--><font size="4">Auf unserem Planeten kennt jeder jeden über sechs Ecken</font>

New York - Die Welt ist klein und über eine Hand voll Ecken ist bekanntlich jeder mit jedem bekannt. Doch erst mit Hilfe des weltumspannenden Internet lässt sich die genaue Zahl jener"Ecken" jetzt vergleichsweise einfach ermitteln, über die sich die Linie des Miteinander-bekannt-Seins um den Globus schlängelt.

Amerikanische Soziologen haben den E-Mail-Verkehr von 61 168 Freiwilligen aus 166 Ländern analysiert und dabei herausgefunden, dass jeder jeden über durchschnittlich sechs Ecken kennt.

Auf diese Weise hat das Wissenschaftlerteam um Professor Duncan Watts von der Columbia University in New York die bereits in den sechziger Jahren aufgestellte Small-World-Hypothese anhand des weltumspannenden Datennetzes bestätigt. Der amerikanische Sozialpsychologe Stanley Milgram hatte bereits Ende der sechziger Jahre in einem klassischen Experiment herausgefunden, dass jeder Mensch über durchschnittlich sechs Bekannte mit jedem anderen Menschen bekannt ist.

Die Teilnehmer des neuen Projekts von Duncan Watts sollten eine E-Mail so lange weiterleiten, bis diese einen von 18 vorbestimmten Empfängern in 13 Ländern erreichte. Von denen waren Daten wie Name, Beruf und Wohnort bekannt. Die Studienteilnehmer sandten ihre elektronische Post dazu an Bekannte, von denen sie annahmen, dass diese näher am Zielobjekt"dran" waren. Auf diese Weise entstanden 24 163 E-Mail-Ketten, die Duncan mit seinen Kollegen auswertete. Ihre Ergebnisse veröffentlichen sie heute in der amerikanischen Fachzeitschrift"Science". Im Durchschnitt waren sechs Weiterleitungen nötig, um den Empfänger zu erreichen.

Eine der jetzt beschriebenen E-Mail-Ketten nahm ihren Ursprung in der Stadt Eastbourne in Großbritannien. Ein britischer Offizier sandte die Nachricht zu einem Onkel im ugandischen Kampala, von wo aus sie zu dessen Internet-Freundin Karina nach Moskau gelangte. Karina war mit Zinerva aus Nowosibirsk zur Schule gegangen, wohin sie die Mail weiterleitete. Zinerva wiederum hatte mit dem"Zielobjekt" Olga studiert, die ebenfalls in Nowosibirsk wohnt - und beendete die Kette, indem sie sie zum letzten Mal weiterschickte.
Das neue Experiment im Internet zeigt, dass die Hypothese von der"kleinen Welt" immerhin im Internet Bestand hat. Ein endgültiger und wissenschaftlich unanfechtbarer Beweis dafür, dass alle rund sechs Milliarden Menschen über sechs Ecken miteinander bekannt sind, sind allerdings auch diese Ergebnisse noch nicht. K.B.

Weitere Informationen im Web:
http://smallworld.columbia.edu/
http://www.welt.de/data/2003/08/08/149129.html