaum jemand kennt - einer genauen Prüfung unterziehen müssen. Corporate America kann sich keine Schlupflöcher mehr leisten.
Zu Recht ist das Duo dem Zentralbankchef Alan Greenspan schon seit langem ein Dorn im Auge. Bald dürfte sich deshalb in Washington die Regulierungs-Maschine in Gang setzen. Freddie Mac und Fannie Mae werden wohl dem Finanzministerium unterstellt, statt von einem chronisch unterbesetzten und überforderten Kongressbüro kontrolliert zu werden. Die Beamten werden die Aufsicht über die Besetzung des Managements haben und einen scharfen Blick auf riskante Finanzierungsinstrumente werfen.
Auch wenn Freddie Mac wie vielen anderen US-Unternehmen die härtere Gangart gar nicht Recht sein dürfte. Die Skandale der Vergangenheit machen derlei Strenge erforderlich, damit Corporate America nicht zum Wilden Westen verkommt.
<ul> ~ Original hier</ul>
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