-->>Hallo, Jagg,
>klasse Beitrag, vielen Dank!
>Ich bin mittlerweile absolut davon überzeugt, daß man ja bekanntlich Krankheitsbilder zu therapieren versucht, aber was man per definitionem übersieht, ist der Patient, der Mensch, das Individuum.
Der unteilbare Mensch - homo individuus? Aber im Ernst, wie kam eigentlich dieser Begriff in die Welt (wahrscheinlich eine Frage für dottore)?
>Ich kann das sehr schön in der Familienchronik nachvollziehen, väterlicherseits gab es einen Zweig, von Oma herkommend, da wurden die leute im Schnitt nur 50, lediglich eine Ausnahme bestätigte die Regel, alle anderen hatten einen frühen Exitus. Nichts gewaltsames, einfach, durch die Bank hindurch.
>Mütterlicherseits sind alle *ausgepicht*, also robust und die Ahnen wurden schon um 1850 herum über 80 Jahre alt. Heute sind die auch alle noch sehr robust.
>Väterlicherseits waren sie auch legendär robust, denen konnte nichts nichts anhaben, aber es wurde halt keiner älter als Opa, der wurde 75. Alle hatten es vorher am Herz.
Das ist wirklich hochinteressant, und offenbar ersichtlich, es scheint nicht immer so offenbar zu sein was du beschreibst und es scheint auch nicht in allen Stammbäumen derartige klar ersichtliche physische Dispositionen zu geben.
>Wenn Du jetzt, angenommenermaßen, zwei identische Krankheitsfälle hast, einen Kranken aus der anfälligen Linie, einen Kranken aus der robusten Linie.
>Beiden gibts Du das gleiche Präparat - was wird herauskommen?
>Vermutlich wird die Genesungschance beim Robusten höher sein als beim Kränklichen.
Aber das ist ja noch kein Drama.
>Jetzt noch weitergesponnen:
>Aus der Rouletteforschung ist bekannt, daß es nicht nur Wurfmuster und Verteilungsungleichheiten gibt, die Tisch- und Tagesspezifisch sind, nein, und das ist das entscheidende, es gibt auch spielerbezogene Permanenzen.
>Vulgo Glücks- oder Pechsträhnen.
Das ist lustig, daß man das messen kann, ob es"signifikant" ist sollte dazugesagt werden, hast du mal 'ne website dazu!? (Wahrscheinlich nicht, ist mir auch nicht so sehr wichtig.)
>Und das ist desPudels Kern: das individuelle Schicksal des einzelnen Individuums.
Damit willst du sagen, daß etwas im Leben jedes Einzeinen radikal vorherbestimmt ist. Nun erheben sich aber viele Fragen wie. Was genau meinst du mit Schicksal, etwa die genetische Disposition im heutigen Sinne, oder eine Vorherbestimmtheit des"Lebensweges" in einem theologischen Sinne (da gibt es sicher auch viele unterschiedliche Auffassungen) oder was? Ist in deinem Begriff von Schicksal radikal Alles vorherbestimmt? Wohl nicht, also was? Was ist dabei abänderbar und was nicht? Welche Konsequenzen hat es wenn ich versuche mich bockig gegen mein Schicksal zu stellen? Hat jeder Mensch ein vorherbestimmtes Schicksal? Wer oder was verursacht, daß es Schicksale gibt? Bedeutet die etwaige Existenz von Schicksalen, daß wir unfrei sind und uns eher passiv in eine uns aufgezwungene Erlebnisfolge schicken müssen? Etc.
>So, wie man in den Palmblattbibliotheken für jeden Besucher SEIN eigenes Blatt aufhebt, so hat auch jeder Mensch, meiner Ansicht nach, sein ureigenstes Schicksal, inclusive Genesungschancen und Todeszeitpunkt.
Aber wenn jeder Mensch seinen eigenen individuell perfekten Arzt oder Heilkundigen verdient, dann mußt du noch sagen wie das erreicht werden kann! Nehmen wir an es gibt einige perfekte, praktisch hellsehende Heilkundige, wie sollen die auf alle anderen Leute verteilt werden?
In England werden tatsächlich an Krankenhäusern Heilkundige eingesetzt, in großer Zahl, hab ich vor kurzem mal im tv gesehen. Erstaunlich, man müßte nun wissen wie sehr sich die Krankenstatistiken der Länder in Bezug darauf unterscheidet.
>Nimm noch mal das obige Beispiel, nimm beide Kranke mit gleichen Symptomen, und verabreiche ihnen die identische Medikation.
>Jetzt nimm zusätzlich an, Du kennst eine/n Hellsichtige/n, die es sieht, wenn jemand die Elohim, die Sterbeeinleiter, hinter sich stehen hat...... als Zeichen seines Gerufensseins.
Woher nehmen! Einen Jesus, Bach oder auch Einstein gibt es nicht so oft!
>Der Arzt gibt dem Patienten ohne HIntermänner ein Placebo, irgendwas, völlig egal - er wird es überleben, weil SEINE Zeit noch nicht um ist.
>Der Arzt gibt dem Gerufenen alles, was nur helfen kann, aber es wird nichts mehr helfen können, weil die persönliche Biographie des Sterbenden vorsieht, dann und dann ists aus.
Theoretisch vielleich ja, aber die Welt ist auch praktisch, wenn wir z.B. Hungernden oder Ertrinkenden helfen, dann können nicht erst schauen ob vielleicht ihre Schicksalsuhr abgelaufen ist. Und wie (!) sollten wir dies auch tun, auf welche praktizierbare Weise!?
>Auf dieser Basis gäbe es eine perfekte Behandlung, aber sag das mal einem Mediziner, der weist Dich ein.
Ach was, wenn es die von dir angenommene innere Führung durch z.B. Schicksal gibt, dann würde das auch für den Mediziner gelten, und deine Vorstellungen wären ihm vielleicht nicht fremd.
>Wie will man in einer Mischgruppe von Todgeweihten und ausgepichten Langlebenden denn ein Medikament, eine Behandlungsform austesten, wenn man aus allen Individuen einen Durchschnittstyp bildet, den es in der Welt der Vielfalt nicht gibt.
>Der Durchschnittstyp ist 1,78 groß, wiegt 83 kg oder so, hat einen Blutzuckerspiegel nüchtern von sagen wir 95 und hat ein Cholesterin von jedenfalls unter 180.
>Jetzt kommt meine Großtante in das Speil, sie war 1,50 groß, locker 100kg schwer, hatte sicher einen Cholesterinspiegel von 300 und mehr - und war pumperlgsund. Bis über 85.
>Man muß das Individuum hochhalten, nicht den statistischen Durchschnitt. Denn statistisch ist der gewogene Durchschnitt der Zahnschmerzen locker auszuhalten, wetten, daß? Das hilft aber dem Akutgeplagten gar nix.
>Und so ist es in der Medizin, im Arbeitsleben, in der Schule, und in der Gesellschaftspolitik.
Meckern ist aber nur der eine erste Schritt, nun must du noch sagen, wie es richtig gemacht würde, die anderen davon überzeugen das was du vorschlägst mitzumachen, die Ergebnisse geduldig bewerten, eine in die Tat umgesetzte Idee kann sich auch als falsch erweisen.
>Alles, was das Individuum als höchste Instanz negiert, ist meiner Ansicht nach pervertiert und zum Untergang verurteilt (alle ismusse).
Nichtsdestrotrotz wird es immer wieder Hauptstömungen geben, es ist kein Zusammenleben aller bei absoluter Individualität (in deinem Sinne) denkbar, jedenfalls nicht für mich. Z.B. kann nicht jeder auf die Dauer einen Geländewagen spazierenfahren ohne daß die Athmosphäre Schaden nimmt und
aus v.a.m. Gründen. Aber soweit wir wissen hast du Recht, alles kommt und geht auch wieder, auch die -ismen, nichts ist je geblieben.
>Es mag Menschen geben, die bestimmte NAhrungsmittel nicht vertragen, obwohl sie angeblich gesund sind (Salat, äh!), vgl. ebenso die Blutgruppendiät, etc., und bei manchen wird eine Behandlung A helfen, die bei B versagen muß.
>DAS herauszufinden, wäre die Aufgabe der Zukunft. Aber das macht Arbeit, und die wird nicht bezahlt.
Man muß es auch nicht übertreiben, ich meine im Sinne von empfindlich sein, aber wenn Einzelne daran leiden werden sie schon einen Weg finden, ihre Nahrung geeignet auszuwählen.
>Chem infundieren ist viel ertragreicher, wenn der Betroffene verreckt, ist doch wurscht, trifft doch hunderttausende pro Jahr.
Einer meiner Verwandten hat gerade eine ewig lange Chemo bekommen, man konnte sich nicht mehr vorstellen daß er das alles überlebt, es war endlos, und man konnte ihn nicht mal operieren (gibt so einen Namen dafür), erst nach der Chemo. Jetzt ist er nach langem Leiden, denn er hat die Chemo besonders schlecht vertragen, meßbar, er mußte sogar Blutkonserven bekommen (bei sehr wenigen nötig) weil sein Immunsystem total mit kaputt gegangen war. Jetzt ist er in der Reha und es geht ihm zunehmend gut. Er nimmt die zehn Jahre die er vielleicht noch hat (der Krebs ist weg) gerne mit! Welcher Arzt hätte befinden können, ob seine Schicksalsuhr bereits abgelaufen ist? Wem willst du das auch zumuten? Kein Mensch kann so was tun, wie sollte er noch ruhig schlafen können!?
>Nur in der höchstmöglichen Individualität kommt man meines Erachtens zum persönlichen Optimum.
Sicher, nur das beste ist gut genug - für mich auch. Aber in der Praxis gibt es gewisse Hindernisse, auch weil sich die Schicksale Aller irgendwie kreuzen, wenn wir so wollen.
>Und deswegen muß man auch ein Querschädel sein und sich nicht das 08-15 Muster der Gleichmacherei aufzwingen lassen - den Preis zahlt man nämlich auch - höchstselbst, vollindividuell.
Sicher, wenn du dich berufen fühlst diese Entscheidungen selbst zu treffen, dann kannst du dir ja deine Mediziner aussuchen oder/und sie anweisen dich auf eine von dir gewünschte Weise zu behandeln. Niemand gibt dir z.B. eine Bluttransfusion, wenn du die ablehnst.
>beste Grüße vom Baldur
Schonen Gruss von Jagg
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