--><font size="5">Hü und Hott um deutsche Aktien </font>
Goldman Sachs rät zum Rückzug vom Dax -
Empfehlung ist bei Angelsachsen aber umstritten
von Holger Zschäpitz
Berlin - Vom Prügelknaben zum Hoffnungsträger und wieder zurück. So lässt sich die Karriere des deutschen Aktienmarktes in den Augen vieler ausländischer Investoren beschreiben. Großer Abkanzler war zuletzt Goldman Sachs. Nach der jüngsten kräftigen Rallye trauen die Strategen der US-Investmentbank dem Dax nichts mehr zu."Time to say Auf Wiedersehen" überschrieb der angesehene Goldman-Stratege Peter Oppenheimer seine jüngste Expertise."Die Dax-Outperformance ist in Relation zu den wirtschaftlichen Aussichten viel zu weit gegangen. Andere Märkte bieten nun spannendere Perspektiven."
Die Studie der einflussreichen Investmentbank kommt zu einem denkbar ungeeigneten Moment. Denn gerade hatten insbesondere angelsächsische Anleger den deutschen Finanzplatz wieder entdeckt und sich mit Aktien hiesiger Gesellschaften eingedeckt. Der Anteil deutscher Aktien in amerikanischen Portfolios kletterte nach einer Reuters-Umfrage von 2,4 Prozent im März auf 3,6 Prozent im Juli; in Großbritannien stieg der Anteil von 2,6 auf drei Prozent.
Auf den Kauflisten der Investoren ganz oben standen etwa Allianz, Deutsche Bank oder Siemens. So stieg im ersten Halbjahr der Anteil der Allianz-Papiere im Auslandsbesitz von rund 30 Prozent auf aktuell gut 40 Prozent. Auch bei den deutschen Bankaktien lockte die Aussicht auf eine Gewinnwende die Investoren an."Wir haben unseren Bestand an Deutsche-Bank-Aktien aufgestockt", sagt Andrew Bell, Stratege bei Carr Sheppards Crosthwaite in London."Längst sind wir nicht mehr so negativ gegenüber Deutschland eingestellt."
Das könnte sich nun ändern. Die Frage ist, inwieweit die Goldman-Studie die Annäherungsversuche Richtung Frankfurt wieder stoppen werden."Es besteht bei vielen Investoren die Skepsis, ob die ökonomischen Grunddaten den jüngsten Dax-Anstieg rechtfertigen. Andererseits sind die meisten unserer Kunden weiter untergewichtet in deutschen Aktien. Dies wird zum Risiko, sollte der Dax weiter davonlaufen", nennt Roger Hirst, Stratege beim US-Brokerhaus Bear Stearns, das Dilemma. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Reformfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft."Eins ist klar: Erst wenn die jetzt diskutierten Reformgesetze wirklich von Bundestag und Bundesrat abgesegnet sind, werden unsere amerikanischen Kunden deutsche Aktien in ihren Portfolios übergewichten", sagt Hirst.
An generellem Interesse für deutsche Dividendenpapiere mangelt es jedenfalls bislang nicht. Während Hirst auf einer US-Tournee den Investoren über deutsche Aktien und den Zustand der Volkswirtschaft Rede und Antwort stehen musste, veranstaltet Ben Funnel, Stratege bei Morgan Stanley, auf Grund der zahlreichen Anlegeranfragen regelmäßig Telefonkonferenzen ausschließlich zum Thema Deutschland. Grund sei neben den Reformdiskussionen der Zustand der deutschen Wirtschaft, sagt Funnel."Das Wachstum ist am Tiefpunkt angekommen. Von hier kann es eigentlich nur noch aufwärts gehen." Jüngst haben die Ã-konomen von Morgan Stanley ihre Prognose für das Wachstum des deutschen BIP 2004 von 1,8 auf 2,1 Prozent angehoben. Impulse erwarten sie vor allem von einem Anspringen des privaten Konsums.
Unter den Strategen tobt nun ein Glaubenskrieg, ob die besseren Aussichten nach der Rallye schon in den Kursen enthalten sind oder nicht. Für den Dax spricht, dass die hier enthaltenen Titel noch immer einen Bewertungsabschlag gegenüber anderen Märkten aufweisen. Goldman-Sachs-Stratege Oppenheimer hält diesen aber für gerechtfertigt. Denn deutsche Aktien litten wesentlich stärker unter der Euro-Stärke. So gehen 14 Prozent der Exporte in Länder außerhalb der Eurozone, in Großbritannien liegt der Anteil lediglich bei acht P
rozent. Und bei den Leitzinsen sei Deutschland wegen seiner im Vergleich äußerst niedrigen Wachstums- und Teuerungsraten klar benachteiligt. Das Prügelknaben-Image wird Deutschland daher nicht so schnell ablegen.
<ul> ~ Original hier</ul>
|