--><font size="5">Französische Regierung rettet Alstom</font>
Staat will mit 30 Prozent beim Industriekonzern einsteigen
EU-Wettbewerbshüter müssen noch zustimmen
Paris - Der französische Staat will mit 30 Prozent bei Alstom einsteigen und den schwer angeschlagenen Industriekonzern damit vor der Pleite retten. Finanzminister Francis Mer meldete das Vorhaben am Dienstag bei EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti an. Frankreich will demnach die Hälfte der geplanten Alstom-Kapitalerhöhung von 600 Mio. Euro übernehmen und aus dem Stand zum größten Aktionär des Unternehmens aufsteigen. Die Europäische Kommission äußerte prompt"Zweifel" am Rettungsplan. Ob Brüssel den Plan abschließend billigt, gilt als offen.(siehe unten Der Handel mit der Alstom-Aktie blieb zunächst ausgesetzt.
Nach Angaben aus Bankenkreisen suchen das Pariser Finanzministerium und mehrere Dutzend teils ausländischen Gläubigerbanken seit gut einer Woche fieberhaft nach einer Lösung für die schwere Finanzkrise bei Alstom. Die Unternehmen würden gedrängt, dem Plan zuzustimmen und damit eine Pleite zu verhindern, die wirtschaftliche Wellen in ganz Europa schlagen könnte, hieß es. Alstom beschäftigt rund 110 000 Menschen rund um den Globus, 75 000 davon in Europa. Zudem hängen zehntausende Jobs bei Zulieferern an dem Konzern, der unter anderem als Hersteller der Hochgeschwindigkeitszüge TGV, von Kraftwerken und Schiffen zu Frankreichs strategisch wichtigsten Firmen zählt. Die Geldnöte des Unternehmens begannen bereits vor Jahren. Ein Grund waren technische Probleme bei Produkten wie den Gasturbinen.
Hinzu kamen konjunkturelle Schwierigkeiten, verbunden mit einem schwachen Energiemarkt und einer Vertrauenskrise.
Von Alstoms Schicksal abhängig sind aber auch die Banken BNP Paribas, Crédit Agricole-Crédit Lyonnais und Société Générale, da sie bei Alstom Risiken von jeweils mehr als einer Mrd. Euro eingegangen sind. Der Konkurs von Alstom könnte also ein wahres Bankensterben in Frankreich auslösen. Daher schaut man jetzt in Frankreich gespannt nach Brüssel. Wettbewerbskommissar Mario Monti steht dem Vorhaben skeptisch gegenüber. Brüssel habe Zweifel, ob ein privater Investor zum derzeitigen Zeitpunkt eine ähnliche Investition tätigen würde, wie sie der französische Staat nun plane, sagte Montis Sprecher Tilman Lüder. Monti habe demnach in einem Telefonat mit Mer gebeten, ihm entsprechend den EU-Regeln für Staatshilfen dringend alle Informationen über das Vorhaben zur Verfügung zu stellen.
Die bisherigen Aktionäre hatten Anfang Juli auf einer Hauptversammlung grundsätzlich Grünes Licht für die Alstom-Kapitalerhöhung gegeben. Am Montag hatte das Unternehmen bekannt gegeben, es stehe"in fortgeschrittenen Verhandlungen, um seine finanziellen Bedürfnisse befriedigen zu können". Der Konzern ließ den daraufhin gestoppten Börsenhandel mit der Alstom-Aktie am Dienstag weiter ausgesetzt.
Nach Ansicht von Merrill Lynch-Analyst Raymond Greaves zeigt das Eingreifen des Staats, wie katastrophal die finanzielle Situation von Alstom wirklich ist. Alstom-Chef Patrick Kron hatte versprochen, die Finanzen seines überschuldeten Konzerns zu sanieren. Zuletzt hatte Alstom weniger als eine Mrd. Euro verfügbares Kapital bei mehr als fünf Mrd. Euro Schulden und mittelfristig fälligen Krediten von rund neun Mrd. Euro. Der Konzern stieß bereits für rund 1,1 Mrd. Euro seine Turbinensparte an den deutschen Konkurrenten Siemens ab, eine weitere Sparte soll an den Atomkonzern Areva verkauft werden. AFP/wü
<font size="4">Alstom-Rettung: EU-Kommission plant aber Verfahren </font>
Brüssel - Die Rettung des angeschlagenen französischen Industriekonzerns Alstom steht auf der Kippe. Die EU-Kommission erwägt, gegen Frankreich ein Prüfverfahren wegen unrechtmäßiger staatlicher Beihilfen einzuleiten. Die Regierung will Alstom mit rund 300 Mio. Euro zur Seite springen und im Zuge einer Kapitalerhöhung rund 30 Prozent der Aktien übernehmen. Der Konzern, der Hochgeschwindigkeitszüge, Kreuzfahrtschiffe und Turbinen herstellt, steckt in einer schweren Liquiditätskrise.
"Wir bestehen darauf, dass Frankreich der Kommission einen detaillierten Bericht über jede der geplanten Maßnahmen abliefert", sagte ein Kommissionssprecher. Am Dienstag habe es ein Krisengespräch zwischen Wettbewerbskommissar Mario Monti und Frankreichs Finanzminister Francis Mer gegeben. Dabei habe Mer zugesagt, dass der Bericht in Kürze eingehen werde. Die Kommission kann staatliche Beihilfen für private Unternehmen verbieten, wenn dadurch der Wettbewerb verzerrt wird. rid
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