-->Teil 3: Hintergründe des Irak-Kriegs
Gegner des Irak-Kriegs demonstrierten meist unter der Formel „Kein Blut für Ã-l“ und unterstellten den USA, den Irak nur wegen den Interessen amerikanischer Ã-lfirmen am schwarzen Gold des Landes anzugreifen. Dabei wird jedoch vergessen, dass die langfristigen Gesamtkosten des Krieges und der Besetzung den Wert allen Ã-ls des Irak sogar übersteigen, was den Einsatz nur aus diesem Grund nicht lohnenswert macht.
Es waren viele verschiedene Gründe, die die USA veranlassten, unter allen Umständen den Irak anzugreifen und zu besetzen. Für sich alleine mögen die Gründe zwar keinen solchen Krieg rechtfertigen, insgesamt gesehen war es für den Machterhalt der USA jedoch unerlässlich diesen Krieg zu führen. Der Irak stellt hierbei wohl nur das arme Opfer hoher Weltpolitik und Wirtschaftskämpfen zwischen anderen Großmächten dar.
Der am wenigsten öffentlich bekannte, aber gewichtigste Kriegsgrund war der Umstieg des Irak vom Petrodollar auf den Euro im November 2000. Dieser Schritt wurde getan, weil hohe französische und deutsche Politiker den Irak dazu gedrängt hatten, seine Währungsreserven in Euro umzutauschen. Es stellte einen Präzedenzfall dar, den die USA nicht ungestraft lassen konnten, wenn sie die Stellung des Dollar als Weltwährung nicht gefährden wollten.
Seit dem Umstieg des Irak flossen alle aus dem Ã-lhandel des Landes erwirtschafteten Gelder in Form von Euro auf eine französische Bank und nicht mehr als Dollar auf eine amerikanische. Kurze Zeit später meldeten auch Länder wie Iran, Nordkorea und Venezuela an, eventuell ihr Ã-l in Euro handeln zu wollen. Es war also höchste Zeit für die USA, endlich einzugreifen. In dieser Hinsicht stellt der Irak-Krieg ein Warnsignal an alle anderen Länder dar, noch nicht mal auf den Gedanken zu kommen, auf den Euro umzusteigen. Ansonsten droht die amerikanische Militärmacht.
So war es auch die erste Amtshandlung der amerikanischen Besatzer die Währungsreserven des Irak wieder auf den Dollar umzustellen. Der Krieg scheint auch vorerst Wirkung gezeigt zu haben. Viele Länder zögern mit dem Umstieg. Allerdings hat der Krieg dem Rest der Welt auch gezeigt, dass man sich vom Dollar lösen muss, um nicht von den USA erpresst werden zu können. Auf längere Sicht hat also der Krieg den Interessen der USA wahrscheinlich mehr geschadet, da er den Umstieg mancher Länder eher beschleunigen wird.
Russlands Präsident Putin hat beispielsweise Anfang Juli bei einer Versammlung in Brüssel angekündigt, den Ã-lhandel Russlands mit Europa vielleicht schon bald in Euro abwickeln zu wollen. Dieser Schritt würde den USA einen schweren Schlag versetzen, da Russland immer noch die einzig verbliebene Militärmacht darstellt, der die USA nicht gewachsen ist. Und je mehr Ã-l produzierende Länder auf den Euro umsteigen, desto wahrscheinlicher wird ein Umstieg der gesamten OPEC.
Die langfristige Zerschlagung der OPEC ist ein inoffizielles Ziel der US-Politik, da die USA unbedingt ihre Abhängigkeit von der Organisation verringern wollen. Zum Erreichen dieses Ziels ist die Besetzung des Irak unausweichlich. Der Irak besitzt die 2. größten Erdöl-Reserven der Welt. Würde ein besetzter Irak sein Ã-lproduktion enorm hochschrauben und aus der OPEC austreten, könnten die USA mit Hilfe des irakischen Ã-ls den Weltmarkt überschwemmen. Die Profite für die amerikanischen Großfirmen sind hierbei wohl nur ein positiver Nebeneffekt.
Bei einem überschwemmten Ã-lmarkt wäre die OPEC nicht mehr fähig, die Preise stabil zu halten. Ihr Zusammenbruch wäre unausweichlich und die USA könnten die Kontrolle über die Ã-lreserven ausbauen. Damit würden sie die Weltwirtschaft noch stärker zu ihrem Vorteil steuern können als sie das ohnehin schon tun. Hohe Ã-lpreise würden vor allem Europa und Japan treffen, niedrige Preise würden russisches Ã-l vom Markt drängen und damit Russland schaden.
Diese beiden Fakten, die Sicherung des Dollar-Status und die angestrebte Zerschlagung der OPEC, können als die Hauptgründe des Irak-Kriegs angesehen werden. Hinzu kommt noch, dass durch die Besetzung ein gesicherter neuer Markt für amerikanische Firmen entstanden ist, welcher der US-Wirtschaft wieder mit auf die Beine helfen soll, während die restliche Welt noch mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen hat.
Wie krass die USA vor allem europäische und asiatische Unternehmen vom Wiederaufbau des Irak ausschließen wollen zeigen einige Beispiele. Einigen Iraker, die genügend Kapital hatten, bauten vor wenigen Wochen ein provisorisches Handy-Netz in Bagdad und Umgebung auf, das großen Anklang bei der Bevölkerung fand. Nicht nur, dass dies ohne Kooperation mit den Amerikanern geschah, sie benutzten auch noch den europäischen Handy-Standard GSM. Amerikanische Firmen, die den CDMA-Standard verwenden, wurden also sogar ausgeschlossen.
Nach wenigen Tagen wurde das irakische Unternehmen genötigt, das Netz abzuschalten. Stattdessen wurde ein „Wettbewerb“ für den Aufbau eines Handy-Netzes ausgeschrieben, das allerdings auf dem amerikanischen Standard aufgebaut werden soll. Die Iraker bekamen keine Entschädigung. Ähnlich verhält es sich im medizinischen Bereich. Die US-Übergangsverwaltung hat erlassen, dass alle neuen medizinischen Geräte im Irak nur auf US-Standards basieren dürfen, was alle europäischen und asiatischen Unternehmen von vornherein vom Wettbewerb ausschließt.
Den schwerwiegendsten Eingriff in die „freie Marktwirtschaft“ stellt allerdings die Anonymität für US-Ã-lfirmen im Irak dar, die Präsident Bush per Dekret erlassen hat. Amerikanische Ã-lfirmen dürfen im Irak tun und lassen was sie wollen und können nicht für etwaige Verbrechen belangt werden. Dies gilt für alle Straftaten, ein Arbeiter darf das Unternehmen bei unmenschlichen Arbeitbedingungen noch nicht einmal mit Hinweis auf seine Arbeitsrechte verklagen. In diesem Fall ist der Vorwurf an die USA, im Irak nur die Interessen seiner Großfirmen zu vertreten, durchaus berechtigt.
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