--><font size="4">EZB macht Hoffnung auf baldigen Aufschwung</font>
Parkett rätselt über eine mögliche Zinswende
von Anja Struve
Frankfurt/Main -"Alles wird gut" - so lautet kurz gefasst die jüngste Botschaft der Europäischen Zentralbank (EZB). Zwar befindet sich der 18-köpfige EZB-Rat derzeit in der Sommerpause, doch der am Donnerstag veröffentlichte Monatsbericht lässt wenig Zweifel am wachsenden Konjunkturoptimismus der Währungshüter. Es gebe"immer mehr Grund für die Erwartung, dass sich die Wirtschaftstätigkeit in der zweiten Jahreshälfte 2003 allmählich erholen und im Jahr 2004 festigen wird", schreiben die Notenbanker in ihrem Vorwort.
Optimistisch stimmt die EZB vor allem die wachsende Zuversicht von Unternehmen und Verbrauchern. Der Preis dämpfende Effekt des festeren Euro und das für Investitionen günstige niedrige Zinsniveau sollten mit dazu beitragen, dass erstmals seit langem die europäische Binnenkonjunktur wieder kräftig anzieht. Doch auch beim Export rechnet die EZB angesichts der einsetzenden Konjunkturholung in anderen Teilen der Welt mit einer steigender Nachfrage, die auch die negativen Folgen der Euro-Aufwertung ausgleichen sollte.
Zuversichtlicher als bisher fällt auch das Bild aus, das die EZB vom Bankensektor zeichnet. Zwar hätten die Kreditinstitute die Richtlinien für die Kreditvergabe im zweiten Quartal noch einmal leicht verschärft, es gebe aber mittlerweile Anzeichen für eine nachlassende Tendenz. Gleichzeitig könnten die Erträge der Banken in der zweiten Jahreshälfte wieder steigen und die Kreditinstitute die Talsohle noch in diesem Jahr durchschreiten.
Ungeachtet der erwarteten Konjunkturerholung rechnet die Notenbank aber nicht mit einem raschen Anstieg der Teuerungsrate. Vielmehr werde die Inflation auf mittlere Sicht unter, aber nahe zwei Prozent liegen. Das Zinsniveau sei derzeit"angemessen".
Trotz dieser klaren Aussage streiten sich Ã-konomen und Investoren momentan allerdings darüber, wann die EZB den nächsten Zinsschritt macht - und in welche Richtung dieser gehen wird. So beurteilen viele Volkswirte die Konjunkturentwicklung der nächsten Monate weiterhin eher skeptisch und rechnen mit einer weiteren Zinssenkung zum Jahresende."Angesichts sinkender Inflationsraten und einer weiterhin recht schwachen Wirtschaft hat die EZB keinen Grund, die Zinsen nicht noch einmal zu senken", meint etwa Ines Lopes von Goldman Sachs. Im Gegensatz dazu spekulieren viele Investoren an den Renten und Terminmärkten auf den baldigen Aufschwung und höhere Leitzinsen.
Seit Mitte Juli sind deshalb bereits die Renditen für langfristige Staatsanleihen am Rentenmarkt rasant gestiegen. Doch auch an den Terminmärkten haben die Zinsen für kurzlaufende Kredite mittlerweile einen gewaltigen Sprung gemacht. Den Kursen zufolge stufen die Investoren die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung der EZB im kommenden Jahr auf über 50 Prozent ein. Viele Ã-konomen halten das für übertrieben. Sie rechnen mehrheitlich damit, dass die Leitzinsen sehr lange sehr niedrig bleiben werden, um den Aufschwung nicht zu gefährden. Allerdings: In den vergangenen Jahren fielen die Erwartungen der Terminmärkte oftmals treffsicherer aus als so manche Prognose der Ã-konomen.
<ul> ~ Original hier</ul>
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