-->>Eine Gesellschaft die Solidarität fordert kann nicht im gleichen Augenblick eine völlig freizügige Gesellschaft sein.
>Nur eine Gesellschaft die keine Solidarität mehr kennt und bei der jeder nur für seine eigene Kokserei einzustehen hat würde deine totale Freizügigkeit rechtfertigen.
>Ich habe aber keine Lust jeden Morgen an Koks und Heroinleichen vorbeizulaufen im Bewußtsein daß ich dafür deren Krankenhausaufenthalte finanzieren muß.
>Wer die Freiheit total will muß dazu auch total stehen.
>Dann Abschaffung aller Gesetze die Solidarität verlangen.
>Es wäre mal interessant dafür eine Befragung zu starten.
>Solidarität nur noch aus freiwilligen Spenden.
>Wenn man es ehrlich betrachtet wäre das der Untergang der Gesellschaft und ohne Maschinengewehr würde man wohl nicht mehr auskommen.
>Wer Polizei fordert schränkt dann ja schon die Freiheit ein.
>Es kann nur darum gehen einen gesunden Mittelweg zu gehen aber momentan werden ja die Freiheitsrechte abgebaut statt aufgebaut.
>Gruß EUKLID
>Gruß EUKLID
eine interessante frage, Euklid...
lies doch mal robert nozick (anarchieforscher)
Beruht Gerechtigkeit auf individuellen Marktfreiheiten?
Eine marktwirtschaftliche Gerechtigkeitstheorie
für die Deutsche SchülerAkademie 1999 - Kurs 6.5"Die Idee der Gerechtigkeit"
von Patrick Bernau 1999-06
1. Autor und zugrundeliegender Text
Der politische Philosoph Robert Nozick, geboren 1939, gilt als einer der frühen Vertreter des Neoliberalismus. Ab 1969 war er Professor für Philosophie an der Universität von Harvard. Er propagierte den zurückhaltenden Staat ("minimal state"). Seit 1990 hat er mehrere Bücher zur und über Philosophie allgemein veröffentlicht."Anarchy, State, and Utopia" allerdings, sein wichtigstes Werk, stammt aus dem Jahr 1974. Er setzt sich hierin mit weniger liberalen Ansichten auseinander, unter anderem auch mit der von John Rawls. Rawls hatte in"A Theory of Justice" unter anderem mehr Moral im Wirtschaftsleben, z.B. in der Reichtumsverteilung, und ein großes Schulsystem für Chancengleichheit gefordert. Die Errungenschaften einer Gesellschaft sollten vor allem ihrer schwächsten Gruppe zugute kommen.
2. Vorbemerkungen und wichtige Begriffe
2.1 Die"Berechtigungstheorie"
Nach der Berechtigungstheorie über die gerechte Verteilung von Besitz ("Entitlement Theory") gibt es laut Robert Nozick für die Entscheidung, ob ein Mensch sein Besitztum zurecht besitzt, drei mögliche Kriterien:
Er hat den Besitz rechtmäßig eingeführt, d.h. erschaffen oder sich angeeignet, ohne daß er vorher jemand anderem gehört hätte.
Er hat den Besitz durch eine rechtmäßige Transaktion mit einer anderen Person erworben. Mögliche Definitionen einer"rechtmäßigen Transaktion" könnten hier zum Beispiel normale freiwillige Handelsgeschäfte, Geschenke und ähnliches sein, obwohl der Begriff noch nicht festgelegt ist.
Er hat den Besitz durch die korrekte Berichtigung einer unrechten Transaktion erhalten.
Gerecht ist jeder Zustand, der aus einem anderen gerechten Zustand durch eine dieser drei Aktionen herbeigeführt wurde. Unwichtig sind für die Berechtigungstheorie hingegen moralische Verteilungskriterien. Damit stellt die Berechtigungstheorie einen"geschichtsbezogenen" Ansatz dar, denn bei der Beurteilung eines Verteilungszustands nach ihren Regeln reicht es nicht, den aktuellen Status zu betrachten. Vielmehr muß das Augenmerk darauf gelenkt werden, wie dieser Status entstanden ist.
2.2 Ergebnis- und Mustertheorien
Im Gegensatz dazu sind Ergebnis- und Mustertheorien zeitpunktorientiert. Wie der Name schon sagt, sind hierbei für die Beurteilung eines Zustands nur die Gegebenheiten zum betrachteten Zeitpunkt interessant. Nicht von Bedeutung ist, wie dieser Zustand zustande kam. Dabei wird ein System als"gemustert" bezeichnet, wenn für die gerechte Verteilung"natürliche Kriterien" herangezogen werden."Natürliche Kriterien" sind beispielsweise Nützlichkeit für die Gesellschaft und moralischer Verdienst.
3. Gerechtigkeit zwischen den Schichten
Nozick ist der Ansicht, daß Zusammenarbeit zwischen"besser und schlechter gestellten Gruppen", also oberen und unteren Schichten, frei und unreglementiert bleiben sollte. Schließlich profitierten alle Gruppen von einer Zusammenarbeit. Aus diesem Grund würde sich der richtige Modus im freien Spiel der Kräfte einstellen. Laut Nozick profitieren von dieser Zusammenarbeit die unteren Schichten mehr als die oberen, denn die oberen Schichten brächten die neuen Erfindungen und das Know-How ein. Daher warnt er ausdrücklich davor, diese Art von Vertrag im Namen der Fairness sozialer zu gestalten, denn damit profitierten die noch mehr, die sowieso schon den größten Nutzen davontrügen.
3.1 Der Schleier des Nichtwissens ("veil of ignorance")
John Rawls hatte zur Lösung dieses Schichtenkonflikts vorgeschlagen, die zugrundeliegenden Regeln von einem Gremium festlegen zu lassen, dessen Mitglieder - theoretisch gesehen - von ihrer Position, ihren natürlichen Gegebenheiten, ihrer Abstammung usw. im neuen System noch nichts wissen.
Nozick kritisiert an dieser Idee, daß dieses Gremium von Anfang an nur ergebnisbasierte Systeme beschließen könne. Aus lauter Angst der Mitglieder, auf der schlechten Seite zu stehen, würde die Möglichkeit ausgeschlossen, sich durch naturgegebene Voraussetzungen besser zu stellen.
3.2 Weitere Alternativen
Nozick selbst führt noch weitere Alternativsysteme an, die er jedoch alle als zu restriktiv ablehnt. Zum einen das"erste egalitäre Prinzip": Nur dann wäre eine ungleiche Güterverteilung gerecht, wenn der Nutzen der ärmsten Gruppe gegenüber einer gleichen Verteilung größer wäre als die Ungleichheit innerhalb des Systems (also die Differenz zwischen der best- und der schlechtestgestellten Gruppe).
Das"zweite egalitäre Prinzip" strebt nach noch etwas mehr Gleichheit. Ihm zufolge wäre eine ungleiche Verteilung nach dem ersten egalitären Prinzip nur dann gerecht, wenn es keine weniger ungleiche Verteilung gibt, deren Kosten/Nutzen-Rechnung (dem Egalitaristen zufolge) günstiger ist.
Noch weniger ungleich würden Nozick zufolge - außer der absoluten Gleichstellung natürlich - die Kriterien, die sich aus einer wiederholten Anwendung des Schleiers des Nichtwissens ergäben. Dabei entschieden unter einem"Veil of Ignorance"-System erzogene Kinder mit ihren Erfahrungen wiederum hinter einem Schleier des Nichtwissens über ein neues System, und so weiter. Sollte die zweite Generation die gleichen Regeln aufstellen wie die erste, so stellt Nozick dies ausdrücklich als Stärkung für Rawls System heraus.
3.4 Rawls' Meinung
An Nozicks Prinzip vom freien Spiel der Kräfte, vor allem an dem historischen Ergebnissystem, übt Rawls heftige Kritik. Die resultierende Verteilung von Reichtum sei das angehäufte Ergebnis früherer natürlicher Gegebenheiten (Talent) sowie deren Nutzung und Vergeudung. Es sei ungerecht, daß die Verteilung von moralisch gesehen so zufälligen Faktoren abhänge.
Nozick entgegnet, daß auch die Vorfahren der jeweiligen Person über die Entwicklung ihrer Talente frei entschieden hätten. Vor allem aber könne nach Rawls’ Argumentation ebensogut jeder Unterschied von verschiedenen Menschen als"moralisch gesehen zufällig" bezeichnet werden.
So versucht Nozick, ein den Ansprüchen Rawls genügendes Verteilungssystem aufzustellen. Doch weil sich jede Art unterschiedlicher Leistung auf moralisch gesehen zufällige Faktoren zurückführen läßt, findet Nozick nur Ergebnis- und Mustersysteme, die er nicht akzeptiert.
4. Sind Ergebnis- und Mustertheorien ungerecht?
4.1 Der Begriff der Verteilung
Nozick legt großen Wert darauf, daß der Begriff der"Verteilung" von Reichtum und Einkommen mißverständlich sei. Er erinnere an zentrale Verteilung der Güter durch einen Einzelnen oder eine Gruppe. Richtig sei, daß in einer freien Gesellschaft viele Personen jeweils nur einen kleinen Teil des großen Ganzen zu verteilen hätten.
4.2 Freiheit oder Muster-System
Individuelle Freiheit sei mit einem gemusterten System nicht vereinbar, erklärt Nozick nun. Denn um den Musterzustand aufrechterhalten zu können, müsse der Staat sämtliche privatwirtschaftlichen Aktionen zwischen mündigen Bürgern verbieten, obwohl der normale Transfer von Leistungen und Geld zwischen zwei Menschen durchaus legitim sei; immerhin werde davon kein Dritter betroffen.
Auf der anderen Seite verfüge der Staat über keine Möglichkeit, Privatwirtschaft so unnötig zu machen, daß die Bürger freiwillig darauf verzichten, dazu seien die Vorlieben der Menschen schlicht zu verschieden.
4.3 Nachträgliche Umverteilung
Aus diesem Grund müsse der Musterzustand immer wieder durch Umverteilung wiederhergestellt werden. Doch auch hiergegen wehrt sich Nozick. Er führt an, daß keinem Eigentümer Besitz genommen werden dürfe, außer in der Berichtigung eines ungerechten Zustands. Nun könne aber ein Zustand nicht als ungerecht bezeichnet werden, der nur durch normale, freiwillige Transfers zustande gekommen sei. Daher sei Umverteilung ungerecht.
Nozick bezeichnet in diesem Zusammenhang Steuern als Zwangsarbeit. Dies begründet er damit, daß ein Mensch, um bei gleichbleibendem Nettoeinkommen seine Steuern zahlen zu können, zusätzliche Arbeit leisten müßte.
4.4 Nozicks Ansicht
So kommt Nozick zu dem Schluß, daß der Mensch ein Recht auf seine naturgegebenen Privilegien habe. Unabhängig davon, ob dies jetzt"moralisch zufällig" sei, der Mensch diese Privilegien verdient habe oder nicht - er habe das Recht, diese Privilegien und alle daraus resultierenden Vorteile zu behalten.
Auch auf diese Weise würden diese naturgegebenen Vorteile wieder der Gesellschaft zugute kommen, denn die anderen Menschen profitierten im Handel und in der Zusammenarbeit mit dem Privilegierten von seinen Vorteilen. Sollte den anderen Menschen ihr entstehender Profit dabei zu klein werden, dann könnten sie schließlich die Zusammenarbeit aufgeben.
Eine Ausnahme sei die Neuschaffung von Besitz, denn dabei eigneten sich die Schaffenden häufig auch Allgemeingut an (z.B. beim Fördern von Rohstoffen, Neugewinn von Land,...). Nozick definiert für diese Fälle die Regel, daß Schaffende dieses Allgemeingut in ihren Besitz bringen dürfen, solange die übrigen Menschen es weiterhin so benützen können wie zuvor.
5. Kritik an Nozicks Liberalismus
Gerade Nozicks Hauptwerk"Anarchy, State and Utopia" wurde zum Ziel schwerer Kritik. Hier einige Ansatzpunkte:
5.1 Wohlfahrtsstaat
Häufig wird kritisiert, wohlfahrtsstaatliche Elemente fehlten im"minimal state" völlig. Alte, Kranke und Behinderte würden bei konsequenter Anwendung von Nozicks Philosophie verarmen. Dadurch würde sogar dem Wirtschaftssystem der oberen Schichten die Grundlage entzogen.
5.2 Gleiche Startchancen
Überhaupt sei es gerechter, jedem Menschen in etwa die gleichen Startchancen zu geben. In Nozicks System entstehe ein Teufelskreis der Armut, der schließlich zu einer Art von unverrückbarem Kastenwesen führen würde.
5.3 Freiheit oder Zwang?
James A. Hammerton zweifeilt in seinem Essay"A Critique of Libertarianism" die Zwangsfreiheit des freien Markts an. Denn auch im Liberalismus gelte das nur, solange sich alle Beteiligten freiwillig an die Regeln und Gesetze halten. Ebensogut könne man sagen, der Sozialismus sei ein System ohne Zwang, solange sich alle Beteiligten freiwillig an die Regeln und Gesetze halten.
5.4 Austausch zwischen Zweien?
Hammerton gibt weiterhin zu bedenken, daß häufig sogenannte"gerechte" Transaktionen zwischen zwei Beteiligten schwerwiegende Auswirkungen auf am Entscheidungsprozeß nicht beteiligte Dritte nach sich ziehen können. Als Beispiel dem Aufkauf von Rohstoffen durch einen Menschen, der dadurch das Quasi-Monopol erhält.
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