-->HVA-Spione vor Enttarnung
"Rosenholz"-Datei enthĂ€lt Namen von rund 50 000 Stasi-Mitarbeitern / Birthler: Unterlagen werden fĂŒr PersonalĂŒberprĂŒfung eingesetzt
Andreas Förster
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BERLIN, 6. Juli. Nach der RĂŒckgabe einer Agentenkartei des frĂŒheren DDR-Geheimdienstes durch die CIA droht Zehntausenden BundesbĂŒrgern eine Enttarnung als frĂŒhere Stasi-Mitarbeiter. Nach SchĂ€tzungen aus der Birthler-Behörde umfasst das unter der Bezeichnung"Rosenholz" bekannt gewordene Material die Namen von rund 50 000 Deutschen, die seit den fĂŒnfziger Jahren fĂŒr die mit der Auslandsspionage befasste Stasi-Hauptverwaltung A (HVA) tĂ€tig waren. Mit neuen Spionageprozessen ist jedoch nicht zu rechnen, weil die bislang noch nicht bekannten FĂ€lle inzwischen verjĂ€hrt sind. Auch betroffenen ehemaligen DDR-BĂŒrgern droht kein Verfahren, da deren TĂ€tigkeit fĂŒr die HVA nicht strafbar war.
Der ĂŒberwiegenden Zahl dieser Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) konnte wegen fehlender Dokumente eine Stasi-TĂ€tigkeit bislang nicht nachgewiesen werden. Mit dem"Rosenholz"-Material ist dies nun möglich. Marianne Birthler, Bundesbeauftragte fĂŒr die Stasi-Unterlagen, zeigte sich im GesprĂ€ch mit der Berliner Zeitung optimistisch, dass es ihren Experten mit Hilfe von"Rosenholz" und anderen erhaltenen Stasi-Unterlagen in vielen FĂ€llen gelingen werde, IM der HVA zu identifizieren.
Die meisten IM sind Ostdeutsche
Bei den meisten in"Rosenholz" registrierten HVA-Mitarbeitern handelt es sich um ehemalige DDR-BĂŒrger. Insider aus der Birthler-Behörde sprechen von maximal 40 000 Ostdeutschen, die sich in dem Material finden. Sie waren meist als Instrukteure oder Kuriere an Spionageoperationen gegen den Westen beteiligt. Da die HVA im FrĂŒhjahr 1990 unkontrolliert ihre Akten vernichten und die Personenkartei im Stasi-Zentralarchiv"sĂ€ubern" durfte, sind die meisten Namen aus diesem so genannten Inlandsnetz der Spionagetruppe bis heute unbekannt. Experten schlieĂen nicht aus, dass einige der inoffiziellen HVA-Mitarbeiter wĂ€hrend der Wendezeit in der DDR in politische Ămter gelangten und noch heute in Parlamenten sitzen. Auch die Möglichkeit, dass in der Stasi-Unterlagenbehörde noch unentdeckte IM der HVA arbeiten, wird nicht ausgeschlossen. Marianne Birthler kĂŒndigte in diesem Zusammenhang an, dass die"Rosenholz"-Unterlagen in absehbarer Zeit auch fĂŒr die ĂberprĂŒfung von Parlamentariern sowie von Mitarbeitern im Ă-ffentlichen Dienst genutzt werden sollen.
Die HVA-Agentenkartei war wÀhrend der Wendezeit unter ungeklÀrten UmstÀnden in die HÀnde der CIA gelangt. Das Material enthÀlt die Namen von schÀtzungsweise 200 000 Personen, die von der HVA im Zusammenhang mit Spionageoperationen erfasst waren. Drei Viertel dieser MÀnner und Frauen sind jedoch unbelastet und stammen nur aus dem Umfeld des jeweiligen Westagenten.
1993 ermöglichte der US-Geheimdienst der Bundesrepublik erstmals einen eingeschrĂ€nkten Zugang zu den"Rosenholz"-Unterlagen. Damals wurden VerfassungsschĂŒtzern die Namen von knapp 2 000 bis zum Ende der DDR noch aktiven Westspionen ĂŒbergeben, gegen die daraufhin in der Bundesrepublik Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden. Die Namen der zumeist aus der DDR stammenden Instrukteure und Kuriere sind deutschen Behörden jedoch erst zugĂ€nglich geworden, nachdem die CIA im April 2000 damit begonnen hatte, auf CD-ROM gespeicherte Kopien der"Rosenholz"-Unterlagen an Deutschland zurĂŒckzugeben.
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