-->Hi Fuchs,
>**Der Trick ist m.E. die Machtverteilung. Liegt die Macht z.B. beim Staat, so wird dieser als Abgabengut meinetwegen Silber bestimmen.
Ja. Der"Staat" ist die jeweils räumlich ("Staatsgebiet") maximale Macht. Daher auch"Währungsraum" o.ä., wobei diese Räume in good old days eben"Geltungsbereiche" der jeweils geprägten Münzen waren (außerhalb gingen diese zum Metallwert um).
>Silber ist dann deiner Auffassung nach Schuld, weil es geschuldet wird und bei nichteinlösung der Schuld Schläge folgen, von denen jeder so wenig wie möglich haben möchte.
Ja.
>Aus meiner Sicht ist Silber dann aber immer noch Warengeld.
Es ist eine Ware. Den Geld-Charakter erhält es durch die Bestimmung als Abgabengut. Die Hansestadt Bremen hatte schon lange vor dem GS Gold als Abgabe bestimmt und ergo eine"Goldwährung", im benachbarten Hamburg war es Silber.
>Der Staat kann in einem solchen Warengeldsystem keine exorbitante Verschuldung mehr aufbauen da am anfang die Leistung steht und nicht der Kredit.
Der Staat kann, nachdem er etwas als Abgabe festgelegt hat, auf diese Abgabe ziehen. Er verschuldet sich also, indem er später erwartete Abgaben diskontiert und dabei (früher) die erwarteten Abgaben an Private abtritt. Das Phänomen des"tax farmings" (Private als Steuereintreiber, die den Staat"vorfinanziert" hatten) ist berüchtigt.
Andere Variante: Verpachtung von staatlichen Edelmetallgruben, die der Staat über das Konstrukt des"Bergregals" an sich gezogen hatte (als"Obereigentümer" bzw. Herr nicht nur das ganzen"Landes", sondern auch dessen, was unter dem Land zu finden ist).
Die Grenze der Verschuldung des Staates ist immer unter dem Aspekt der maximalen Besteuerungsmöglichkeit zu sehen. Wird das Missverhältnis offenkundig, erlischt der Staats-Kredit.
Um die deutschen Haushalte aktuell auszugleichen, müssten alle Steuern um ca. 20 % erhöht werden (Defizite für 2004 akkumuliert = ca. 85 Mrd, Steuereinnahmen zuletzt ca. 440 Mrd Euro). Dies ist ganz ausgeschlossen, daher auch das Rumgeeiere von wegen"Gegenfinanzierung", aber wie?
>Es ist nicht mehr so gut möglich über die Verhältnisse zu leben, da die Schuldner von Warengeld, dieses ja zuerst erwirtschaften müssen.
Die Schuldner sind zunächst und zuerst die Abgabenschuldner. Nicht sie leben über ihre Verhältnisse, sondern der Staat, der selbst nichts erwirtschaftet, sondern immer warten muss (Substanzsteuern ausgenommen), ob überhaupt und wieviel vom Nicht-Staats-Sektor erwirtschaftet wird. So ein Konstrukt muss über kurz oder lang scheitern.
>Der eigentliche Trick ist aber nun dieser, dass der Staat sich bei seinen Abgabenschuldnern über dessen Arbeitskraft (über die von ihnen erwirtschaftbaren Warengelder hinaus) verschulden kann. Die Landschaften blühen und verdorren beim großen Kreditsterben entsprechend. Eine gleichmäßiges Blühen wird dem schnellen Aufstieg geopfert.
Um im Bild zu bleiben: Die Abgabe, die sich immer auf noch nicht Erwirtschaftetes bezieht, pflanzt das Wirtschaften. Wer nicht wirtschaftet, kann keine Abgabe leisten, aber wer keine Abgabe leistet wird bestraft und wird so gezwungen zu wirtschaften. Daraufhin schießt die Pflanze"Wirtschaft" in die Höhe. Der Staat wechselt jetzt dummerweise von der Objekt- oder Personensteuer (hut tax, estate tax, poll tax o.ä.) aus"Gerechtigkeitsgründen" usw. auf eine Ertrag- bzw. Umsatzsteuer und kappt die Spitzen.
Da er seinerseits aber auf künftige Einnahmen ziehen kann, kommt es (Staat als"Nachfrager", Konjunkturprogramme) zu just der Scheinblüte, die sich kurz zeigt, um dann zu verdorren. Die Multi-Billionen, die alle Staaten inzwischen auf künftige Abgaben gezogen haben, bleiben als Schulden stehen und würgen ihrerseits die Erträge bzw. Einkommen immer weiter ab. Am Schluss steht dann in der Tat das allgemeine Kreditsterben, erst im Nicht-Staatssektor, schließlich beim Staat selbst.
>
>>*Was versteht man landläufig unter menschlicher Urschuld?
>Ich verstehe darunter die Verpflichtung eines produktionsfähigen Menschen, für sich selbst und jene zu produzieren, die er zu betreuen hat (Alte, Kinder).
>**Ist der Begriff also eine Eigenkreation?
>Find ich gut!
Danke.
[...]
>Du meinst also:
>Zuerst Urschuld bedienen
>Dann Tribut zahlen
>Als drittes dann Handel treiben
Ja, genau so.
>Der Kredit kann nur sterben, wenn er geboren wurde, nicht?
Ja. Wir beginnen dabei mit dem Staatskredit, dem Ziehen auf erwartete Abgaben.
>Wird auf Warengeldebene gewirtschaftet so wird jedoch kein Kredit geboren, oder?
Doch, sofern die Ware ein Abgabengut ist. Dann kann sich der Staat - über seinen Kredit (= Vertrauen der Nicht-Staatler darauf, dass Abgaben fließen werden) - entsprechend bedienen.
>Wenn es von Kredit zu viel gibt (Menge nach oben offen), dann schwindet sein Wert nicht?
Nicht unbedingt der Wert des bereits gewährten Kredits, sondern der künftig zu gewährender Kredite. Oder anders: Würde der Staat keinen Kredit mehr nehmen, würden die Kurse seiner alten Kredite sehr stark steigen. Japan hat es umgekehrt gemacht und die Kurse der alten Kredite via ZB in die Höhe gepowert, was aber schief gehen muss, da der Staat natürlich immer weiter Kredite nimmt. Irgendwann muss auch die BoJ"los lassen" und dann kracht das gesamte Gebäude zusammen (starker Kurssturz, wie er sich bereits in Ansätzen zeigt).
>Wenn es von einem Gut zu viel gibt (Menge begrenzt) wird es ebenfalls weniger Wert.
Ob es zu viel gibt, spielt keine Rolle. Es kommt auf die Nachfrage an. Da die immer kreditär ist (die Erfüllung des Kredits erfolgt dann in"Geld"), landen wir genau wieder beim Kreditproblem.
>Wir sollten uns schon den Unterschied zwischen Falschgeld und Warengeld deutlich vor Augen halten. Warengeld ist weniger abstrakt als Falschgenldkredit, es ermöglicht weniger Machtentfaltung.
Generell richtig. Da die Macht aber sowohl auf Waren- als auch auf Kreditgeld ziehen kann, kommt es darauf an, ob und wann das Publikum merkt, dass es im falschen Film sitzt. Bei Waren merkt man es schneller: Nehmen wir an, wir wären noch im GS, dann würde jeder hellhörig, wenn man feststellt, dass (Beispiel) ein Fünffaches der überhaupt vorhandenen Warenmenge (Gold = ca. 140.000 t) bereits"verpfändet" wäre.
Da der Kredit und damit das Kreditgeld tendenziell nach oben offen ist, zumal, wenn es keine"reale" Besicherung mehr gibt (erinnert sei an die Staatsanleihen, die die Hypo-Banken inzwischen statt durch Grund und Boden besicherter Pfandbriefe im Portefeuille haben!). Doch auch das endet in sich selbst, sobald klar wird, dass unter keinen wie auch immer anzunehmenden Umständen (z.B. Wachstumsraten von ununterbrochen 5 % p.a. und mehr) die Staatsschulden mehr bedient oder gar zurück gezahlt werden können. Dann ist's komplett vorbei.
Alles also nur eine Frage der Zeit.
Gruß!
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