-->>Hallo Galiani
>Ich grüße den in letzter Zeit seltenen Gast.
>Wie würden sie die Situation einschätzen?
>Nach meinem Empfinden sind da hunderte von Milliarden für die Rüstung geplant.
>Und damit kommt das Geld aus der Notenbank raus.
>Das war ja eine Forderung von dottore um überhaupt in die Inflation einzubiegen bzw die Deflation abzuschwächen.
>Ich meine daß die Burschen sogar noch nachlegen wenn es brennen sollte.
>Wer kann schon die momentanen Verwicklungen kalkulieren die da noch warten?
>Wie man sieht ist das Mittel des konventionellen Krieges im Irak nicht recht erfolgreich.
>Die Befriedungsaktion kommt nicht so Recht voran und der schlaue Scholl-Latour wird immer mehr Recht haben.
>Was noch fehlt ist ein Aufstand der Schiiten.
>Wir Europäer sollten die Amerikaner mal richtig den arsch anbrennen lassen denn sie sind auf dem Weg nach Vietnam.
>Und das ergibt für mich eine klare Indikation für Inflation.
>Es muß ja nicht gleich eine Hyperinflation sein,aber einen 5 er Faktor in den nächsten 15 Jahren bei Gold und Sachwerten wäre doch gar nicht schlecht oder?
>Die Rentiers werden sich doch über steigende Zinsen auch freuen.Nein, die Rentiers freuen sich höchstens über steigende REALzinsen, also Effektivzins minus Inflation.
>Und am meisten freuen sich die Finanzminister über die Zinsbescheinigungen von der Bank sodaß man die Hälfte der Kohle wohl los wird.
>Spätestens da werden sie alle in Sachwerte fliehen und viele werden die versäumten Chancen der billigen Sachwerte und Mini-Zinsen beweinen.
>Noch immer ist meine Strategie ähnlich der von Andre.
>Egal wie es kommt es hat keinen Sinn sich auf der Gold oder Geldseite nackt zu machen und nur das eine Pferd zu reiten.
>Gruß EUKLID
Lieber Galiani und Euklid,
Inflation ist nirgends in Sicht. In den Sechziger/Siebziger Jahren wuchsen die Volkswirtschaften noch kräftig. Man produzierte nahezu bei Vollbeschäftigung. Lohnerhöhungen waren durchsetzbar und es folgte die Lohn/Preis-Spirale mit der bekannten inflativen Wirkung.
Heute wachsen die industrialisierten Volkswirtschaften kaum noch. 99% aller Amerikaner haben ein neues Auto und in vielen Sektoren gibt es bedeutende Überkapazitäten (capacity utilization in USA unter 75%).
In einem solchen Umfeld kann keiner Preise erhöhen und Gewerkschaften, die dies versuchen, brechen weg. Letzteres Phänomen ist nur oberflächlich gesehen ein soziologisches. Die Ursachen sind in der Wirkung der langen Wirtschaftszyklen zu suchen.
***break***
Es gibt eine andere Art von Inflation. Die ist da, weil sie mal da ist. Und wenn sie schon mal da ist, dann kann ein Tandem aus Notenbank und Finanzministerium vieles tun, um sie am Leben zu erhalten oder zu verstärken. Ein Blick nach Brasilien, wo die overnight call rate bei ca. 26% liegt und bei ähnlich hoher Inflationsrate, bestätigt diese Idee.
Da will und muß Amerika hin! Nur wenn eine solche Inflation einige Jahre regiert, können die alten Schulden und Guthaben gegenüber den realen Gütern abwerten, nur so kann die Ratio aus volkswirtschaftlicher Gesamtverschuldung und Bruttosozialprodukt wieder auf ein erträgliches Maß zurückgebracht werden.
Also, wie wird es NICHT erreicht?
Indem der Staat Preise und Gebühren erhöht. Rund 50% des Preisindex für Lebenshaltung in Deutschland hängt ab von administrierten Preisen.
Es kommt leider zu Substitutionseffekten. Die Bürger müssen höhere Abgaben oder Gebühren zahlen und müssen anderswo sparen. Z.B. kaufen sie weniger holländische Tomaten und weniger VW Polos. Die Marktpreise dieser Güter werden also sinken und die betreffenden Industrien weisen schrumpfende Gewinne aus, bauen Arbeitsplätze ab, mit entsprechenden weiterführenden Schrumpfeffekten auf die Volkswirtschaft.
Die exakt gleiche Wirkung haben Benzinpreiserhöhungen oder sonstige Preiserhöhungen.
Wie könnte man Inflation erreichen?
Zunächst muß man die oben beschriebenen negativen Wirkungen der Deflation aufhalten, indem man die Finanzierungskosten ganz nach unten drückt. Daher Bernankes Zinssenkungen, daher die Hypothekenumschuldungen. Daher auch die Steuerschnitte der Bush-Regierung. Das ist alles plausibel und hilft, die Deflation hinauszuschieben, vielleicht so lange, bis aus den demographischen Winkeln selbst Rettung kommt und eine neue Generation von Baby-Boomern nachfragewirksam heranwächst.
Doch damit hat man noch keine Inflation gestartet, um die Altschuldenproblematik zu lösen. Bisher hat man nur das Allerschlimmste in puncto Deflation vermieden. Man begeht zudem noch Fehler, indem man Industrie für Industrie durch Schutzzölle abschottet. Marc Faber hat hier kürzlich die langfristig negativen Folgen wegfallenden Wettbewerbs auf diese heimischen Industrien geschildert.
Eine andere Idee ist, die Währung - also den Dollar - abzuwerten. Man exportiert so Deflation in die Lieferländer des globalen Dollar-Exportkartells. Diese Länder können sich allerdings gegenseitig beliefern und einfach ohne USA weiterwirtschaften, also Europa mit Asien.
Erst wenn der Dollar deutlich abwertet, wenn es sich wieder lohnt, Schuhe und T-Shirts in USA zu fertigen anstatt sie aus China zu beziehen, erst wenn wieder Textilfabriken und andere neue Arbeitsplätze in USA entstehen, wird ein neuer Wachstums-, Verschuldungsbereitschafts- und somit Antideflationsimpuls gesetzt.
Doch wird es bisher immer noch keine Inflation gegeben haben, es sei denn durch den mit der Abwertung des Dollar verbundenen Preisschock. Bisher werden also alle Schuldner - Staat, Unternehmen und Hypothekare - ihre Schulden lediglich verlängert haben, was aufgrund des Bernankischen Tiefzins am langen Ende ohne weiteres möglich ist. Das berühmte dottore'sche Hochbuchen der Schulden also, siehe Japan.
Was ist aber, wenn man auf breiter Front Millionäre schafft an der Börse, wenn man es schafft, den Dow auf 20.000 Punkte zu ziehen und wenn man gleichzeitig den Dollar auf 2,50 $ je Euro abwertet und entsprechend stark gegen China und Japan?
Die durch einen auf die Börsenaufwertung folgenden Wohlstandseffekt steigende Konsumnachfrage würde in erster Linie inländischen Produkten zugute kommen. Das Ausland würde relativ leer ausgehen wegen der Dollar-Abwertung.
Erst in einem solchen Umfeld, indem sich wirtschaftlich wieder etwas Neues tut in den USA, kann ich mir eine Inflation vorstellen.
Nach der hier vorgetragenen Logik also US-Inflation frühestens 2007, eher aber erst 2013. Bis dahin Niedrigzinsphase mit dem Staat als Hauptneuschuldner, der sich günstig refinanziert. Vieles habe ich jetzt weggelassen, wie z.B. etliche Selbstverstärker in puncto Dollarabwertung.
Russisches Ã-l in Euro passt auch.
Gute Nacht
El Scheich
|