-->Hi all!
So, jetzt schreibe ich mal einen Beitrag, da wirds einigen von Euch hier die Sprache verschlagen, so wie mir damals vor ca. 12 Jahren.
Soweit ich die Sachlage hier onboard ueberblicke, geniesst das deutsche Unternehmertum insgesamt einen guten Ruf, was ich auch per se begruesse, denn nur wenn Raeder gut vorausgedacht und gut geplant dann als Folge sinnvoll rollen, dann wurde daraus etwas und dann wird weiterhin daraus etwas, in aller Regel.
Ich habe ja schon in vorherigen Beitraegen verlauten lassen, wann wo wie und wielange ich an einem Rad in nicht zu geringem Umfang mitgedreht habe, der aufmerksame Leser meiner Beitraege weiss nicht nur um die Versandhandelssparte und die Unternehmensgroesse, er weiss auch, dass ich in diesem Unternehmen als"Computerknoepfchendruecker" hauptamtlich zu Gange war.
Die Unternehmenspolitik war ueberwiegend solide konservativ gepraegt, nicht allzuweit entfernt vom Begriff"bieder","hausbacken" jedoch keinesfalls.
Der Unternehmensgruender Bruno, ein auch nach meinem gusto vollkommen zurecht respektabler und angesehener Mann, hatte das Unternehmen im Jahre 1929 aus der Taufe gehoben, und rasch nach Beendigung des WK II nach frueher Rueckkehr aus Gefangenschaft wiederaufgebaut.
Als ich im Jahre 1968 in diesem Unternehmen meine Arbeit aufnahm, waren die 3 Soehne des Unternehmensgruenders bereits fest geschaeftsfuehrend mitintegriert, das Unternehmen ist auch heute noch nach meinem derzeitigen Kenntnisstand Eigentum in Privathand, soweit dieser Zustand aufgrund der heutigen Gegebenheiten in der BRDDR noch zutrefflich ist.
Einer meiner obersten Kriegsherren namens Manfred muss ideologisch ein ueberzeugter Sozialist gewesen sein, denn er stand der oertlichen SPD nahe, deren Mitglied er war.
Etwa mittig der 70-ger Jahre erliess er eine Hausparole, nach der man viel mehr die"unteren" foerdern muesse, denn die"oberen" wuerden sowieso zu viel Geld verdienen.
Sehr viel"obere" gab es in diesem Unternehmen nie, ich kann das sehr gut beurteilen, weil ich in den 80-gern mehrjaehrig auch fuer die Informations- und Abrechnungssysteme des Hauses fuer das eigene Personal zustaendig war.
Nuja, ich gehoere nicht zu den Menschen, die sich gleich durch ein paar dumme sozialistische Latrinenparolen vergraulen lassen, zum Beweis dieser Behauptung fuehre ich jetzt an, dass ich z.B. auch nicht dieses Board stante pede verlassen habe, als Wal hier aufgetaucht ist.
Fuer mich war und ist immer entscheidend, was bei meiner gegebenen Leistung gegenleistungsmaessig in cash herauskam/herauskommt, gute Arbeit fuer einen Profi, gutes Geld fuer einen Profi, mein Bruttogehalt kann ich deshalb unter Einschluss aller Parameter ueber einen Zeitraum von etwas mehr als 25 Jahren als insgesamt angemessen bewerten.
Meinen Nettogehalt betreffend, dafuer konnte ich das Unternehmen selbst in dieser Zeitspanne nicht verantwortlich machen.
Nun zur eigentlichen Story.
Die staedtische Finanzplanung hatte im Zeitraum 1974 - 1979 einen etwas kraeftigeren Anstieg bei ihren Bediensteten vorgesehen, was auch ein hoeheres Verschuldungsvolumen mit sich brachte, sodass man fuer den Planungszeitraum 1979 - 1984 dann einen Abbau des Personalueberhanges um knapp 10% nach meiner Erinnerung stadtraetlich beschloss, der auch tatsaechlich umgesetzt worden war, wie ich 1984 dann feststellte.
Anfang der 80-ger Jahre liess sich nun Manfred stadtraetlich waehlen, um seiner ideologischen Ueberzeugung mehr Ausdruckskraft zu verleihen, einer seiner direkt untergebenen Angestellten wechselte nach meinen Erinnerungen 1983 zur Stadt als Buergermeister. Dieser ehemalige Angestellte war uebrigens zumindest zeitweilig in den 70-ger Jahren der schwarzen Ideologenkategorie mitgliedschaftlich zugeordnet, ob und wann er ggf. seine Konfession wechselte, das ist mir nicht gelaeufig.
Die Resultate einer im Jahre 1986 bundesweit mit Millionenaufwand durchgefuehrten statistischen"Volkszaehlung" fuer den gesamten Raum der Stadt waren 1988 endlich auch in der oertlichen Presse nachzulesen.
Unter anderem zeigten die Zahlen eine Ruecklaeufigkeit der Stadtbevoelkerung um etwas mehr als 10%, ueber einen Zeitraum der naechsten 12 Jahre in das Jahr 2000 projiziert, die Stadt war bereits recht nahe der Schwelle, ihren Status als Grossstadt (100000 EW) zu verlieren, und damit auch Landesmittel.
Als ich anlaesslich der deutschen Wiederumarmung und aufgeschreckt durch manche Unreimlichkeiten 1991 u.a. auch den staedtischen Planungszeitraum mit den Resultaten von 1984 - 1989 nachtraeglich durchcheckte (ich weiss nicht mehr genau warum mir diese Veroeffentlichung 1989 durch die Lappen ging, ich vermute einmal, dass es meine voellige geschaeftliche Ueberarbeitung in diesem Zeitraum gewesen sein muss, die mich das haben uebersehen lassen), tja, was soll ich sagen, es hat mir nicht nur die Sprache verschlagen, es hat mich regelrecht vom Stuhl gehauen.
Was mich damals vom Sessel kippen lies?
Ganz einfach: trotz 1988 statistisch ermittelter ruecklaeufiger Bevoelkerungstendenz hatte man es stadtraetlich fuer angebracht gehalten, die Anzahl der Oeffentlichen in einigen Feldern nicht nur um wenige Prozente wieder zu erhoehen,
nein,
in einigen der auch zuvor gefuehrten Referate waren es gleich prozentuale Zuwaechse um mehrere hundert Prozent, im 3-stelligen Bereich vor dem Komma!!!
Man muss sich das mal richtig vorstellen und auf der Zunge zergehen lassen.
Overall, soweit ich mich jetzt erinnere, war ein Gesamtzuwachs der oeffentlich Bediensteten von um die 30 Prozent fuer 1989 zu ersehen.
Soweit ich mich jetzt noch daran erinneren kann, das Lesbenreferat im Kulturdezernat durfte selbstverstaendlich auch nicht fehlen, wie auch ein voellig neuer landratsamtlicher Baukomplex, der den alten gleich um mehrere Klassen schlug, seit einigen Jahren in Betrieb ist.
Bis 1994 sass die Stadt bereits auf einem Schuldenhuegel von ca. DM 160 Mio, eine in bisherigen Verhaeltnissen gemessen ungeheure Zahl, wie es heute aussieht, das weiss ich nicht.
Nuja, was soll ich noch dazu schreiben?
Vielleicht das: 1991 und 1992 erwirtschaftete das Unternehmen, einer der grossen Arbeitgeber dieser Stadt, aufgrund der"Sonderkonjunktur" im Anschluss des Mauerfalles und der Wiederumarmung einen Umsatz i.H.v. annaehernd DM 2 Mia p.a. mit ihren damals rund 1600 Angestellten, letztere Zahl ist nach meinem aktuellen Kenntnisstand bis dato in etwa gleich geblieben, die Zahl zuvor um 50% - 60% gefallen.
Anfang 1995 wurde der neu erbaute mehrstoeckige Konsumtempel des Unternehmens fuer den lokalen Konsumentenbetrieb eingeweiht, der Bevoelkerungszuwachs war in den Jahren 1991 - 1996 stetig, die Stadt misst heute eine Bevoelkerungszahl von knapp 120000 EW.
Die Anzahl der Unternehmen der"freien" Wirtschaft im Raum haben nach meinen Kenntnissen ab 1995 z.T. rapide abgenommen, ausgleichend muss das Sozialhilfebudget der Stadt bis dato angemessen angeschwollen sein.
Die Moral dieser G'schicht?
Seit 1991 weiss ich genau, was ein sozialistischer Unternehmer der BRDDR ist.
Dass dieses Unternehmen heute ganz anders und zwar wesentlich schlechter, u.a. infolge unangepasster, inflexibler Strukturen aber auch infolge von gravierenden unternehmerischen Fehlentscheidungen, dastehen koennte, ggf. sogar fuer seine Eigentuemer durchaus haette verlustig gehen koennen, das ist zwar heute hypothetisch, zu dieser Hypothese hat es in der Vergangenheit dieses Unternehmens jedoch nicht zu geringen Anlass gegeben.
Dazu ggf. ein andermal mehr, falls man hier onboard Gefallen daran findet.
Ich habe einiges mehr auf der Pfanne, dabei nicht nur dieses Unternehmen betreffend, das duerft ihr mir wahrlich glauben. [img][/img]
Gruessend
TD
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