-->>Hallo Tempranillo,
Ich muß zugeben, daß ich wirklich zuerst dachte: Urschuld=Erbsünde.
Auch wenn das definitionsgemäß nicht der Fall sein sollte, so muß man doch eine starke Ähnlichkeit der Bedeutung konstatieren:
"Eine Schuld, die einem durch die bloße eigene Existenz zufällt."
Ich denke, es ist wirklich schwierig, wirklich Neues zu denken.
bob
>Mir ist nicht ganz klar, warum sich Diskussionen oft am bloßen Wort, an der Buchstabenfolge, möchte ich sagen, entzünden? Wäre es nicht besser, sich auf den Begriff zu konzentrieren?
>Eines dieser Beispiele ist der Ausdruck"Verschwörung", der bei manchen, darunter solche wie der alte journalistische Fahrensmann Hans Leyendecker, die ihren Lebensunterhalt damit bestreiten oder zumindest bestreiten sollten, den Sprachgebrauch auf seinen Wirklichkeitsbezug hin abzuklopfen.
>Mir ist nicht klar, warum er auf"Verschwörung" so allergisch reagiert. Das ganze Leben besteht doch aus Verschwörungen, großen und kleinen. Nur kennt man sie im Alltag halt als Intrigen, Filz, Klüngel, Kungelei, Amigo-System, Preisabsprachen, Kartelle etc.
>Versuchen wir doch mal, die Sache an ihrer Quellen zu fassen. Mit Verschwörungen sind wir doch groß geworden. Solchen, die in Treppenhaus und Hinterhof angezettelt werden, wenn Frau Maier und Müller sich gegen Frau Schmidt verbünden, weil man so einer,"ich muß schon sagen, Person, wer bei der alles ein und aus geht, ein Betrieb herrscht dort, also rund um die Uhr, das können sie sich nicht vorstellen - für so was hat unsereiner gar keine Ausdrücke. Na ja, unseren Teil können wir uns schon denken."
>"Da wundert es mich nicht, wenn der Abfall immer neben der Tonne landet. Was ich neulich, ich habe mal nachgesehen, gefunden habe, unvorstellbar. Mehr Schnapsflaschen wie in einer Bar."
>Gibt es so etwas nicht auch auf dem Affenfelsen, wenn eine Gruppe von Schimpansen sich gegen eine andere verbündet? Das scheint mir geradezu die Essenz des Sozialverhaltens von Primaten.
>Komisch, wenn ich in der Glotze was über eine Affenhorde sehe, wird das Paarungsverhalten immer lang und breit ausgeschlachtet, man möchte meinen, man hat den Kanal von Beate Uhse oder Theresa Orlowski eingestellt, aber das andere, die sozialen Aspekte, fällt unter den Tisch. Vermutlich sind die Ähnlichkeiten zu"unserer parlamentarischen Demokratie", zu Helmut Kohl und Michael Glos in der Rolle des Sekundärschimpansen, viel zu stark.
>Theodor W, Adorno, habe ich gestern gesehen, war ein Fan der Sendung"Daktari". Ich glaube, er hat gewußt, warum!
>Ob Hans Leyendecker ebenfalls weiß, warum er sich an dem Wort Verschwörungstheorie hochzieht, wäre interessant zu wissen. Er, als Redakteur des - halbwegs intelligenten - Flaggschiffs der Systempresse, müßte wissen, auf welchem Seelenverkäufer er angeheuert hat.
>In Wahrheit ist doch das Nürnberger Kriegsverbrechertribunal das eigentliche Redaktionsstatut der Süddeutschen Zeitung. Und wie lautete doch der erste Anklagepunkt?"Verschwörung gegen den Weltfrieden."
>Woher also die ganze Erregung? Der Begriff ist seit 1945 geadelt.
>Wer Verschwörungen abstreitet, ist vielleicht auch ein Holocaust-Leugner. Wehret den Anfängen, kann ich da nur sagen! Wo bleibt der Protest der deutschen Gutmenschen?
>>Gibt es das Wort"plot" eigentlich im urenglischen, oder sind"Intrigen" aller Art nicht vielleicht wirklich jenseits des großen Teiches erfunden worden?
>Habe gerade im Wörterbuch nachgeschlagen."Plot" heißt Verschwörung, Intrige. [img][/img]
>Ein anderes Beispiel, wie man in den Dschungel kommen kann, wenn man sich am bloßen Wort, einer Folge von Buchstaben, festbeißt, ist die Diskussion um dottores"Urschuld".
>Mag sein, ich habe nicht verstanden, wie dottore den Begriff definieren möchte, aber ich wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, die"Urschuld" metaphysisch aufzuladen.
>Mir scheint, Entschuldigung, Bob und Dieter, ihr verwechselt"Urschuld" mit"Sünde" oder gar"Erbsünde".
>Davon war doch nie die Rede. So weit ich dottore verstanden habe, meint er mit"Urschuld" den Zwang"Leistung zu erbringen". Konkret, die Leistung/Arbeit zur Sicherstellung des eigenen Lebensunterhalts.
>Ich halte die Begriffsgebung"Urschuld"/"Kontraktschuld" sogar für ausserordentlich glücklich gewählt.
>Beides verbindet der Zwang, zu leisten, zu arbeiten!
>Im ersten Fall wegen der unabweisbaren biologischen Gegebenheiten (wer nichts zu essen hat, wird über kurz oder lang zu Grunde gehen) im anderen Fall aufgrund eingegangener (Darlehns-) Verpflichtungen.
>Tempranillo
|